Inspekteur: Mehr Nachwuchs bei Marine

Die Bemühungen der Deutschen Marine um die Rekrutierung von Nachwuchs sind nach Ansicht des Marine-Inspekteurs Andreas Krause erfolgreich. "Wir gehen derzeit an die absolute Grenze dessen, was die Marine aufnehmen kann", sagte Krause der Deutschen Presse-Agentur.
So werde 2017 die Zahl der Ausbildungsplätze für Offiziersanwärter an der Marineschule Mürwik von rund 250 auf mehr als 300 erhöht. Auch in der Marinetechnikschule in Parow bei Stralsund würden mehr Soldaten ausgebildet als eigentlich an Kapazitäten vorhanden seien. In der Marine sind aktuell mehr als 16.000 Soldaten und fast 1900 Zivilangestellte beschäftigt.
Hintergrund der Aufstockung ist die unter dem Stichwort "Trendwende" laufende Modernisierung der Marine im Bereich Finanzen, Material und Personal. "Wir haben erkannt, dass von 1990 bis 2014 eine Entwicklung abgelaufen ist, die sich als nicht mehr realistisch herausgestellt hat. Wir haben uns zu weit in einer Friedenseuphorie gewähnt", sagte Krause. Russland setze seine Ziele militärisch durch. Die russischen Aktivitäten in Syrien oder in der Ostsee seien besorgniserregend. Im Krisenfall werde das Seegebiet zwischen Dänemark und dem Baltikum zur Lebensader für die Nato-Partner Estland, Lettland und Litauen.
"Wir müssen den Aufgaben der Landesverteidigung mehr Bedeutung beimessen", sagte Krause. Dies müsse zusätzlich zu den Aufgaben der vergangenen 25 Jahre geschehen. Dazu zählen die Kriseneinsätze im Mittelmeer oder am Horn von Afrika. Beim aktuellen Umbau komme es der Marine zugute, dass der Ausbildungsstand in den vergangenen 25 Jahren stets am oberen Level gehalten wurde, sagte Krause. "Der Maßstab war immer, das zu tun, für was ein Land Streitkräfte unterhält: 'Kämpfen können'."
So seien alle Soldaten für internationale Einsätze im humanitären Bereich wie für klassische Landesverteidigung ausgebildet worden. Genau das sei den Rekruten, die sich für den Dienst interessieren, auch klar. "Zu unserem Beruf gehören Kampf, Verwundung und Tod." Dies sei nun auch der Gesellschaft in dieser Eindeutigkeit klar, sagte Krause mit Blick auf die heftigen Diskussionen um das Wort "Krieg" während des Afghanistan-Einsatzes. "Die Soldaten hatten diese Diskussion nie verstanden", sagte Krause. "Sie waren im Krieg."
Diese Entkoppelung von Realität und Diskussion in der Gesellschaft gebe es nicht mehr. Die "Trendwende" werde von der Mehrheit nicht in Frage gestellt. "Die Menschen wissen, dass wir den alten Weg nicht weitergehen konnten", sagte Krause. (dpa)