Emssprung mit der „Friesenfähre“

Noch im August soll der praktische Einsatz einer Personenfähre über die Ems bei Weener erprobt werden.

Das sagte jetzt Eberhard Lüpkes von der Fährdienst-Betreibergesellschaft. Mit dem Service soll eine Übergangslösung für die nach einer Schiffskollision zerstörte Eisenbahnbrücke über die Ems eingerichtet werden. Die Friesenbrücke ist ein elementarer Bestandteil der Bahnstrecke zwischen Leer und Groningen und war im Dezember 2015 durch den Aufprall des Frachters „Emsmoon“ zerstört worden.

Um den Ersatzbau für die Brücke entwickelte sich ein Dauerstreit mit unterschiedlichen Beteiligten, darunter der Deutschen Bahn, dem Land Niedersachsen, dem Bund und verschiedenen Wirtschaftsorganisationen. Selbst die benachbarten Niederlande ärgerten sich über das Kompetenz- und Zuständigkeitsgerangel auf deutscher Seite, denn durch den Wegfall der Brücke sind zeit- und kostenaufwändige Umwegverkehre notwendig. Die Übergangslösung mit der Fähre brachte unter anderem die Papenburger Meyer Werft mit ins Rollen, die ebenfalls ein vitales Interesse an funktionierenden Verkehrswegen hat.

Lüpkes geht davon aus, „dass wir nach wenigen Tagen, vielleicht einer Woche, schon die ersten Passagiere transportieren können“. Vor diesem Testlauf müssten noch die letzten notwendigen Genehmigungen erteilt und auch die Anlegestellen fertiggestellt und abgenommen werden. Das Fährschiff war zunächst am Montag in Papenburg angekommen. Es entstand in Andernach am Rhein.

Das an ein Landungsboot erinnernde Fährschiff kann bis zu acht Personen und ebenso viele Fahrräder aufnehmen. Lüpkes rechnet damit, dass eine Ems-Überfahrt 15 Minuten dauert und das Aus- und Einsteigen der Fahrgäste jeweils 10 Minuten. „Das heißt, einmal Hin und Her auf dem Fluss würde 50 Minuten dauern.“ Der Probebetrieb soll zeigen, ob diese Fahrtzeiten auch verkürzt werden können, gerade auch mit Blick auf größere, zusammenhängende Personengruppen, die die Ems überqueren wollen.

Die neue Fähre soll den Namen „Friesenfähre“ bekommen. Der Name wurde von Kindern des Kindergartens Holthusen vorgeschlagen. Die Belohnung für die Namensidee: ein Besuch der örtlichen Eisdiele.

Der Wiederaufbau der Brücke soll nach heutigem Sachstand in etwa sechs Jahren abgeschlossen sein. Dabei läuft jetzt alles auf eine große Lösung hinaus, für die sich ebenfalls die Meyer Werft stark macht. Das jetzt als Grobkonzept vorliegende Modell sieht unter anderem ein Bauwerk mit einer Spannweite von 142 Metern vor. Das Mittelteil soll dabei schwenkbar und 56 Meter breit sein, ausreichend für große Schiffe. Aktuell wird von Baukosten in Höhe von 66 Millionen Euro ausgegangen. Doch auch 80 Millionen Euro sind bereits im Gespräch. Experten erwarten indes auch ein langwieriges Planfeststellungsverfahren, das Umweltschutzgruppierungen kritisch begleiten werden. EHA

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