Maritime Kompetenz gefragt

Das Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen (CML) in Hamburg wird von der Seehafenverkehrs- und Reedereiwirtschaft in Norddeutschland seit seiner Gründung 2010 immer intensiver genutzt.

Diese Einschätzung gab Prof. Dr.-Ing. Carlos Jahn am Donnerstag bei einem Informationsbesuch von Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos). Doch nicht nur im Inland ist die Expertise und Kompetenz des auf dem Campus der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) verankerten Instituts gefragt. „Wir bekommen inzwischen auch zahlreiche Aufträge aus dem Ausland, das heißt Europa und Übersee“, berichtete Jahn weiter. Horch, in seiner Funktion auch für die maritime Verbundwirtschaft in der Hansestadt zuständig, wollte sich bei seinem Besuch vor allem über wichtige, aktuelle Forschungsvorhaben informieren. Dabei bescheinigte er den CML-Wissenschaftlern, eine „starke Praxisorientierung“ im Rahmen ihrer vielfältigen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten.

Zu den aktuellen Projekten mit Hafenbezug gehört für das CML die Durchführung einer Potenzialanalyse für einen möglichen LNG-Import-Terminal einschließlich Bevorratungsfunktion für verschiedene Verkehrsträger im Unterelbehafen Brunsbüttel, berichtete Jahn (THB 23. Juli 2015). Das sei bereits der zweite Auftrag seitens der Hafengesellschaft beziehungsweise des Kieler Wirtschaftsministeriums, ergänzte Jahn. In einem anderen Auftrag ging es dar um, die Marktchancen für eine Schwerlastplattform zu ermitteln.

Horch griff seinerseits das Stichwort „LNG“ auf. „Wir stehen hier erst am Anfang. Ich bin fest davon überzeugt, dass LNG kommen wird“, sagte der Senator, dessen Berufsleben über Jahrzehnte hinweg auch die Werft-Industrie mit einbezog. Der Hamburger Hafen habe ein großes Interesse daran, dass der vor Ort erwarteten Versorgungsbedarf etwa durch die Schifffahrt auch befriedigt werden könnten.

Auch im Seehafen Emden zieht man das CML zu Rate, berichtete Jahn weiter. Der Hafenbetreiber NPorts lässt das Projekt eines weiteren Großschiffliegeplatzes für den Autoumschlag bewerten. Jahn: „Was für die Containerschifffahrt gilt, trifft auch für das Segment "Car Carrier"zu: Die Schiffe werden immer größer. Dem müssen die Häfen Rechnung tragen.“ Eng mit diesem Ausbauvorhaben verbunden sei auch die Frage, wie die navigatorischen Rahmenbedingungen in Emden auszugestalten sind, wenn vermehrt solche Großschiffe kommen. Dazu arbeite man eng mit dem lokalen Lots wesen zusammen.

Doch auch im Hamburger Hafen ist das CML aktiv. Ganz aktuell geht es um die Untersuchung von Verkehrsabläufen im Bereich der beiden wichtigen Containerterminals im Bereich Waltershof, der Anlage von Eurogate (CTH) sowie des HHLA-Terminals CTB, wenn die für diese Einrichtungen geplanten neuen Lkw-Gates kommen werden. Horch regte in der Diskussionsrunde an, dass sich das CML auch in das große Ausbauvorhaben der A 7 mit einbringen könne, das ja für den Seehafenhinterlandverkehr von so großer Bedeutung sei.

Die Schifffahrt hat ebenfalls den Wert des CML erkannt und platziert entsprechende Aufträge. Ole John, Projektleiter, berichtete beispielhaft über verschiedene Schiffsmanagement-Anwendungen, die unter anderem dem Ziel dienen, das nautische und technische Bord-Fachpersonal noch besser einsetzen zu können. Verschiedene Referenzprojekte würden zum Beispiel mit Reedereien wie E.R. Schifffahrt oder Bernhard Schulte entwickelt und im Praxisbetrieb erprobt.

Zu den besonderen Glanzlichtern im Segment „Schifffahrt“ zählte Jahn das vor wenigen Wochen abgeschlossene, EU-finanzierte Projekt MUNIN, in dem es um das „autonome Schiff“ geht. Drei Jahre Arbeit stecken in diesem Projekt, dessen Resultate inzwischen auch auf großes Interesse in Südkorea gestoßen sind. EHA

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