Kiel: Color Line mit neuem Deutschland-Chef gestartet

Hundertmark, Foto: Behling

„Color Magic“ und „Color Fantasy“ verbinden Kiel und Oslo, Foto: Behling
Die Color Line in Deutschland wird von einem neuen Gesicht repräsentiert.
Dirk Hundertmark hatte am Montag seinen ersten Arbeitstag am Norwegenkai. Der 47 Jahre alte Kieler führt künftig die größte norwegische Fährlinie in Deutschland.
Der Jurist und Marketing-Experte wird die Aktivitäten der Color Line eng im Team mit Stephan Struck (Bereichsleiter Vertrieb) und Tanja Lewin (Abteilungsleiterin Marke & Produkt) koordinieren – als Ausdruck der Neustrukturierung der Reederei in Deutschland, dem nach Norwegen wichtigsten Markt für die Reederei. „Ich freue mich auf die Aufgabe. Für mich ist es die Rückkehr in meine Heimatstadt. Als ich Kind war, habe ich die großen Fähren immer ein- und auslaufen sehen.“
Hundertmark wurde in Kiel geboren, wuchs in Heikendorf auf. „Mein Vater hat sein Berufsleben lang bei HDW als Schweißer gearbeitet.“ Schiffe und Seefahrt haben dagegen bislang nur einmal den beruflichen Werdegang von Dirk Hundertmark gekreuzt. Nach dem Abitur ging er 1988 zum Wehrdienst zur Marine nach Eckernförde. Danach begann er ein Jura-Studium in Kiel. „Eigentlich wollte ich Staatsanwalt werden.“ Nach dem Staats examen wurde er jedoch Anwalt in der Kanzlei von Wolfgang Kubicki und Trutz Graf Kerssenbrock in Kiel. Von dort wechselte er 2001 in die Telekommunikationsbranche: Es folgten Einsätze als Justiziar bei der Mobilcom, Marketing-Chef bei der Freenet-Tochter Klarmobil und später bei der Youfone GmbH. Im Februar 2015 heuerte er dann in der Touristik an. Bei TUI Connect war er für die Einführung eines Mobilfunkprojekts zuständig.
An einen Wechsel in die Schifffahrt habe er da noch nicht gedacht – bis er im vergangenen Sommer unerwartet einen Anruf bekam. Über eine Agentur war die Color Line auf ihn aufmerksam geworden. „Im Laufe der Gespräche merkte ich schnell, dass dies die Aufgabe ist, die ich immer gesucht hatte. Und dann noch in Kiel, da habe ich nicht lange gezögert.“ Seit er im Herbst die Zusage aus Norwegen bekommen hat, arbeitet er sich intensiv in das neue Thema ein. „Ich will jetzt schnell das Unternehmen und die Schiffe kennenlernen. Der Terminkalender für die ersten Monate ist bereits prall gefüllt“, sagt er. Dazu gehören Besuche an Bord und in Norwegen.
2014 hatte das Unternehmen erstmals einen Verlust eingefahren, da zeitgleich umfangreiche Umbauten der Schiffe anstanden und neue Umwelttechnik zur Abgasreinigung in die „Color Magic“ und die „Color Fantasy“ eingebaut werden musste. Um wieder in die Gewinnzone zu kommen, wurde neben einem Rationalisierungsprogramm auch in neue Technologie investiert. Die Kiel-Oslo-Linie ist der Hoffnungsträger. Die Kreuzfahrtfähren „Color Magic“ und „Color Fantasy“ haben mit ihren Gewinnen die anderen Linien zwischen Dänemark und Norwegen subventioniert. Die beiden Schiffe befördern pro Jahr mehr als eine Million Passagiere.
Hundertmark ist der fünfte Geschäftsführer der Reederei in den vergangenen zehn Jahren. Zuletzt hatte der dänische Manager Henrik Renneberg die deutschen und dänischen Bereiche der Color Line ein Jahr lang in Personalunion geführt. Davor waren die deutschen Geschäftsführer Stefan Mathias, Manfred Jansen und Jörg Rudolph mit der Führung der deutschen Niederlassung betraut. Das Unternehmen hatte seine Geschäftsbereiche in den vergangenen Jahren erheblich umgebaut. Die administrativen Bereiche wurden in Norwegen konzentriert und die Flotte auf die neuen Her ausforderungen beim Umweltschutz und dem Reiseverhalten angepasst. „Der überwiegende Teil unserer Kundschaft bucht in Norwegen nur noch im Internet“, sagt Konzernsprecher Helge Otto Mathisen. Auch in Deutschland soll der Vertrieb in den neuen Medien intensiviert werden. Mit Hundertmark endet der Umbauprozess in Kiel. Die Niederlassung wurde im Zuge der Umbaumaßnahmen in den vergangenen drei Jahren von 80 auf 40 Mitarbeiter reduziert. FB/FBi