Branche vor „technologischem Weckruf“

Digitalisierung, Big Data und künstliche Intelligenz haben das Potenzial, die weltweite Schifffahrt zu revolutionieren, Grafik: Wärtsilä

Hubert Hoffman, CIO und CDO von MSC Germany: „Wer in Zukunft vorne dabei sein will, muss zunächst die gewohnten Prozesse hinterfragen.“, Foto: MSC
Was bedeutet der digitale Wandel konkret für die maritime Wirtschaft – und welche Technologien sind hier die Innovationstreiber? Auf dem Maritime Future Summit (MFS) im Rahmen der SMM in Hamburg wollen die Teilnehmer die Zukunftsperspektiven der Branche diskutieren. Vierter und letzter Teil der THB-Vorschauserie zur diesjährigen Weltleitmesse.
Digitalisierung, Big Data, Künstliche Intelligenz: Die neuen Technologien haben das Potenzial, die weltweite Schifffahrt zu revolutionieren. „Mind the gap – bridging disruptive technologies“ lautet entsprechend das Thema des MFS, der am 3. September, einen Tag vor Eröffnung der SMM, stattfindet. Dazu diskutieren hochkarätige Experten in zwei Panels, wie sich die Digitalisierung und andere Megatrends sinnvoll nutzen lassen, um Schifffahrt und Schiffbau transparenter, effizienter und damit fit für die Zukunft zu machen.
Denn in der Vernetzung von Schiffen und Häfen liegt eine enorme Chance für die Schifffahrt. Aus der Perspektive einer Linienreederei geht Hubert Hoffmann, CIO und CDO von MSC Germany, in seinem Eingangsreferat „New thinking in shipping“ das Thema an. Die These des IT-Spezialisten: „Wer in Zukunft vorne dabei sein will, muss zunächst die gewohnten internen und externen Prozesse im Unternehmen hinterfragen.“
Welche Rolle die maritime Wirtschaft in der Logistikkette spielen kann, erläutert Ulf Sive vom Sea Traffic Management Validation Project der schwedischen Schifffahrtsverwaltung. Wichtiger Baustein ist nach seiner Ansicht ein standardisierter Informationsaustausch, der Einfluss auf Handelsströme und Geschäftsmodelle ausüben kann.
Zahlreiche Forschungseinrichtungen und Unternehmen beschäftigen sich intensiv mit dem Thema autonome Schifffahrt, erste Tests verliefen bereits erfolgreich. Doch wer haftet dafür, wenn etwas schiefläuft? Wu Sun von der chinesischen Klassifikationsgesellschaft CCS bewertet in seinem Vortrag die technischen und rechtlichen Aspekte.
Die Ergebnisse eines umfassenden Forschungsprojekts des japanischen National Maritime Research Institute (NMRI) referiert dessen wissenschaftlicher Leiter Kohei Matsuo: Die „Technology Roadmap to 2050“ eröffnet den Blick darauf, wie stark innovative Technologien Schifffahrt und Schiffbau verändern werden. Unter der Federführung der Japan Ship Technology Research Association (JSTRA) haben die Forscher innovative Technologien in unterschiedlichen Sektoren und verschiedenen Ländern betrachtet.
Christian Roeloffs, Managing Director von Container xChange, erläutert, welche Effizienzgewinne und letztlich Kostenvorteile im Wettbewerb sich durch eine zunehmende Vernetzung der Akteure und ein immer ausgefeilteres Supply-Chain-Management erzielen lassen.
Auf welche Weise sich Schifffahrt und Häfen in disruptiven Märkten am besten positionieren, erläutert Mikko Lepistö, Director of Software and Automation Operations bei ABB Marine and Ports Business.
Der Chef der Forschungsabteilung von DNV GL Maritime, Pierre C. Sames, wagt einen Blick ins Jahr 2030: Wie werden künstliche Intelligenz und die Nutzung von digitalen Zwillingen die Arbeit einer Klassifikationsgesellschaft verändern? In der Produktion dürften vor allem die 3D-Druck-Technologie und die Evolution der Smart Factory, die Automatisierung der Prozesse durch Algorithmen und Roboter, erhebliche Strukturveränderungen zur Folge haben: Einen „technologischen Weckruf für die Schiffbauindustrie“ nennt das Nick Danese, CEO des französischen Ingenieurdienstleisters NDAR. „Flankiert wird das Thema von einer Sonderschau zum 3D-Druck mit Live-Demonstrationen auf dem Messegelände“, kündigt Claus Ulrich Selbach, Bereichsleiter Maritime und Technologiemessen beim SMM-Veranstalter Hamburg Messe und Congress GmbH, an.
Die Veranstaltung wird von Prof. Volker Bertram von der World Maritime University moderiert und findet ihre praktische Verlängerung an den folgenden vier Tagen, wenn Besucher der SMM auf dem Gelände der Hamburg Messe – unter anderem entlang der „Digital Route“ – zahlreiche technologische Innovationen hautnah erleben können. bo