Finanzhilfen für Hapag-Lloyd verteidigt

Der weltgrößte Reisekonzern TUI will die milliardenschweren Belastungen durch sein Sorgenkind Hapag-Lloyd möglichst schnell abschütteln.

Das Unternehmen will dadurch den Spielraum für sein Kerngeschäft Touristik erhöhen, sagte Vorstandschef Michael Frenzel gestern bei der Hauptversammlung in Hannover. Erst wenn das Engagement bei Hapag-Lloyd „zu angemessenen Werten" zurückgefahren wurde und sich das Geschäft in der Touristik verbessere, seien wieder Dividenden möglich. Zugleich verteidigte Frenzel die Finanzhilfen des Reisekonzerns für die angeschlagene Container-Reederei gegen die Kritik des Großaktionärs John Fredriksen. Es habe nur die Wahl gegeben, „für diese Gesellschaft ein Rettungspaket zu schnüren oder Hapag-Lloyd untergehen zu lassen". Letzteres hätte allerdings auch den Wert der TUI-Aktie drastisch und nachhaltig vermindert.

Nach Frenzels Darstellung wäre TUI ohne den Teilverkauf von Hapag-Lloyd „insgesamt in schwere See geraten". Darlehen an Hapag-Lloyd rechtfertigte er mit der drohenden Insolvenz der Reederei, die von der Wirtschaftskrise schwer getroffen worden war. Inzwischen stiegen allerdings die Chancen, dass die Hamburger Gesellschaft schneller als erwartet in ruhigeres Fahrwasser gerate. Bei Hapag-Lloyd gebe es wegen steigender Frachtraten „Licht am Horizont". Die Reederei hatte zuletzt ihre Verluste deutlich verringert.

Der TUI-Konzern ist an seiner früheren Tochtergesellschaft Hapag-Lloyd noch mit 43 Prozent beteiligt. Die restlichen Anteile liegen bei dem Hamburger Konsortium „Albert Ballin" um den Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne.

Zusammen mit den im Zuge des Rettungspakets erteilten Darlehen ist TUI mit 2,5 Milliarden Euro bei Hapag-Lloyd engagiert. Mittelfristig will sich der Konzern vollständig von der Hamburger Reederei trennen.

Bei der Hauptversammlung musste sich das TUI-Management mit Sonderprüfungsanträgen des norwegischen Großaktionärs Fredriksen auseinandersetzen. Dabei geht es um die Hilfen für Hapag-Lloyd sowie um mögliche Regelverstöße bei der Ausgabe einer Wandelanleihe im Herbst 2009.

Reeder Fredriksen geht es vor allem darum, ob der Vorstand seine rechtlichen Pflichten verletzt und der Gesellschaft einen Schaden zugefügt habe, als er „überproportionale Beiträge" zur Finanzierung von Hapag-Lloyd geleistet habe – ohne angemessene Einflussmöglichkeiten und Teilhaberechte an künftigen Gewinnen und Wertsteigerungen zu vereinbaren. Der Großaktionär will dazu einen Sonderprüfer einsetzen lassen. Fredriksen forderte auch den Rücktritt Frenzels. Der TUI-Vorstandschef soll die Konsequenzen für sein Handeln ziehen und seinen Hut nehmen, sagte der Vertraute Fredriksens, Tor Olav Troim, gestern auf der Hauptversammlung in Hannover unter Applaus der Aktionäre. Die TUI-Führung habe „versagt".

Troim verwies auf den gesunkenen Kurs der Aktie und die ausbleibende Dividende. Im Zusammenhang mit den von Fredriksen kritisierten hohen Finanzhilfen für die TUI-Beteiligung Hapag-Lloyd erklärte Troim, dass TUI den Löwenanteil der Risiken trage, sich aber bei den Einflussmöglichkeiten mit der Rolle als Minderheitsgesellschafter begnüge. Der Vorstand hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Fredriksen war zuletzt mit mindestens 15 Prozent an TUI beteiligt.

Troim griff Frenzel auch persönlich scharf an und kritisierte dessen Vergütung. Frenzel habe für das Rumpfgeschäftsjahr 2009 rund 2,4 Millionen Euro erhalten, obwohl es im Kerngeschäft Touristik Verluste gegeben habe und keine Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet werde. Die TUI habe in den vergangenen 16 Jahren 40 Prozent an Wert verloren. Frenzel aber reise im Privatflugzeug und unterhalte eine „kostspielige Zentrale".

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