Vom Containerschiff zum Flottenversorger

Als „Neermoor“ (l.) wurde die „Resolve“ 2010 bei Nordic Yards in Dienst gestellt, Foto: Behling
Es muss nicht immer ein Neubau sein, der für Begeisterung sorgt. Deshalb erhält die kanadische Marine als Ersatz für ihre beiden betagten Flottenversorger „Protecteur“ und „Preserver“ jetzt ein umgebautes Containerschiff aus Deutschland.
Das Schiff trägt in Kanada den Projektnamen „Resolve“, was möglicherweise auch der zukünftige Schiffsname sein könnte. Seit wenigen Tagen liegt es bei der Werft Davie in Quebec am St.-Lorenz-Strom.
Den Vertrag zwischen der Regierung und der Bietergemeinschaft aus Project Resolve Incorporated und der Werft Chantier Davie Canada Incorporated wurde bereits im August unterzeichnet. Danach kaufte die Werft den in Deutschland gebauten Containerfrachter. Nach Informationen aus Schifffahrtskreisen soll der Kaufpreis angesichts des Überangebots von Containerschiffen lediglich 15 Millionen Euro betragen haben.
Die „Resolve“ wurde 2010 in Wismar als „Neermoor“ bei Nordic Yards in Dienst gestellt und danach weltweit eingesetzt – zunächst unter der Flagge der Reederei Briese. Zuletzt fuhr der Frachter für die Olambos Navigation in Piräus als „Asterix“. Die griechische Capital Shipmanagement verkaufte das Schiff jetzt an die kanadische Werft. In Singapur war es zuvor aus der letzten Containercharter entlassen worden und hatte am 11. September Kurs auf Quebec genommen. Dort traf der 182 Meter lange Frachter am 6. Oktober ein, wo bei der Davie-Werft jetzt mit den Vorbereitungen für den spektakulären Umbau begonnen wurde. In weniger als zwei Jahren soll aus dem Containerschiff ein Flottenversorger werden.
Dabei nutzen die kanadischen Ingenieure den stabilen Rumpf und die Maschinenanlage als Basis. Das Deckshaus mitsamt der Kommandobrücke wird entfernt. Das Umbaukonzept sieht zudem den Einbau von Tanks, Munitionskammern, Kühlräumen sowie eines Hospitals und einer Kommandozentrale vor. Auf dem Achterschiff wird hinter den neuen Aufbauten auch ein Landedeck für Hubschrauber entstehen. Nach der Indienststellung soll der Versorger dann die Lücke bis zur Indienststellung der drei neuen Joint-Support-Ships (JSS) der „Queenston“-Klasse schließen. Geplant ist, dass diese neuen Versorgungsschiffe ab 2020 in Fahrt kommen.
Bislang hatte die kanadische Marine die Flottenversorger „Protecteur“ und „Preserver“ im Einsatz. Beide Schiffe mussten jetzt aus Altersgrün den stillgelegt werden. Einige ihrer Komponenten sollen aber beim Umbau der „Resolve“ Verwendung finden. Für die Umrüstung des Containerschiffs zum Flottenversorger sind 170 bis 200 Millionen Euro eingeplant. Diese Kosten liegen weit unter denen eines Neubaus. bre/FB