Schiffsmechaniker sind echte „Allrounder“

Horizonterweiterung: Die Teilnehmer des Themen-Tages „Schiffsmechaniker“ genossen die See- und „Seh-Fahrt“, Foto: AG Ems

Sabine Zeller, BBS-Geschäftsführerin, Foto: Arndt
Die mittelständische Reederei-Gruppe AG Ems mit Stammsitz in Emden will das Berufsbild „Schiffsmechaniker/-in“ gemeinsam mit ausgesuchten Partnern bei jungen Menschen, die vor der Berufswahl stehen, intensiv bewerben.
Denn: Diese breit ausgebildeten „See-Facharbeiter“ sind nicht nur im eigenen Unternehmen gefragt, sondern auch bei anderen Firmen, aber auch dem öffentlichen Dienst, aus dem maritimen Cluster. Und: Wer diese Ausbildung erfolgreich durchlaufen und Berufserfahrung gesammelt hat, ist auch in anderen Bereichen mit maritimem Bezug gefragt.
Einen ersten Schritt unternahm die in Emden beheimatete, in den zurückliegenden Jahren stark gewachsene Reederei-Gruppe jetzt in Zusammenarbeit mit der Berufsbildungsstelle Seeschifffahrt e.V. (BBS) aus Bremen und der Zentralen Heuerstelle in Hamburg. Die genannten Partner stellten den Beruf vor wenigen Tagen im Rahmen eines Thementages an Bord des RoPax-Fährschiffes „Westfalen“ (IMO 7217004) vor. Zum Teilnehmerkreis gehörten neben Vertretern verschiedener Reedereien auch Mitarbeiter der Agenturen für Arbeit aus Emden, Leer und Norden. Sie hatten damit die Möglichkeit, das natürliche Arbeitsumfeld der Schiffsmechaniker im tatsächlichen Bordumfeld kennenzulernen. Unter den aktuell 27 Azubis bei der AG Ems werden 16 zu Schiffsmechanikern ausgebildet, darunter eine junge Frau.
„Unser Ziel war es, in den Dialog zu treten und zu informieren, denn die seemännische Ausbildung ist einzigartig und die Perspektiven vielfältig, jedoch bei den potenziellen Bewerbern häufig nicht bekannt“, begründete Michael Blok aus der AG-EMS-Inspektion und Koordinator für den „Bord-Thementag“ den Vorstoß.
Nach seiner Überzeugung stellt der Beruf des Schiffsmechanikers so etwas wie eine echte Rundum-Tätigkeit dar. Blok weiter: „Die Mitarbeiter bedienen, reparieren und warten die Maschinen an Bord eines Schiffes. Sie übernehmen Wachdienste auf der Brücke oder im Maschinenraum, sie arbeiten an und mit den Ladeeinrichtungen oder kümmern sich um das Los- und Festmachen des Schiffes im Hafen. Mit anderen Worten: Schiffsmechaniker arbeiten sowohl an als auch unter Deck.“ Blok: „Von den Mitarbeitern wird Sorgfalt, Umsicht, physikalisches und mathematisches Verständnis sowie handwerkliches Geschick und Verantwortungsbewusstsein erwartet. Eine Seediensttauglichkeit ist Voraussetzung und in der internationalen Schifffahrt ist die englische Sprache für die Arbeit im Team unumgänglich.“
Im Rahmen ihrer Ausbildung bekommen die Azubis daher eine intensive Schulung im Umgang mit Maschinen, sie erlernen zum Beispiel auch das Schweißen, sie erfahren alles Wichtige auf dem Gebiet der Elektrotechnik. Sie lernen alles, was für den klassischen seemännischen Bereich vonnöten ist. Sie bekommen eine ausführliche Unterweisung in Sicherheit an Bord, einschließlich des Brandschutzes und vieles mehr.
Die Berufsausbildung des Schiffsmechanikers erfolgt nach dem dualen Berufsbildungssystem auf Grundlage der Verordnung über die Berufsausbildung in der Seeschifffahrt (See-BAV). Wie die BBS auf ihrer Homepage darstellt, erfolgt die praktische Ausbildung auf den für die Ausbildung anerkannten Seeschiffen. Der theoretische Schulunterricht wird an den seemännischen Berufsschulen in Elsfleth, Lübeck-Travemünde sowie in Rostock in Blockform mit Internatsbetrieb vermittelt. Die Ausbildungsdauer beträgt drei Jahre und kann unter bestimmten Voraussetzungen auch auf Schiffen unter ausländischen Flaggen durchgeführt werden. Am Ende dieser Ausbildung steht ein staatlich anerkannter Facharbeiterabschluss.
Froh über die positive Resonanz auf diese Informations-Initiative zugunsten des Schiffsmechaniker-Berufs ist auch die neue BBS-Geschäftsführerin Sabine Zeller. Sie steht seit dem 1. Juni des Jahres an der Spitze dieser Einrichtung, ist eine ausgebildete Nautikerin und arbeitete über mehrere Jahre hinweg in der Schifffahrt. Zeller, in Süddeutschland geboren und am Bodensee aufgewachsen, weiter: „Ich kenne keinen Beruf, der vielseitiger ist – weder in der direkten Ausübung noch in den Weiterbildungsmöglichkeiten. Der Schiffsmechaniker hat Zukunft, sowohl als Facharbeiter in der deutschen Schifffahrt – besonders in der Küsten- , Schlepp- sowie der Forschungsschifffahrt – als auch als ideale Grundlage für ein Studium zum Elektrotechnischen, Nautischen oder Technischen Offizier. Letztere führen über die entsprechende Fahrtzeit bis hin zum Kapitän oder Leiter der Maschinenanlage.“
Nach Überzeugung von Michael Blok war der jetzt durchgeführte Aktionstag ein voller Erfolg. „Wegen der vielen Teilnehmer wird es einen weiteren Termin noch in diesem Jahr geben.“
Erst vor wenigen Tagen hatte das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) mitgeteilt, dass der Bund die nationale Ausbildungsplatzförderung für Berufe auf Seeschiffen um weitere drei Jahre bis zum 31. Dezember 2022 verlängert hat. Dafür werden in den kommenden Jahren wieder zwischen vier bis fünf Millionen Euro jährlich bereitgestellt. „Die Seeschifffahrt bietet weiterhin ein attraktives Berufsfeld mit interessanten Karrieremöglichkeiten“, betont das Bundesverkehrsministerium, dem das BSH unterstellt ist. Nach Überzeugung des Ministeriums ist es wichtig, das maritime Know-how in Deutschland zu erhalten und damit zukunftssicher zu machen. EHA