"Fall Beluga": Banken im Zeugenstand

Beluga war in kurzer Zeit zum Marktführer aufgestiegen, Foto: Steen
Im Prozess um die 2011 in Insolvenz gegangene Schwergutreederei Beluga steht weiter der Vorwurf des Kreditbetruges im Mittelpunkt der Verhandlung.
Die damalige Beluga-Kundenbetreuerin der Bremer Landesbank (BLB) sagte am Mittwoch vor dem Landgericht Bremen aus, dass die BLB 2008 aus der Schiffsneubaufinanzierung bei Beluga ausgestiegen sei. „Wir hatten uns entschieden, nicht mehr zu finanzieren. Das Wachstum war zu schnell, und Beluga musste sich erst mal konsolidieren“, so die Zeugin. „Wir hatten für uns unser Limit erreicht.“ Die 46-jährige Bankkauffrau fügte hinzu, dass die BLB Ex-Beluga-Chef Niels Stolberg damals nicht um Geschäfte gebeten habe.
Tags zuvor hatte ein ehemaliger Kundenbetreuer der Dresdner Bank, die später von der Commerzbank übernommen wurde, im Zeugenstand gesessen. Das Kreditinstitut habe bei der Finanzierung von Beluga genauer hingeschaut und im Vorfeld auch externe Gutachter in die Prüfung eingebunden. Begründung: Zum einen habe die Bank den Schwergutmarkt noch nicht so gut gekannt, zum anderen habe es sich bei Beluga um einen neuen Kunden gehandelt. Laut Verteidigung hatte die Dresdner Bank jedoch nicht ausreichend geprüft, sondern unbedingt die Finanzierung bei Beluga übernehmen wollen. In einem nachträglich von der Commerzbank verfassten Bericht soll von Ungereimtheiten der Finanzierungspläne die Rede sein, die Auswirkung auf die Kreditentscheidung hätten haben müssen.
Die Staatsanwaltschaft wirft Reederei-Gründer Niels Stolberg Kreditbetrug in 16 Fällen vor. Er und ein anderer Ex-Manager sollen Banken bei den Investitionskosten von 20 Schiffen getäuscht haben, um höhere Kredite zu erhalten. Dabei spielt die niederländische Werft Volharding eine Rolle, die den Bau in China begleiten sollte. Dass dafür ein Teil des Baupreises fällig wurde, schien dem damaligen Kundenbetreuer der Dresdner Bank plausibel. Er habe nicht gewusst, dass ein Großteil dieses Geldes wieder an Beluga zurückgeflossen sein soll.
Die Beluga-Reederei war im Juni 2011 in die Insolvenz gegangen. Seit Januar müssen sich Stolberg und drei seiner leitenden Mitarbeiter wegen Untreue und Betrugs in zweistelliger Millionenhöhe vor der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts verantworten. Vor Gericht hatte Stolberg die Vorwürfe der Bilanzfälschung eingeräumt, den Kreditbetrug aber zurückgewiesen. fab