Kieler Bordvisiten auf gleich drei Schiffen

Die Elsflether Nautikstudenten auf Exkursion in Kiel, Foto: FHS Elsfleth

Oldie mit viel Charme und interessanter Schiffstechnik: die 1934 gebaute „Stadt Kiel“, Foto: FHS Elsfleth
Vor-Ort-Besuche bei den Unternehmen stehen bei Studenten, aber auch Dozenten hoch im Kurs.
Eine solche Besuchskultur hat die Schlepp- und Fährgesellschaft Kiel (SFK) vor einigen Jahren gemeinsam mit dem Fachbereich Seefahrt der Jade Hochschule in Elsfleth begründet. Jetzt war es wieder so weit. SFK-Betriebsleiter Dipl.-Ing. Ansgar Stalder hatte Nautikstudenten zu einem Bordbesuch eingeladen. Nach einer kurzen Vorstellung des 1994 aus der ehemaligen KVAG (Kieler Verkehrsgesellschaft) hervorgegangenen Unternehmens und der heute erfolgreichen Kombination aus Fahrgast- und Schleppschifffahrt besichtigten die Nachwuchs-Nautiker zunächst die für die winterliche Inspektion zerlegte Hauptmaschine des 1984 auf der Werft Paul Lindenau GmbH & Co. in Kiel-Friedrichsort gebauten Fahrgastschiffes „Heikendorf“. Alle waren beeindruckt vom guten Zustand des nun schon über 30 Jahre alten Schiffes.
Aufgrund der erhöhten Sicherheitsanforderungen werden Fahrten über die Seegrenze hinaus von der SFK inzwischen aber nicht mehr für Fahrgäste angeboten, da die bei einer Anpassung an die neuen Sicherheitsvorschriften erforderlichen Investitionen für nur gelegentliche Fahrten über See wirtschaftlich nicht vertretbar waren, erfuhren die Studenten vor Ort. Anfragen für Charterfahrten über See werden von der SFK heute an den Verein MS „Stadt Kiel“ weitergeleitet. Er hält das gleichnamige, 1934 von der Friedrich Krupp Germaniawerft Kiel gebaute ehemalige Fahrgastschiff des Unternehmens in Fahrt. Es genießt seit 1994 den Status eines technischen Kulturdenkmals und wurde inzwischen in die Denkmalliste des Landes Schleswig-Holstein eingetragen.
Im Anschluss an diese Ausführungen aus dem Reedereialltag fuhren die Studierenden mit dem 1990 bei der Hamburger Werft Johann Oelkers KG gebauten Schlepper „Falckenstein“ (IMO 8917704). Er wird sowohl für die klassische Schleppassistenz als auch für Fahrgastfahrten im Sommer genutzt. Unter der Leitung von Kapitän Olaf Köppen erhielt der Nautik-Nachwuchs Erläuterungen zu den Besonderheiten des Manövrierens mit einem Schottel-Antrieb. Ein besonderer Höhepunkt: Die jungen Leute durften daraufhin selber Manövrierübungen mit diesem erfolgreichen Schiffsantrieb durchführen. Einem der Teilnehmer gelang das in so überzeugender Weise, dass ihm unmittelbar darauf ein Arbeitsvertrag von der SFK angeboten wurde. Diesen hätte der junge Nautiker auch gern angenommen, wenn die Einsätze der SFK in größerem Umfang für die erforderliche Fahrzeit zum Ausfahren des Befähigungszeugnisses angerechnet würden. „Eine diesbezügliche Prüfung und volle Ausschöpfung der rechtlichen Voraussetzungen ist hier im Interesse aller Beteiligten angezeigt“, meinte Prof. Dr. Werner von Unruh von der Jade Hochschule, der die Kieler Exkursion leitete.
Nach Abschluss der Schlepperfahrt wechselten die Teilnehmer auf die „Stadt Kiel“. Kapitän Heinrich Möller, Vorsitzender des entsprechenden Trägervereins, hatte das Traditionsschiff eigens für diese Fahrt zu Sonderkonditionen zur Verfügung gestellt. „Wir müssen zwar mit dem von unseren Freiwilligen erwirtschafteten Geld streng für den Erhalt des Schiffes haushalten, aber die Ausbildung wollen wir gerne unterstützen“, sagte er. Als einer der Kapitäne dieses Schiffes, auf dem er schon als Matrose gefahren war, übernahm Exkursionsleiter von Unruh nun die Schiffsführung, um den Studierenden Gelegenheit zu geben, mit einem Boje-über-Bord-Manöver für jeden Teilnehmer die manövriertechnischen Voraussetzungen dieses mit Kettensteuerung und mechanischem Maschinentelegraf betriebenen Schiffes kennenzulernen. Die dabei erforderliche erhöhte Anzahl von Start- und Umsteuerungsmanövern wurde von der Maschinenbesatzung souverän und zuverlässig ausgeführt.
Der Besuch der Elsflether Studenten in Kiel klang mit einem gemütlichen, aber auch fachlich bestimmten Klönschnack aus, verbunden mit dem gegenseitigen Wunsch auf „Allzeit gute Fahrt.“ EHA/vU