Günter Grass fordert Schutz für Kapitän

Günter Grass hat von der Bundesregierung eine „schützende Begleitung" für den deutschen Kapitän Stefan Schmidt im Prozess um 37 afrikanische Flüchtlinge an Bord der „Cap Anamur" gefordert.

Das Auswärtige Amt und das Justizministerium sollten Vertreter zur geplanten Urteilsverkündung am 7. Oktober nach Italien entsenden, sagte der Literatur-nobelpreisträger jetzt bei einem Podiumsgespräch mit Schmidt in Lübeck. Der Kapitän des Hilfsschiffes „Cap Anamur" und der frühere Vorsitzende der Hilfsorganisation Cap Anamur, Elias Bierdel, müssen sich wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung in einem besonders schweren Fall vor einem italienischen Gericht verantworten.

Schmidt habe nichts anderes getan, als in Seenot geratenen Menschen zu helfen, sagte Grass. „Das ist ein Zeichen von Zivilcourage und von Selbstverständlichkeit und dafür wünsche ich mir von der Öffentlichkeit und von den deutschen Behörden mehr Unterstützung", sagte Grass vor weit mehr als 100 Zuhörern. Er bat sie, den Bundesaußenminister durch Telegramme und Briefe zur Entsendung eines Prozessbeobachters aufzufordern.

Die beiden Männer hatten im Sommer 2004 auf dem Weg in den Irak im Mittelmeer 37 Afrikaner auf einem völlig überfüllten Schlauchboot entdeckt, das zu sinken drohte. Sie nahmen die Flüchtlinge an Bord, konnten sie aber erst nach einem dreiwöchigen Tauziehen mit den italienischen Behörden in Sizilien an Land bringen. Die italienische Regierung argumentierte, dass die Flüchtlinge in maltesischen Gewässern gerettet wurden und daher auf Malta von Bord hätten gehen müssen. Schmidt und Bierdel wurden daraufhin verhaftet und von der Staatsanwaltschaft angeklagt. Bei einer Verurteilung drohen ihnen vier Jahre Haft und 400 000 Euro Geldstrafe. Die Urteilsverkündung war eigentlich für Juni geplant, dann aber zunächst auf den 21. Juli und später nochmal aus unbekannten Gründen in den Oktober verschoben worden.

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