Hamburg für neue Schleuse Lüneburg

Von links: Bürgermeisterin Regina Blenkle, Minister Thomas Webel, Staatsrat Andreas Rieckhof (Foto: HHM)
Die Infrastruktur der Häfen muss den Anforderungen angepasst werden.
Das ist die zentrale Forderung der jüngsten Hafenkonferenz in Haldensleben. Der in den nächsten Jahren erwartete Anstieg im Seehafenhinterlandverkehr eröffne sehr gute Perspektiven für mehr Transporte mit dem Binnenschiff im Elbstromgebiet, hieß es weiter. Dazu sollen Digitalisierung und Vernetzung der Verkehrsträger untereinander und eine optimierte Koordinierung der Binnenschiffsanläufe im Hamburger Hafen künftig für mehr Ladung und eine einfachere Abwicklung von Transportketten entlang der Elbe und des Elbe-Seitenkanals sorgen.
Auf Einladung der UHH Umschlags- und Handelsgesellschaft Haldensleben und Hafen Hamburg Marketing (HHM) hatten sich über 110 Experten aus den Bereichen der Verkehrs- und Hafenwirtschaft, Industrie, Verbände und Politik in der vergangenen Woche auf Schloss Hundisburg zur Konferenz getroffen.
Sachsen-Anhalts Verkehrsminister Thomas Webel betonte, dass im Land in den zurückliegenden Jahren eine leistungsfähige Infrastruktur geschaffen wurde, mit der den veränderten Mobilitätsbedürfnissen und Transporterfordernissen Rechnung getragen werde. „Insbesondere durch den Lückenschluss der A14 und den entstehenden Schienengüterkorridor Ost wird das Land seine Zugänge zu den Seehäfen deutlich verbessern. Damit schaffen wir ideale Bedingungen für den Güter- und Containertransport zwischen den Binnenhäfen und den Seehäfen“, so Webel.
Mehr Binnenschifffahrt
Die Seeverkehrsprognose 2030 sagt für den Seehafenhinterlandverkehr in Deutschland ein überproportionales Wachstum voraus. Um dies zu bewältigen, müsse neben den bereits stark belasteten Straßen- und Schienennetzen deutlich mehr das Binnenschiff bei der Transportkettenplanung einbezogen werden.
Andreas Rieckhof, Staatsrat der Hamburger Wirtschaftsbehörde, wies dar auf hin, dass die mit Binnenschiffen von und nach Hamburg transportierte Gütermenge 2015 mit 12,4 Millionen Tonnen ein Plus von 13,6 Prozent erreichte. „Hamburg als zweitgrößter Binnenhafen in Deutschland bereitet sich auf weiteres Wachstum im Seehafenhinterlandverkehr vor. Die Seeverkehrsprognose erwartet bis 2030 eine Aufkommenssteigerung in der Binnenschifffahrt um 20 Prozent. Darauf müssen wir uns vorbereiten und die Infrastruktur ertüchtigen“, sagte Rieckhof. Dabei komme seiner Ansicht nach dem Neubau der Schleuse Lüneburg eine besondere Bedeutung zu, da der Elbe-Seitenkanal (ESK) für die Binnenschiffsverkehre von und nach Hamburg eine Hauptachse darstelle.
HHM-Vorstand Ingo Egloff unterstrich, dass ohne stärkere Berücksichtigung des Binnenschiffs ein zunehmendes Ladungsaufkommen beim Transport von Massen- und Stückgut zwischen Binnenland und dem Universalhafen Hamburg schwer zu bewältigen sein dürfte. „Die Schiffbarkeit der Mittel- und Oberelbe ist für die in dieser Region ansässige Wirtschaft zum Teil überlebenswichtig. So sind in der deutschen Elbregion insgesamt 16.400 Arbeitsplätze von einer funktionierenden Elbschifffahrt direkt oder indirekt abhängig. Der Binnenschiffsanteil von 24,6 Prozent an den zwischen Hamburg und Sachsen-Anhalt transportierten Gütern unterstreicht die Bedeutung der Elbe als Transportweg und Wirtschaftsfaktor für die Region“, erläuterte Egloff. Er wies darauf hin, dass Sachsen-Anhalt über gut ausgebaute Umschlagterminals verfüge. „In Sachsen-Anhalt sind die Verlader aus Industrie, Handel und Logistik durch mehr als 26 Containerzugverbindungen und zwölf Binnenschiffsverbindungen sehr gut an den Hamburger Hafen angebunden“, betonte Egloff.
Großes Potenzial
Für Haldenslebens Bürgermeisterin Regina Blenkle ist der Logistikstandort und Binnenhafen Haldensleben gut auf wachsende Gütermengen vorbereitet. „Haldensleben verfügt vor allem im Bereich der Infrastruktur über großes Potenzial. Wir möchten mit den verschiedenen Partnern die weitere wirtschaftliche Entwicklung in unserer Region voranbringen. Das große Engagement des Hamburger Hafens für den Ausbau der Binnenschiffsverkehre und bei der Umsetzung des Gesamtkonzepts Elbe begrüßen wir“, erklärte Blenkle.
In den Fachvorträgen wurde deutlich, dass die Binnenschifffahrt im Elbstromgebiet im Zusammenspiel mit dem Hamburger Hafen eine wichtige Rolle spiele, das große Potenzial dieses umweltfreundlichen Verkehrsträgers erkannt wurde und ein Interesse an der weiteren Stärkung und Modernisierung bestehe. Auch wenn wichtige Infrastrukturmaßnahmen wie der sogenannte Ost-Korridor zwischen Lüneburg-Stendal-Magdeburg-Erfurt-Hof-Regensburg bis hin zur österreichischen Grenze und der Ersatzneubau für das Schiffshebewerk Scharnebeck in den Bundesverkehrswegeplan 2030 aufgenommen seien, komme es jetzt darauf an, dass Hamburg, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Brandenburg diese Maßnahmen in gemeinsamer Anstrengung erfolgreich durch den Gesetzgebungsprozess bringen. „Wir müssen aufpassen, dass es nicht bei der ministeriellen Bearbeitung zu zeitlichen Verschiebungen kommt“, warnte Egloff.
Die Teilnehmer der Konferenz setzen auf Unterstützung in Berlin und auf das für die weitere Entwicklung wichtige Gesamtkonzept Elbe. Die Anforderungen und Erfordernisse aus den Bereichen Umweltschutz, Hochwasserschutz, Wasserwirtschaft, Schifffahrt und Industrie müssten fair geprüft und bewertet werden, sollten aber aus Sicht der Konferenzveranstalter und Teilnehmer bald zu einer einvernehmlichen Lösung führen. FBi