Die alte Dame ist noch aktiv

Seit 85 Jahren im Einsatz: Die „Stadt Kiel“ war früher ein modernes Fahrgastmotorschiff, Foto: Behling
Dem 100. Geburtstag des Salonmotorschiffs „Stadt Kiel“ steht eigentlich nicht mehr im Wege. Auf der Feier zum 85. Jahrestag des Stapellaufs bei der Krupp Germania-Werft im Jahr 1934 sagte Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer dem Verein des Traditionsschiffs weitere Unterstützung zu.
Das Motorschiff hat eine bewegte Geschichte hinter sich: So sank die „Stadt Kiel“ bereits sieben Jahre nach Indienststellung nach einem Bombentreffer. Das zerfetzte Wrack wurde gehoben, im dänischen Svendborg grundüberholt und um drei Meter verlängert, ehe es 1946 wieder in seinen Heimathafen Kiel zurückkehrte. Dreißig Jahre später wurde das 253 BRT vermessende Schiff aufgrund mangelnder Rentabilität stillgelegt. Seit Anfang 1983 kümmert sich der Förderverein „MS Stadt Kiel e.V.“ um das 28,13 Meter lange und 7,30 Meter breite Schiff. Dieser erneuerte es in den Folgejahren und erreichte 1994 die Eintragung in die Denkmalsrolle des Landes Schleswig-Holstein als technisches Kulturdenkmal.
In seiner Ansprache sagte Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer der Besatzung und dem Förderverein weitere Unterstützung zu. „Ich bin mir sicher, dass wir die 100 anvisieren können.“ Die Stadt Kiel unterstütze den Förderverein wo immer es gehe, sagte Kämpfer. Liegeplatzgebühren wurden dem historischen Fördedampfer von der Ratsversammlung bereits mit großer Zustimmung erlassen, auch gab es einen Zuschuss zur notwendigen Isolierung der Abgasleitung. „Das Schiff ist eine Botschafterin der Stadt“, betonte der Oberbürgermeister. Denn das 1934 gebaute Salonmotorschiff ist auf der Kieler Förde und darüber hinaus präsent – etwa als Ort für Trauungen, bei Regattabegleitfahrten zur Kieler Woche oder als Charterschiff.
Ein Geschenk gab es auch von Dirk Jonkanski vom Landesamt für Denkmalpflege und dem Sachverständigen Andreas Westphalen. Sie überreichten dem Verein eine Broschüre aus den Mitteilungen zur Denkmalpflege, die sich mit der „Stadt Kiel“ als bisher einzigem Motorschiff befasst. „Es ist für dieses Schiff ein Ritterschlag“, sagte der Denkmalpfleger. Die „Stadt Kiel“ habe eine hohe historische Bedeutung für die Erinnerung an die frühere Fördeschifffahrt. Zeitweise waren 17 Fördeschiffe in Kiel unterwegs. Im Jahr 1967 wurden vier Millionen Menschen von ihnen über die Förde gebracht.
Die Situation der Traditionsschiffe in Kiel ist von einem gemeinschaftlichen Miteinander geprägt, betonte Detlef Soitzek vom Segelschiff „Thor Heyerdahl“ auf dem Empfang. Er hatte aber auch eine Anregung für die Vertreter der Landeshauptstadt: „Es ist schade, dass die Traditionsschiffe in Kiel so verstreut liegen. Ein zentraler Liegeplatz wäre schön“, schlug Soitzek vor.
Anlässlich des 85. Jahrestags des Stapellaufs der „Stadt Kiel“ gab es weitere Bekundungen zur Unterstützung. „Wir werden uns für das Schiff einsetzen. Die Förderung des Landes und des Bundes gehören dazu“, sagte Tobias Loose. Der CDU-Landtagsabgeordnete hatte sich besonders für die finanzielle Unterstützung im Hinblick auf die notwendige Sanierung des Unterwasserschiffs stark gemacht. Die Kosten für das Strahlen der Unterseite werden auf 110.000 Euro geschätzt; der Bund fördert das Projekt zur Hälfte. acw/FB