Bremer Landesbank wird Eigenständigkeit verlieren
Die wegen fauler Schiffskredite unter Druck geratene Bremer Landesbank (BLB) wird ihre Selbstständigkeit verlieren. Die Eigner haben sich auf zwei mögliche Zukunftsvarianten verständigt, die bis Ende des Jahres geprüft werden.
Das teilten NordLB-Chef Gunter Dunkel und Bremens Finanzsenatorin Karoline Linnert (Grüne) nach einer Krisensitzung des Aufsichtsrates der BLB am späten Freitagabend. Die Bank hatte vergangene Woche mitgeteilt, dass sie 2016 mit Ausfällen in dreistelliger Millionenhöhe rechnet. Jetzt droht der BLB ein Stellenabbau. "Es geht um 1000 Arbeitsplätze", sagte am Samstag Markus Westermann, der für die Gewerkschaft Verdi im Aufsichtsrat sitzt.
Geprüft wird einerseits eine Komplettübernahme der Bank durch den jetzigen Mehrheitseigner NordLB mit Sitz in Hannover, der bereits 55 Prozent der Anteile hält. In diesem Falle bekäme Bremen für seinen 41-prozentigen Anteil einen noch zu verhandelnden Kaufpreis und wäre raus aus seiner eigenen Landesbank. Beim zweiten Modell würde Bremen seinen Anteil einbringen und im Gegenzug eine Beteiligung von geschätzten sechs bis sieben Prozent an der NordLB erhalten.
An der Bremer Landesbank sind die NordLB mit 55 Prozent, das Land Bremen mit 41 Prozent und der Sparkassenverband Niedersachsen mit vier Prozent beteiligt. Die NordLB gehört wiederum mehrheitlich dem Land Niedersachsen. "Mit dieser Entscheidung wird jetzt ein Weg beschritten, der die Sicherung der Bremer Landesbank unter Wahrung der Interessen aller Träger, auch Niedersachsens, ermöglicht", sagte der niedersächsische Finanzminister Peter-Jürgen Schneider (SPD).
Fehlbetrag bei 400 Millionen Euro
Die BLB kam aufgrund notwendiger Wertberichtigungen bei Schiffskrediten in Schieflage, es geht um schätzungsweise 400 Millionen Euro, die der Bank in diesem Jahr fehlen könnten. Bremen kann als Haushaltsnotlageland nicht einspringen und müsste zudem bei einer Finanzstütze für die Bank mit einem Beihilfeverfahren seitens der EU rechnen. Die oberste Finanzaufsicht Bafin prüft unterdessen, ob die BLB rechtzeitig über die anstehenden Wertberichtigungen informiert hat.
Die Landesbank hält in Bremen strategisch wichtige Beteiligungen für die Hansestadt. So ist sie unter anderem an der Bremer Lagerhaus-Gesellschaft, der Wohnungsbaugesellschaft Brebau und der Bremische Grundstücks GmbH beteiligt. Im Falle einer Komplettübernahme durch die NordLB würde über diese Beteiligungen künftig in Hannover entschieden.
Verdi-Vertreter Westermann bevorzugt deshalb die zweite Variante. "Politisch wäre es für Bremen völlig daneben, sich frei zu kaufen", sagte er. Der Bremer Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Nickel warnt ebenso vor einem Verkauf. "Es müssen Schutzverträge für die BLB abgeschlossen werden", forderte der Finanzexperte. lni