Hamburger Reederei nach Fusion wettbewerbsfähiger
In der krisengebeutelten internationalen Containerschifffahrt kommt die Reederei Hapag-Lloyd nach den Worten von Vorstandschef Rolf Habben Jansen nicht an einer Fusion mit der arabischen UASC vorbei. "Wir wollen die Fähigkeiten von Hapag-Lloyd und UASC so kombinieren, dass das Unternehmen den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen der Branche gestärkt entgegentreten kann", sagte Habben Jansen bei der ordentlichen Hauptversammlung am Freitag in Hamburg.
"Hapag-Lloyd wird nicht nur größer, sondern auch internationaler und vor allem wettbewerbsfähiger." Der Zusammenschluss soll bis zum 31. März 2017 vollzogen werden.
Das Unternehmen war in der ersten Jahreshälfte 2016 in die roten Zahlen gerutscht und wies einen Nettoverlust von 142 Millionen Euro (Vorjahreshalbjahr: plus 157,2 Mio Euro) aus. Weltweit kämpfen Reedereien seit Jahren mit Überkapazitäten und unzureichenden Frachtraten.
Bei dem Aktionärstreffen stimmten die Anteilseigner einer Kapitalerhöhung gegen Sacheinlagen zu, wie Hapag-Lloyd am Freitagabend mitteilte. Innerhalb von sechs Monaten nach der UASC-Fusion soll eine weitere Barkapitalerhöhung um 400 Millionen US-Dollar (aktuell 354,3 Millionen Euro) erfolgen, die dem Schuldenabbau und weiteren Investitionen dienen soll. Die Stadt Hamburg will sich - wie zuvor angekündigt - nicht an der Kapitalaufstockung beteiligen.
Jüngere Flotte
Der Vorstandschef verwies darauf, dass durch den Zusammenschluss von Hapag-Lloyd mit der UASC die gemeinsame Flotte deutlich jünger und im Durchschnitt größer sein werde als die derzeitige. Außerdem müssten in den kommenden Jahren keine weiteren Investitionen in Großschiffe getätigt werden. Gemeinsam werden dann 237 Schiffe mit einer Transportkapazität von rund 1,6 Millionen Standardcontainern geführt. Damit würde die Linienreederei zur fünftgrößten Containerreederei weltweit aufsteigen.
Die United Arab Shipping Company (UASC) mit Hauptsitz in Katar ist eine der führenden Container-Reedereien in der Golfregion, mit den Investmentgesellschaften Qatar Holding sowie dem Public Investment Fund aus Saudi Arabien als größten Anteilseignern. Mit der Fusion soll der Marktanteil auf den Routen zwischen Asien und Nordeuropa sowie zwischen Asien und dem Nahen Osten gesteigert werden. Im Nahen Osten soll das entstehende Unternehmen zu einem der Marktführer aufsteigen. Der Hauptsitz der Hapag-Lloyd bleibt in Hamburg. "Der maritime Standort Hamburg wird dadurch deutlich gestärkt", sagte Habben Jansen.
Der Vorstandsvorsitzende verwies auf "erhebliche Synergiepotenziale" von mindestens 400 Millionen US-Dollar, die den "Unternehmenswert der Hapag-Lloyd nachhaltig steigern" würden. Die Kosteneinsparungen würden im laufenden Jahr voraussichtlich nicht ausreichen, um den Rückgang der Frachtraten auszugleichen, räumte der Vorstandschef auf Fragen aus dem Aktionärskreis erneut ein. 2015 hatte Hapag-Lloyd bereits die chilenische Reederei CSAV übernommen. Der Konzern verfügt über eine Eigenkapitalquote von 44,4 Prozent und eine Liquiditätsreserve von rund 775 Millionen Euro.
Geänderte Besitzverhältnisse
Nach dem Zusammenschluss ändern sich auch die Besitzverhältnisse an Hapag-Lloyd. Die Investmentgesellschaften des Emirats Katar und Saudi-Arabiens werden mit 14,4 und 10,1 Prozent der Aktien neue Kerngesellschafter der Reederei. Die chilenische CSAV wird künftig 22,6 Prozent halten, der Logistik-Unternehmer Klaus-Michael Kühne 14,6 Prozent. Der Anteil der Stadt Hamburg wird zukünftig 14,9 Prozent betragen.
Die Aktionäre stimmten auch der Erweiterung des Aufsichtsrats von 12 auf 16 Mitglieder zu, die nach dem Zusammenschluss mit UASC gültig werden soll. Der Zusammenschluss der beiden Reedereien steht den Angaben zufolge unter anderem noch unter dem Vorbehalt kartellrechtlicher Genehmigungen. (lno)