Ernst Russ steigt bei Marenave aus
Der 24.112-BRZ-Tanker "Mare Baltic" war einst Bestandteil der Marenave-Flotte, Foto: Hasenpusch
Die Ernst Russ Gruppe (ehemals HCI Capital) hat ihr Aktienpaket an der Marenave Schiffahrts AG komplett veräußert.
Das teilte die in Hamburg ansässige Gesellschaft am Dienstag mit. „Der Fokus des Engagements der Ernst Russ Gruppe lag auf der Wiederherstellung der Geschäftstätigkeit und der Neuausrichtung der Marenave Schiffahrts AG im maritimen Bereich“, so das Unternehmen. Doch zu Beginn dieses Jahres war ein neuer Großaktionär mit ganz anderen Plänen bei Marenave eingestiegen: Die Deutsche Balaton AG übernahm im Januar ein größeres Aktienpaket und hielt danach 21,34 Prozent aller Anteile.
„Die unterschiedlichen Auffassungen der beiden Großaktionäre, Ernst Russ Gruppe und Deutsche Balaton AG, bezüglich des Geschäftsmodells und der strategischen Neuausrichtung der Marenave Schiffahrts AG, erschwerten eine für die Gesellschaft notwendige konstruktive und zielgerichtete Umsetzung“, führt Ernst Russ jetzt aus. Vor diesem Hintergrund habe sich die Gruppe „für einen Ausstieg aus der Marenave Schiffahrts AG entschieden und es wurde ein für alle Parteien zufriedenstellendes Ergebnis erzielt“. Ernst Russ werde nun „Alternativen mit strategischen Partnerschaften im Bereich Schiff forcieren“. Alle Marenave-Anteile wurden an die Deutsche Balaton AG verkauft. Über die Details der Transaktionen haben die beteiligten Parteien Stillschweigen vereinbart.
Hintergrund: Zunächst hatte die Offen Reederei mit der DEVK-Versicherung als Investor bei Marenave einspringen wollen. Allerdings hatte die Ernst Russ AG auf der Hauptversammlung 2017 als damals größter Einzelaktionär die Pläne der potenziellen Investoren durchkreuzt (thb.info 18. September 2017). Ernst Russ übernahm die Kontrolle bei der Marenave Schiffahrts AG, die auf Druck der Banken alle Schiffe verkaufen musste und mittlerweile kaum mehr als einen Börsenmantel zu bieten hat.
DEVK hielt bis Ende Dezember 2017 noch 20 Prozent an Marenave und gab dann sämtlichen Anteile ab. Im Gegenzug stockte die Deutsche Balaton AG mit Aufsichtsratschef Wilhelm Zours ihre Beteiligung an Marenave auf 21,34 Prozent auf. Mit der jetzt erfolgten Übernahme der Anteile von Ernst Russ erhöht sich ihr Anteil auf nach 51,69 der Stimmrechte der Marenave Schiffahrts AG, deren Grundkapital sich auf 30,01 Millionen Euro beläuft.
Damit scheint das Kapitel Schifffahrt für Marenave beendet zu werden. Ernst Russ hatte mittelfristig ein zweistelliges Portfolio von Schiffen in die AG einbringen wollen. Die Beteiligungsgesellschaft Deutsche Balaton dagegen will Marenave komplett neu aufstellen und in Marna Beteiligungen AG umbenennen. Gegenstand des Unternehmens soll künftig „der Erwerb, die Verwaltung und die Veräußerung von Beteiligungen an Kapital- und Personengesellschaften“ sein, hat die Deutsche Balaton im Vorfeld der Hauptversammlung im Januar 2018 in einem Ergänzungsantrag für die Tagesordnung formuliert.
Auf der jüngsten Hauptversammlung war bereits die Wahl des Aufsichtsrats anders verlaufen als von Ernst Russ geplant. Björn Hagedorn und David Landgrebe waren im vergangenen Jahr nur auf Basis des Aktienrechts per Gericht als neue Mitglieder des Kontrollgremiums bestellt worden. Landgrebe war zugleich Vorstand der Ernst Russ AG und schied dort zum 31. Oktober 2017 aus. Im Januar waren Neuwahlen erforderlich. Landgrebe blieb im Kontrollgremium außen vor. Stattdesseen wurde auf Vorschlag der Deutschen Balaton AG der Stuttgarter Unternehmensberater Hansjörg Plaggemars in den Aufsichtsrat gewählt. fab
