Kranhersteller in Rostock startet Ausbildung für Migranten
Beim Kranhersteller Liebherr-MCCtec Rostock hat ein Projekt zur Ausbildung und Qualifizierung von Migranten begonnen. Zunächst stehen 18 Ausbildungsplätze zur Verfügung, wie der Leiter der Liebherr-Akademie, Ralf Harder, am Montag in Rostock sagte.
Im kommenden halben Jahr sollen in einem Praxisteil die Vorkenntnisse der Zuwanderer in der Metall- und Elektrotechnik an die Anforderungen der regionalen Wirtschaft angepasst werden. Gleichzeitig komme ein
alltags- und berufsbezogener Sprachunterricht dazu. Ziel sei es, ihnen eine Perspektive auf dem Arbeitsmarkt zu ermöglichen.
Laut Angaben der Rostocker Arbeitsagentur leben in der Hansestadt und im Landkreis Rostock rund 100 Flüchtlinge, die für diese Ausbildung in Frage kommen. Insgesamt sind bei der Agentur 1500 Menschen mit Migrationshintergrund arbeitslos gemeldet. Gut 30 von ihnen kamen am Montag in den Seehafen, um sich über die Ausbildung bei Liebherr zu erkundigen.
Dabei wurde deutlich, wie verschieden die Voraussetzungen sind. Während manche so gut wie keine Sprachkenntnisse vorwiesen, zeichnete sich der 24-jährige Eritreer Melake Haile durch exzellentes Deutsch aus. Er lebt seit eineinhalb Jahren in Güstrow. Zuvor hatte er in seiner Heimat Wirtschaft studiert. Im Gegensatz zu anderen Bewerbern hat er aber keine Erfahrung mit Jobs der Metall- und Elektrobranche.
Erfahrungen vorhanden
Wie Harder sagte, hat Liebherr in der Vergangenheit schon mehrere Migranten ausgebildet. "Ein Projekt wie dieses, das die Sprache und die Kompetenzentwicklung kombiniert, gab es noch nicht." Doch dies sei der richtige Weg, um künftig Fachkräfte zu gewinnen. Dabei stehe nicht das Eigeninteresse von Liebherr im Vordergrund. Als 2011 die Akademie eröffnet wurde, habe Konzernchefin Isolde Liebherr gesagt: "Wir wollen der Region etwas zurückgeben."
Viele Zugewanderte haben keine Qualifikation, die formal dem deutschen Bildungssystem entspricht, sagte die Chefin der Rostocker Arbeitsagentur, Anke Diettrich. In aller Regel gebe es Differenzen zum deutschen Bedarf. "Ein syrischer Kfz-Mechaniker baut aus zwei Schrottautos ein fahrendes zusammen. Diese Kompetenz braucht er hier als Kfz-Mechatroniker nicht." Dabei dürfe sich niemand über den Umfang der bevorstehenden Aufgabe etwas vormachen. Die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt brauche Zeit. "Viele Menschen, die als Flüchtlinge kamen, sind nicht die Fachkräfte von morgen, sondern eher von übermorgen."
Der Rostocker Verein migra, der sich mit einem eigenen Fachdienst um die Integration von Zugewanderten kümmert, setzt große Hoffnungen in das Projekt. Juliane Hermann, bei migra für die Berufsberatung zuständig, hebt dabei die Sprachausbildung und den damit verbundenen konkreten Ausblick auf den Berufsalltag hervor. Es gebe zwar bereits Fachsprachenkurse für Mediziner, aber es fehle dann der damit verbundene Praxisbezug in einem Unternehmen. (mv)