Banken werden den Druck weiter erhöhen

Keine Trübsal blasen, nach vorn schauen. Das war jetzt das Motto des 20. Hansa-Forums in Hamburg.

Bei aller Stagnation im Markt bezüglich der Charterraten einerseits ist andererseits viel Bewegung bei den Teilnehmern zu beobachten, umriss Journalist und Moderator Michael Hollmann auf dem Hansa-Forum das diffuse Bild, das die Branche derzeit bietet. Das Wettbewerbsumfeld verändert sich. Es gilt Kompetenzen herauszustellen, neue Strategien zu entwickeln, umzusetzen und dabei den Blick auf das Geschehen jenseits des Assets zu schärfen.

80 Milliarden Euro stecken heute noch an Schiffskrediten in den Büchern deutscher Banken. Das ist rund ein Fünftel des weltweiten Volumens. Die Tendenz seit Jahren: drastisch fallend. Daran wird sich laut Christian Nieswandt auch nichts ändern. Der Leiter der Schifffahrtssparte der HSH Nordbank musste sich zunächst Fragen zum Schuldenerlass an die Norddeutsche Reederei (namentlich nicht genannt, aber der Sachverhalt war allen Anwesenden bekannt) stellen. Das sei ein Einzelfall gewesen, sagte Nieswandt. In manchen Fällen sei es besser, die Schiffe zu halten und nicht auf aktuell niedrigem Niveau zu verkaufen. Die HSH Nordbank folge bei den Entscheidungen einem internen Modell. Dabei spielt eine wesentliche Rolle, dass die Unternehmen nicht extrem verschuldet sind. Das koste in der Tat Steuergeld, wie bereits öffentlich kritisch diskutiert wird. In diesem Fall sei das Vorgehen jedoch „absolut begründet“. Die HSH schaue sich jeden Fall einzeln an. Hinsichtlich des dabei entstehenden Eindrucks, dass bestimmte Marktteilnehmer bevorzugt würden, konnten die Ausführungen Nieswandts weder als Bestätigung noch als Dementi ausgelegt werden.

„Der Druck zum Handeln steigt“, so Nieswandt. Die HSH werde in den nächsten Monaten selbst Druck ausüben müssen. Reedereien, mit denen das Institut in Sanierungsgesprächen stünde, müssten damit rechnen, dass sie Schiffe verlieren. Es gebe aber noch Restrukturierungen. Das hänge insbesondere von den Fortführungsprognosen und der Möglichkeit von Nachschüssen ab.

Zum Abschluss des Forums beleuchtete mit Angelica Kemene von Optima Shipbrokers die einzige weibliche Referentin des Tages das Geschehen auf den Verkaufsmärkten. Der Rückblick auf 2016: Tanker wurden weniger gehandelt als im Vorjahr, blieben bei den Verschrottungen auf Vorjahresniveau. Die Schlagzahl bei Veräußerungen im Bulker-Segment war enorm hoch. Panamax-Containerschiffe gingen zahlreich ganz aus dem Markt, darunter sogar 43 Frachter mit einem Alter von 19 bis 14 Jahren. Der Ausblick für 2017: Die Schrottpreise dürften anziehen. Kemene erwartet hier mittelfristig mehr als 300 Dollar pro Tonne. Im Dry-Bulk-Segment bleiben die Verkaufsaktivitäten auf hohem Niveau, begleitet von Joint Ventures. fab

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