Maritime Ausbildung im Fokus

Über die Zukunft der maritimen Ausbildung in Europa haben nahezu 200 Vertreterinnen und Vertreter aus der maritimen Wirtschaft, aus Verbänden, Verwaltung, Lehre und Forschung beim 14. Bremer Schifffahrtskongress diskutiert. Die Veranstaltung wurde in diesem Jahr mit Unterstützung des E-Learning-Zentrums der Hochschule Wismar ausschließlich virtuell ausgerichtet – bei gewohnt hoher Qualität des fachlichen Austauschs.

Eine gelungene Premiere feierte beim diesjährigen Kongress die Preisverleihung zum Wettbewerb „Hervorragende akademische maritime Lehre“, der erstmals vom Deutschen Maritimen Zentrum (DMZ) ausgeschrieben worden war (thb.info 1. Dezember 2020). In den nachfolgenden Vorträgen und Workshops sind die Aspekte „Gender Equality“, „Nachwuchssicherung“, „Ausbildungskonzepte international“ und „Digitalisierung im Bordbetrieb“ beleuchtet worden.

Im Workshop „Gender Equality“ wurde aufgezeigt, dass die hierarchisch organisierte Arbeit an Bord für die Gleichberechtigung grundsätzlich ein Vorteil sein könne, da Personen dabei nicht durch ihr Geschlecht, sondern durch ihre Funktion betrachtet und definiert würden. Festgehalten wurde aber auch, dass bisher nur wenige Frauen den Weg in die maritime Wirtschaft fänden – die maritime Wirtschaft könne es sich jedoch angesichts des absehbaren Mangels an Fachkräften nicht länger leisten, 51 Prozent der Bevölkerung „zu übersehen“.

Um bei jungen Menschen bei der Berufswahl „auf dem Radar“ zu sein, muss die Seeschifffahrt allgemein sichtbarer werden. Im Workshop „Nachwuchssicherung“ wurde herausgearbeitet, dass Reedereien verstärkt auf gute Arbeitsbedingungen an Bord setzen müssten, um qualifiziertes Personal zu binden. Dazu zählten Work-Life-Balance, digitale Kommunikationsmöglichkeiten und ein abwechslungsreiches Aufgabenfeld. „Wir alle, die in der maritimen Branche tätig sind, sollten als Markenbotschafter für maritime Berufe agieren“, sagte Kapitänin Runa Jörgens vom DMZ.

Im Workshop „Ausbildungskonzepte international“ wurden die Lernkulturen in unterschiedlichen Ländern verglichen. Weiter wurde festgehalten, dass das internationale Regelwerk für die maritime Wirtschaft der Digitalisierung und Automatisierung Rechnung tragen muss. Fazit des Workshops: Eine solide Grundlagenausbildung in Praxis und Theorie ist eine gute Basis, um sich den immer wieder ändernden Voraussetzungen der Arbeitswelt zu stellen.

Möglichkeiten und Grenzen der Digitalisierung erörterten die Teilnehmer des Workshop „Digitalisierung im Bordbetrieb“. Mit bereits verfügbaren Technologien, die Daten sammeln, verdichten und bewerten, würden Entscheidungsfindungsprozesse an Bord und an Land unterstützt. Die Entwicklung sei zwar erst am Anfang, werde das Arbeitsleben in der maritimen Wirtschaft jedoch nachhaltig beeinflussen.

Das Thema „Autonome Schifffahrt“ stelle viele Marktteilnehmer, insbesondere die maritime Zulieferindustrie, vor große Aufgaben, da sich dadurch neue Anforderungen an die Systemzuverlässigkeit und Verfügbarkeit der Schiffskomponenten ergeben würden. Neben dem „System Schiff“ sei auch die Besatzung noch nicht ausreichend auf die sich aus der Digitalisierung ergebenden neuen Aufgaben und Anforderungen vorbereitet. Zukünftig würden neben IT-Kenntnissen zur Sicherung des zuverlässigen Betriebs der Komponenten an Bord auch Fähigkeiten der Datenbewertung erwartet. bek

Teilen
Drucken

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Nach oben