Maritime Kompetenz nicht aufs Spiel setzen

Der Verband Deutscher Kapitäne und Schiffsoffiziere (VDKS) und die Vereinigung Deutscher Schiffsingenieure (VDSI) setzen sich entschieden für eine nachhaltige Beschäftigung nautischer und technischer Schiffsoffiziere auf hohem Qualitätsniveau ein. Doch wie lange gibt es noch deutsche Seeleute?

Die deutsche Handelsschifffahrt sichert eine große Zahl von Betrieben und Arbeitsplätzen im maritimen Umfeld und der Zulieferindus trie im gesamten Bundesgebiet. Eine von Deutschland aus betriebene Handelsflotte aber basiert auf der qualifizierten Ausbildung und Berufserfahrung deutscher Seeleute. Wenn diese Voraussetzung zukunftsfähig und nachhaltig in Deutschland gesichert werden soll, erfordert dies bei deutschen Reedereien umgehend einen deutlichen Ausbau bei der Ausbildung und Beschäftigung deutscher Seeleute.

Dass das Interesse an den anspruchsvollen Berufen in der Seefahrt bei Schülern trotz der Krise ungebrochen hoch ist, zeigen die Bewerberzahlen an den Seefahrtschulen. Von Deutschland aus werden heute riesige Containerschiffe und Tanker, Schwergut- und Massengutschiffe, Fahrgastschiffe und Spezialfahrzeuge wie zum Beispiel Schlepper und Offshore-Versorger betrieben.

Jeder Schiffstyp stellt besondere Anforderungen an Ausbildung und praktische Erfahrungen. Der Seemannsberuf ist vielseitig wie kaum ein anderer und gibt jungen Menschen schon sehr früh Gelegenheit, große Verantwortung in einem international geprägten Umfeld zu übernehmen.

Derzeit dauert die Krise in der globalen und deutschen Seeschifffahrt sowie auf dem maritimen Arbeitsmarkt noch an. Diejenigen Schülerinnen und Schüler, die jetzt das Glück haben, in die Ausbildung zum Kapitän oder Leitenden Ingenieur einsteigen zu können, werden auf lange Sicht, so prognostizieren internationale Studien, sicher hervorragende Chancen auf dem primären und sekundä ren maritimen Arbeitsmarkt haben.

Allerdings reichen die derzeitige Ausbildung und Beschäftigung deutscher Seeleute nicht aus, den Bedarf des primären und sekundären Arbeitsmarktes zu decken und damit das maritime Know-how in Deutschland zu halten, geschweige denn auszubauen.

Im 2003 geschlossenen Maritimen Bündnis für Ausbildung und Beschäftigung sind in den zurückliegenden Jahren eine Reihe von Fördermaßnahmen für die Reedereiwirtschaft beschlossen worden. Die langfristige Orientierung am Ziel des Erhalts und Ausbaus der Ausbildung und Beschäftigung deutscher Seeleute ist dabei aus den Augen verloren worden.

Die Ziele der jeweiligen Fördermaßnahmen wurden nie klar formuliert. Doch genau dies ist unerlässlich, um Erfolge oder Misserfolge von Fördermaßnahmen evaluieren und gegebenenfalls korrigieren zu können. Das Problem wird besonders bei der geplanten Änderung der Schiffsbesetzungsverordnung deutlich: In Zukunft müssen in der Besatzung auf deutschen Schiffen unter 8000 BRZ nur noch der Kapitän, auf Schiffen über 8000 BRZ nur noch ein weiterer Schiffsoffizier EU-Angehöriger sein. Durch die damit verbundene deutliche Reduzierung von deutschen/EU-Seeleuten werden dem Schifffahrtsstandort die Basis für den Erhalt des maritimen Know-hows und die Möglichkeit des Erwerbs von Berufserfahrungen für junge Seeleute entzogen.

Eine Förderung von Unternehmen, die Schifffahrt fast nur noch mit Seeleuten aus Nicht-EU-Ländern betreiben, entzieht dem Schifffahrtsstandort Deutschland die Grundlage und ist dem Steuerzahler gegenüber nicht zu verantworten.

VDKS und VDSI

Der Verband Deutscher Kapitäne und Schiffsoffiziere (VDKS) und die Vereinigung Deutscher Schiffsingenieure (VDSI) repräsentieren zusammen über 3800 Führungskräfte in der deutschen Seeschifffahrt. Beide Vereinigungen vertreten die mit Abstand meisten Mitglieder dieser Berufsgruppe. Ohne belastbare Zusagen der Arbeitgeber wird die zurzeit geplante Änderung der Schiffsbesetzungsverordnung entschieden abgelehnt. VDKS und VDSI erwarten von der Politik, dass die Fördermaßnahmen wieder klar am ursprünglichen Ziel des Maritimen Bündnisses, der Ausbildung und Beschäftigung deutscher Seeleute, ausgerichtet werden.

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