Hapag-Lloyd-Aktie auf unklarem Kurs

Burr und Habben Jansen (r.) beim Börsenstart. Seitdem ist die Aktie auf Zickzackkurs, Grafik: DVV, Foto: dpa, Frank Rumpenhorst
Der Weg zum Aktienmarkt war lang und schwer – aber nach Jahren kam Hapag-Lloyd doch noch an der Börse an.
Das war vor genau einem Jahr am 6. November. Als Rolf Habben Jansen mit Finanzvorstand Nicolás Burr die Börsenglocke läutete, sprach aus seinem Gesicht vor allem eines: Erleichterung. Der Vorstandschef hatte eine 200 Pfund schwere Schiffsglocke von 1965 aus Bronze mit auf das Frankfurter Parkett gebracht.
Der Börsengang war wegen der Probleme der Schifffahrtsbranche und des schwachen Börsenumfelds mühsam. Die Zeichnungsfrist für die Aktie musste um eine Woche verlängert und der Ausgabepreis herabgesetzt werden. So musste das Unternehmen seine mit dem Börsengang verbundene Kapitalerhöhung von 500 auf 300 Millionen US-Dollar (279 Millionen Euro) eindampfen, dann grätschte Weltmarktführer Moeller-Maersk mit einer Gewinnwarnung dazwischen. Den Hamburgern sprangen viele angehende Neuaktionäre ab, nur mit einem Rabatt auf den Aktienpreis konnte Hapag-Lloyd sie wiedergewinnen.
Die bisherigen Eigentümer sind Tiefschläge gewohnt. 2009, in der Finanzkrise, musste der Reisekonzern TUI die Reederei mit frischem Geld sogar vor dem Untergang bewahren. Eigentlich wollte sich TUI schon vorher vom Containergeschäft trennen, doch Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne, die Stadt Hamburg sowie Banken und Versicherer kauften nur einen Großteil der Anteile. Ein 2011 anvisierter Börsengang scheiterte an den Turbulenzen nach der Atomkatastrophe in Japan. Ende 2014 fusionierte Hapag-Lloyd mit der chilenischen Reederei CSAV zur damals viertgrößten Containerreederei der Welt.
Für Hapag-Lloyd war das frische Geld aus dem Börsengang wichtig – auch darum zogen die Hamburger das Vorhaben trotz aller Widrigkeiten durch. Der Niederländer Habben Jansen hatte Mitte 2014 das Ruder bei den Hamburgern übernommen und wollte von dem Erlös neue Schiffe und neue Container kaufen. Mit genügend Eigenkapital bekommt das Unternehmen die nötigen Kredite zu besseren Konditionen. Und ohne größere, rentablere Frachter, die weniger Treibstoff brauchen, ist das Geschäft auf Dauer kaum profitabel zu betreiben. Doch auch das ist keine Garantie. Die Preise für Containertransporte sind seit Jahren unter Druck, Angebot und Nachfrage klaffen weit auseinander.
Hapag-Lloyd startete schließlich mit leichten Gewinnen an der Börse. Zum Handelsschluss kosteten die Papiere 20,21 Euro – sie lagen damit etwas über dem Ausgabepreis von 20 Euro. Bisheriger Tiefststand: 14,90 Euro am 9. Februar 2016. Höchststand: 21,80 Euro am 7. Dezember. Jetzt liegt die Aktie bei 17,25 Euro. Vergangene Woche waren die Papiere im Fahrwasser des erneuten Gewinneinbruchs bei Moeller-Maersk um 2,8 Prozent gefallen. Davor hatten die Aktien um 1,3 Prozent zugelegt. Kurstreiber war die Konsolidierung in der Branche, die auch Japan erfasst: Die drei größten Reedereien MOL, NYK und “K”Line wollen ihre Container-Flotten zusammenlegen.
Die Kursziele der Analysten schwankten im Jahresverlauf zwischen 31,50 Euro (Warburg), 26 Euro (Berenberg), 23,40 Euro (Deutsche Bank) und 16 Euro (HSBC).
Hapag-Lloyd wird mehrheitlich kontrolliert von einem Pool aus CSAV, der Stadt Hamburg und Klaus-Michael Kühne, die zusammen rund 72 Prozent der Aktien halten. Knapp elf Prozent der Anteile gehören noch immer TUI. Derzeit verhandelt Hapag-Lloyd über einen Zusammenschluss mit der arabischen United Arab Shipping Company (UASC). FBi