EZB-Pläne könnten Banken in Schwierigkeiten bringen

Für die deutschen Schiffsfinanzierer könnte es eng werden. Offenbar plant die Europäische Zentralbank höhere Eigenkapitalanforderungen für die Institute.

Kern ist offenbar ein Prüfbericht, der im Auftrag der EZB erarbeitet wird und über dessen Inhalte erste Gerüchte kolportiert werden. Im Zuge der Finanzkrise von 2008 waren die Vorschriften des Basler Ausschusses der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich zur Regulierung von Banken – kurz Basel III – verschärft worden. Dadurch musste vor allem der deutsche Sektor der Landesbanken umfassend reformiert werden – mit massiven Auswirkungen auf den ehemals größten Schiffsfinanzierer der Welt, die HSH Nordbank, und aktuell die Bremer Landesbank.

Die Nachrichtenagentur Reuters beruft sich nun auf Insider, denen zufolge die EZB von deutschen Schiffsfinanzierern über Basel III hinausgehende Eigenkapitalanforderungen stellt. Die Erfüllung der Basel-III-Vorgaben hatte jüngst die Bremer Landesbank vor das faktische Aus gestellt, weil das Land Bremen die notwendige Summe in Höhe von 400 Millionen Euro nicht aufbringen kann. Vergangene Woche habe es nun eine Anfrage an die deutschen Schiffsfinanzierer über die Einzelheiten ihrer Kreditrisikovorsorge gegeben. „Es ist eine sehr umfangreiche Anfrage“, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters.

Eine offizielle Stellungnahme der EZB gab es bisher nicht. Deutsche Kredit institute galten im Bereich der Schiffsfinanzierung lange Zeit als führend. Bis zum Jahr 2008 waren die Banken mit schätzungsweise 80 Milliarden Euro in der Schifffahrts industrie engagiert. Die Commerzbank hat sich zwischenzeitlich vollkommen aus dem Finanzierungsneugeschäft zurückgezogen und wickelt nur noch Altbestände ab. Der HSH Nordbank hat die Finanzierungskrise – trotz milliardenschwerer Bürgschaften durch die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein – fast das Genick gebrochen.

Eine Zerschlagung nach dem Vorbild der mittlerweile aufgelösten WestLB wäre denkbar gewesen, ist aber durch die eingeleitete Privatisierung vom Tisch. Belastend für die Branche wirken aber immer noch die Überkapazitäten und die stockende Konjunktur. „Die Realität ist hart, aber künftig werden Kredite nur mit hoher Risikovorsorge und einer ausreichenden Verlustkompensation möglich sein“, sagte Klaus Stolten, Leiter des Bereichs Schiffsfinanzierung der Deutschen Bank, jüngst auf einer Tagung in Athen. „Das Kreditgeschäft ist rückläufig, und die Banken werden durch hohe Abschreibungen aus Altkrediten belastet. Da ist kaum noch Spielraum“, sagte Stolten weiter. rtr/pk

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