Ernst Russ plant großen Investmentfonds

Krise als „New Normal“? Keine Trübsal blasen, sondern nach vorn schauen und Chancen aufzeigen. Das war das Motto des 20. Hansa-Forums am Donnerstag in Hamburg. Für Aufsehen sorgte vor allem die Ankündigung der Ernst Russ AG, zusammen mit der norwegischen Investmentbank Pareto einen großen Fonds aufzulegen.

Nicolás Burr, CFO von Hapag-Lloyd, fasste zusammen, wie sich Deutschlands größte Linienreederei im schwierigen Marktumfeld behauptet: der Börsengang 2015 für neue Kapitalquellen; die geplante Fusion mit UASC, um Kosten zu senken und die Schiffsflotte zu modernisieren; 2017 The Alliance mit vier Mitbewerbern aus Fernost starten, um Servicenetz und Auslastungen zu verbessern.

Ignace Van Meenen, CEO der Rickmers Holding, sah sein Unternehmen zuletzt zu Unrecht öffentlich mit Hanjin verglichen. Rickmers verfüge über exzellente Verbindungen zu allen relevanten Playern. Alle drei Schiffe, die an Hanjin verchartert waren, sind mittlerweile wieder zurück. Dabei handelt es sich um Panamax-Schiffe. Genau die stehen im „Auge des Zyklons“. So sei weniger die Rückführung der Frachter ein Problem, sondern vielmehr, dass sich die Einheiten im Markt behaupten können. Van Meenen ging auch auf die aktuellen Turbulenzen beim vor zehn Jahren aufgelegten Trust in Singapur ein. Die Zehn-Jahres-Charterverträge der Panamaxe laufen in einer Phase aus, in der die alten Prognosen weit verfehlt werden. Die Banken haben einen Rahmenkredit für die nächsten fünf Jahre zur Verfügung gestellt. Sie bekämen nach aktuellem Stand „35 Cent aus einem Dollar“, wenn die Sanierung greift. Einer Kapitalerhöhung stimmten die Aktionäre jetzt zu, zulasten einer Verwässrung ihrer Anteile. Die Verlängerung der Restlaufzeit dagegen ist noch nicht beschlossen. Um auch diesen Punkt mit den Investoren zu klären, bestünde ein Zeitfenster vom 21. November bis 23. Dezember, um „in Kleingruppen mit einzelnen zu sprechen“, so Van Meenen. Keiner wolle etwas kaputt machen. Wenn das Ergebnis am Ende nicht gut werde, sei das aber noch nicht das Ende.

Ingmar Loges, vor einem Jahr noch für die HSH Nordbank auf dem Podium, sprach jetzt für die DVB Bank. Sein Unternehmen stehe auch weiterhin zur Schiffsfinanzierung. Diese Sparte solle stabil gehalten werden, das schließe signifikantes Neugeschäft mit ein. Genau das habe die DVB Bank bereits in diesem Jahr so umgesetzt.

Jens Mahnke von der Ernst Russ AG führte aus, dass sein Unternehmen weitere Übernahmen plane, um die Konsolidierung des Marktes voranzubringen. Die in diesem Jahr vollzogene Umfirmierung von HCI Capital in den Reederei-Namen Ernst Russ zeige den starken maritimen Bezug. Zuvor hatte HCI sowohl die Hamburger Reederei Ernst Russ als auch König & Cie. übernommen. In der gemanagten Flotte des Marktführers mit den meisten jemals platzierten KG-Frachtern fahren jetzt noch 180 Schiffe.

Für Aufsehen sorgte die Ankündigung Mahnkes, demnächst mit einem neuen Investmentfonds das Neugeschäft neu aufzurollen. Dazu sei mit der norwegischen Investmentbank Pareto ein Joint Venture gegründet worden. Die Neugründung sei bereits aktiv und beschäftige sich aktuell mit Sanierungsfällen. An den 180 Fondsschiffen hätten die Norweger kein Interesse, so Mahnke. Vielmehr sei es Pareto darum gegangen, einen deutschen Partner zu bekommen. Der geplante Fonds werde ausschließlich aus Eigenkapital ausländischer Investoren bestehen. Auf lange Sicht sollen für das Joint Venture aber auch deutsche Investoren eine Rolle spielen. Russ geht bei den Investitionen mit ins Risiko. Das hat sich gegenüber früheren Produkten geändert, das musste sich auch ändern, um neue Investoren zu gewinnen. fab

Teilen
Drucken

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Nach oben