Deutsche Schiffskredite im Ausverkauf

Fast ein Drittel der Hamburger Schulden von rund 34 Milliarden Euro sind bei Beteiligungen und Tochterfirmen zu finden, und nicht im Kernhaushalt.

Dieser Anteil sei so hoch wie in keinem anderen Bundesland, geht aus einer jetzt veröffentlichten Studie des Deutschen Steuerzahlerinstituts hervor. In Hamburg kritisiert die Studie allerdings nicht die bekannten Beteiligungen etwa an der HSH Nordbank und Hapag-Lloyd, sondern Hamburg Bäderland und die Stadtreinigung. Dort würden Leistungen erbracht, die auch von privaten Unternehmen angeboten werden könnten.

Dennoch führt insbesondere die Beteiligung an der HSH Nordbank zu unkalkulierbaren Risiken. Vor gut einem Monat übernahmen Hamburg und Schleswig-Holstein von der HSH Schiffskredite im Nennwert von fünf Milliarden Euro. Dahinter stehen als Sicherheiten Containerfrachter, Tanker und Massenguttransporter – insgesamt 256 Schiffe. Die öffentlich-rechtliche Anstalt, die im Auftrag der Länder diese Kredite verwalten und abbauen soll, hat für viele Jahre zu tun. Und die HSH Nordbank ist ihre faulsten Schiffskredite los. So soll die Bank verkaufsfähig werden.

Die Landesbank aus dem Norden ist nicht allein mit dem Plan, das einstmals lukrative Geschäft mit Schiffskrediten herunterzufahren. Die Commerzbank will es sogar ganz abstoßen. Die Deutsche Bank schnürt derzeit ein Milliardenpaket zum Abverkauf (THB 8. Juli 2016). Die Nord/LB und die Bremer Landesbank wollen ebenfalls Schiffskredite loswerden.

Das hängt auch mit den Vorschriften für die Unterlegung von riskanten Geschäften mit Eigenkapital zusammen. „Banken in Deutschland haben eine Unwucht in der Bilanz“, sagte jetzt Paul Slater, Chef der Finanzberatung First National. Deutsche Banken haben oder hatten nach seiner Einschätzung mehr als 50 Milliarden Dollar an faulen Schiffskrediten in den Büchern.

Weltweit sieht die Lage anders aus. Die 30 größten Schiffsbanken haben Kredite in Höhe von 300 bis 400 Milliarden Dollar vergeben. Die gebrauchten Schiffskredite, die nun auf den Markt kommen, lassen sich nicht genau beziffern; es dürften um die 20 Milliarden Euro sein. Das ist viel, aber gemessen am Gesamtmarkt doch überschaubar. Der Verkaufsdruck ist dabei für die einzelnen Institute unterschiedlich. Die HSH Nordbank muss unbedingt noch Kredite loswerden, ehe sie selbst verkauft werden kann; andere Institute können das Thema gelassener angehen.

Am Ende wird der Preis entscheiden. Die Länder haben die HSH-Kredite mit einem Abschlag von rund 50 Prozent gekauft. Im Sommer 2015 lag die gängige Rate für den Weiterverkauf von Schiffskrediten bei rund 93 Prozent; heute sagt man, die verkäufliche Rate liege eher bei 80 bis 85 Prozent. Nachfrager sind andere Banken, Versicherungen, Hedgefonds, Private-Equity-Fonds und andere Investoren. Es gibt genug Geld auf der Welt, das nach sicherer und rentierlicher Anlage sucht. Aber es will niemand große Risiken eingehen.

Für Investoren wie die Hamburger Berenberg Bank ist sogar der Zeitpunkt gekommen, wieder einzusteigen. „Wir sehen in dem Markt ein interessantes Chancen-Risiko-Profil“, sagt Tobias Bitt rich, Leiter Corporate Banking. Die Privatbank hatte in der Vergangenheit kein großes Portfolio in der Schifffahrt aufgebaut, wohl aber eine gute Expertise. Die nutzt sie jetzt, um ihr Engagement hochzufahren. „Weil viele Investoren den gesamten Schifffahrtsbereich meiden, sind am Markt Überrenditen zu erzielen“, so Bittrich. Berenberg erhöht daher sein eigenes Kreditbuch um ein Drittel und eröffnet zudem Investoren die Möglichkeit, insgesamt dreistellige Millionenbeträge in Schiffskredite zu investieren. dpa/fab

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