Holland Shipyards baut erste Kieler E-Fähre

Auf Achse ging es für den Neubau aus der Schiffbauhalle zum Stapelhub, Foto: Behling

Die „Düsternbrook“ schwimmt jetzt im Werfthafen und wird endausgerüstet, Foto: Behling
Die erste vollelektrische Fähre für einen deutschen Seehafen schwimmt: Auf der Werft Holland Shipyards in Hardinxveld-Giessendam bei Rotterdam ist die von der Schlepp- und Fährgesellschaft Kiel (SFK) beauftragte „Düsternbrook“ zu Wasser gelassen worden. Die Werft hatte den Auftrag über die drei Millionen Euro teure Fähre 2019 erhalten – und im Juli 2020 bereits die erste Plug-in-Hybrid-Fähre „Gaarden“ für die SFK abgeliefert.
Der Neubau „Düsternbrook“ soll zwischen Reventou und der Schwentine zum Einsatz kommen und die bislang dort eingesetzte Fähre „Schwentine“ unterstützen. In Kiel hatte man wegen der Corona-Pandemie fast nicht damit gerechnet, die Fähre noch in diesem Jahr zu sehen. „Das hat uns überrascht. Wir hatten erst später mit dem Stapelhub gerechnet“, sagte Ansgar Stalder, Betriebsleiter der SFK. Grund für das Tempo: Holland Shipyards braucht den Bauplatz. „In der nächsten Woche kommt auf den Platz der Rumpf für die nächste Fähre“, berichtete Projektingenieur Arnold Versluis. „Die Werft arbeitet sehr professionell. Das macht Spaß“, so Ralph Gessert. Der Reederei-Inspektor reist für die SFK alle zwei Wochen zur Werft.
Die E-Fähre ist für Holland Shipyards Neuland: Sie ist die erste dort gebaute vollkommen elektrisch angetriebene Fähre. „Diese Technologie ist möglicherweise die Zukunft“, sagte Gessert. Und auch Projektingenieur Versluis ist zufrieden. „Für diese Fähren gibt es einen wachsenden Markt“, so der Niederländer. Besonders für Binnenseen in Norwegen herrsche gerade ein Bedarf, ein entsprechendes Fahrzeug sei gerade im Bau.
Die 24,7 Meter lange „Düsternbrook“ wiegt ohne Batterien 100 Tonnen. Zusätzlich zu den drei Millionen Euro Baukosten kommen Investitionen von einer Million Euro in die Lade-Infrastruktur am Anleger. Über das Programm „Saubere Luft“ des Verkehrsministeriums fördert der Bund das Projekt mit 763.000 Euro. Die 78 Batteriezellen an Bord haben eine Speicherkapazität von 819 Kilowattstunden, die Fähre kann so rund zehn Stunden fahren.
An Bord wird Platz für 140 Passagiere und 65 Fahrräder sein. FB/tja