Seepiraterie nimmt wieder zu

Die Zahl der Pirateriefälle hat im ersten Quartal 2018 deutlich zugenommen.

So wurden dem International Maritime Bureau (IMB) von Januar bis März insgesamt 66 Vorfälle weltweit gemeldet, teilte die Internationale Handelskammer am Dienstag mit. Im Vorjahreszeitraum waren es 43, im ersten Quartal 2016 noch 37. Zuletzt gingen Piraten an Bord von 39 Schiffen, schossen auf elf und entführten vier. Zwölf Angriffe konnten abgewehrt werden. 100 Seefahrer wurden als Geiseln genommen und 14 weitere von ihren Schiffen gekidnappt. Außerdem wurden zwei Menschen verletzt.

Die meisten Vorfälle ereigneten sich vor der afrikanischen Westküste. Allein vor Nigeria wurden laut IMB-Angaben 22 versuchte sowie erfolgte Angriffe registriert. In den beiden Vorjahresquartalen waren es sieben und zehn. Im Golf von Guinea wurden einschließlich Nigeria insgesamt 29 gezählt; dazu jeweils einer vor Kamerun und Ghana sowie fünf vor Benin. Bei keinem der drei Länder waren in den beiden Vorjahresquartalen Vorfälle registriert worden.

Die jüngsten Zahlen bestätigen abermals, dass es sich beim Golf von Guinea aktuell um den gefährlichsten Piraterie-Hotspot handelt. Ein IMB-Sprecher betonte dabei auch, dass sich die Attacken gege keine bestimmten Schiffstypen richteten. Demnach seien Angriffe gegen Fischereifahrzeuge und Kühlfrachter ebenso gemeldet worden wie gegen Produktentanker. Immerhin: „In manchen Fällen konnten die Piraten durch frühzeitige Entdeckung und entsprechende Manöver der Besatzung abgewehrt werden.“ Außerdem würden die Behörden von Benin, Nigeria und Togo mit Patrouillen vor ihren Küsten gegen die Seepiraterie vorgehen.

Risikozone Somalia

Entgegen der sich weiter zuspitzenden Lage vor Nigeria blieben die Zahlen vor Somalia weiter relativ niedrig. Dort wurde im ersten Quartal 2018 ein Vorfall gemeldet, 2017 waren es zwei (neun im Gesamtjahr), 2016 hingegen keiner – Folgen der Nato-Operation „Atalanta“. Die Situation am Horn von Afrika dürfe aber keinesfalls unterschätzt werden, betonte auch das IMB. Im Gegenteil: Der jüngste Fall, ein bewaffneter Angriff auf einen 160.000-tdw-Tanker rund 160 Seemeilen von der Küste entfernt, belege, dass die Piraten dort nach wie vor sowohl die Kapazitäten als auch die Absicht haben, Handelsschiffe im Indischen Ozean anzugreifen.

Bedrohung in Südostasien

Auch in Südostasien blieb die Lage in den ersten drei Monaten des Jahres im Vergleich zum Vorjahr auf ähnlichem Niveau. Regionaler Hotspot waren auch weiterhin die indonesischen Gewässer. Neun Vorfälle wurden gemeldet, nach sieben im ersten Quartal 2017. Zur Einordnung: In den gleichen Zeiträumen 2014 und 2015 waren noch 18 respektive 21 Attacken registriert worden. Dazu handelte es sich bei den jüngsten Vorfällen vor Indonesien IMB-Informationen zufolge um „low level attacks“, also Übergriffe mit geringer Bedrohung gegen vor Anker liegende Schiffe.

In der wichtigen Straße von Malakka registrierte das IMB im laufenden Jahr wie auch 2016 und 2017 Jahr keinen Pirateriefall. Das sei vor allem auf die verstärkten und „aggressiven“ Patrouillen der Anreinerstaaten zurückzuführen. Gleichzeitig appellierte das IMB aber auch, weiter konsequente Vorsichtsmaßnahmen bei der Passage der Meerenge aufrechtzuerhalten. Schließlich gebe es keinen Anhaltspunkt, wie lange die staatlichen Patrouillen noch im Einsatz bleiben.

Einen potenziell wichtigen Schritt für die Schiffssicherheit haben jetzt auch die Niederländer getan. Vergangenen Monat hatte das Parlament <link http: www.thb.info rubriken international single-view news private-schutzdienste-auch-auf-niederlaendischen-schiffen.html _blank schutzdienste auch auf niederländischen>grünes Licht für ein neues Gesetz gegeben, dass die Mitnahme von bewaffnetem Schutzpersonal an Bord von Schiffen unter niederländischer Flagge erlaubt, wenn diese in gefährdeten Seegebieten unterwegs sind. In Deutschland ist der Einsatz privater Sicherheitskräfte an Bord von Handelsschiffen nach langjähriger Diskussion seit rund vier Jahren in bestimmten Fahrtgebieten erlaubt.

Auch deutsche Reedereien betroffen

Unter den im ersten Quartal 2018 angegriffenen Schiffen befanden sich die meisten Einheiten wiederum in griechischem Besitz oder Management, berichtete das IMB weiter: nämlich 14 von 66. Dahinter folgen Singapur mit zehn und Deutschland mit sieben Frachtern.

Bei den Schiffstypen galt ebenfalls eine klare Rangfolge: Fast jeder dritte Vorfall betraf einen Massengutfrachter, wie die Daten des IMB weiter zeigen. 21 Übergriffe auf Bulker seien demnach gemeldet worden, gefolgt von 17 auf Produktentanker. Außerdem wurden Fälle mit sieben konventionellen Tankschiffen und fünf Containerfrachtern gemeldet.

Nach den jüngsten Quartalszahlen gilt es nun auch, den Jahresbericht für 2017 in die Perspektive zu setzen. Die Seepiraterie hatte in dem Jahr <link http: www.thb.info rubriken international single-view news imb-seepiraterie-so-gering-wie-zuletzt-vor-22-jahren.html _blank so gering wie zuletzt vor>das niedrigste Niveau seit 22 Jahren erreicht, hieß es beim IMB: 180 Überfälle im Gesamtjahr, acht weniger als 1995. Aber 43 im ersten Quartal und damit eben 23 weniger als in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres. Prognosen lassen sich zwar kaum treffen. Aber allein aufgrund der vergleichsweise deutlich höheren Aktivität an der Westküste Afrikas ist andauernde Vorsicht dringend notwendig, unterstrich das IMB. ger

Teilen
Drucken

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Nach oben