Meyer Werft erwartet historisches Minus

Wird nicht wie geplant zur Sommersaison 2021 ausgeliefert: „Aidacosma“, Foto: Aida Cruises
Die durch die Corona-Krise unter Druck geratene Meyer Werft wird in diesem Jahr den größten Verlust der Unternehmensgeschichte einfahren. „Und wenn wir nichts tun, werden wir auch in den nächsten Jahren Verluste machen. Das hält kein Unternehmen auf Dauer aus“, sagte Geschäftsführer Jan Meyer der Neuen Osnabrücker Zeitung. Er sei aber fest davon überzeugt, dass die Meyer Werft gute Überlebenschancen habe.
Bis Ende März müsse das Zukunftskonzept für die nächsten Jahre stehen. Es gehe um Themen wie Kostenneutralität und das Verhältnis der Werkverträge zur Stammmannschaft. „Dann geht es auch um die Anzahl der betriebsbedingten Kündigungen“, berichtete Meyer. Seniorchef Bernard Meyer verwies darauf, dass die Werft 2020 und 2021 nur zwei anstatt geplanter drei Schiffe abliefere. „Wir haben deshalb bereits gewaltige Überkapazitäten abgebaut, indem wir die Werkvertragsarbeiten um über 50 Prozent reduziert haben.“
Durch die geringere Taktzahl bei der Ablieferung konnte die Werft ihre Arbeit um zwei Jahre bis 2025 strecken. Dadurch sinke aber auch die Arbeit pro Jahr in allen Bereichen um durchschnittlich 40 Prozent. „Wir müssen diese Saure-Gurken-Zeit überstehen“, so Seniorchef Meyer. Vor 2023/24 würden kaum wieder Kreuzfahrtschiffe bestellt werden. „Es wird am Markt eine hohe Preisschlacht geben, bei der wir als Familienunternehmen gegenüber der Konkurrenz der staatlichen Werften große Probleme bekommen werden.“
Nicht wie ursprünglich geplant zur Sommersaison 2021 von der Meyer Werft ausgeliefert wird derweil die „Aidacosma“. Wie die Rostocker Reederei Aida Cruises jetzt mitteilte, müsse die Premieren-Saison des Neubaus daher verschoben werden. Aufgrund der Verzögerung ändern sich nun die Planungen für Kreuzfahrtschiffe auf anderen Routen. Die siebentägigen Kreuzfahrten von Kiel aus nach Norwegen und ins Baltikum ab Mai 2021 übernimmt Reedereiangaben zufolge die „Aidanova“. Für deren eigentlich geplante Fahrten im westlichen Mittelmeer ab Mallorca soll nun die „Aidaperla“ zum Einsatz kommen. Kurs auf Norwegens Fjorde nimmt daher nicht die „Aidaperla“, sondern die „Aidasol“. Außerdem wird die „Aidablu“ nicht nur in der Adria, sondern auch auf Routen im östlichen Mittelmeer ab Korfu unterwegs sein.
Die 337 Meter lange „Aidacosma“ verfügt über 2600 Kabinen und ist ein Schwesterschiff der bereits im Dezember 2018 in Dienst gestellten „Aidanova“, dem ersten Kreuzfahrtschiff mit LNG-Antrieb überhaupt. bek/dpa