Hapag-Lloyd: Börsengang in diesem Jahr



Hapag-Lloyd biegt beim geplanten Börsengang auf die Zielgerade ein.
Die weltweit viertgrößte Containerreederei hat erstmals offiziell bestätigt, dass sie noch im laufenden Jahr den IPO umsetzen will. Geplant ist eine Notierung im Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse und im regulierten Markt der Hamburger Börse, teilte das Unternehmen am Montag mit.
Durch den Börsengang erwartet Hapag-Lloyd Bruttoerlöse in Euro im Wert von umgerechnet 500 Millionen Dollar. 400 Millionen Dollar werden dabei aus dem Verkauf neu emittierter Aktien an institutionelle Investoren und Privatanleger stammen. Darüber hinaus beteiligen sich die Ankeraktionäre Kühne Maritime und Compañía Sud Americana de Vapores (CSAV) mit 100 Millionen Dollar am Börsengang, indem sie jeweils Aktien im Wert von 50 Millionen Dollar zeichnen.
„Der Börsengang ist ein bedeutender Meilenstein in der Geschichte von Hapag-Lloyd“, sagte Unternehmenschef Rolf Habben Jansen am Montag. „Dieser Schritt wird uns besseren Zugang zu den Kapitalmärkten verschaffen, wodurch wir weiter in unser Geschäft investieren können, um noch wettbewerbsfähiger zu werden.“
Die Vorbereitungen für den Börsengang laufen schon seit Monaten auf Hochtouren. Mit der Deutschen Bank, Goldman Sachs und der Hamburger Privatbank Berenberg waren zunächst drei Institute damit beauftragt, den IPO vorzubereiten. Anfang September war aus Finanzkreisen von weiteren Mandatierungen zu hören. Das betraf zum einen Credit Suisse, Citi und HSBC, die den Informationen zufolge in der zweiten Reihe stehen, dahinter rangieren MM Warburg und zwei weitere Häuser.
Nach dem vergeblichen IPO-Versuch im Jahr 2011 ist dies der nächste Anlauf von Hapag-Lloyd, einen Börsengang umzusetzen. Damals sagte das Unternehmen den IPO wegen des Atom unglücks in Fukushima ab. Auch diesmal war lange Zeit unklar, ob die Reederei an ihrem Plan festhält, da die Turbulenzen in China die Finanzmärkte überschatten. Im Frühjahr hatte Habben Jansen zudem gesagt, mit der Integration von CSAV stünden große Aufgaben an, da könne man nicht noch einen IPO stemmen (THB 29. Mai 2015). Der Reedereichef betonte, ein Börsengang hänge von einer stabilen Geschäftsentwicklung und vom Börsenumfeld ab.
Der Reisekonzern TUI hatte bereits Ende 2014 mitgeteilt, mit Investoren über den Verkauf seiner Beteiligung an der Containerreederei zu verhandeln. TUI-Aufsichtsratschef Klaus Mangold brachte damals das zweite Halbjahr 2015 als mögliches Zeitfenster für einen IPO von Hapag-Lloyd ins Spiel. An der Reederei ist TUI derzeit mit knapp 14 Prozent beteiligt. Wie viele der TUI-Aktien jetzt im Rahmen des Börsengangs auf den Markt kommen, ist noch offen und hängt von der Nachfrage der Investoren ab.
Die Erlöse aus dem Börsengang will Hapag-Lloyd für weitere Investitionen in Schiffe und Container nutzen, um die Kapitalstruktur, das langfristige Wachstum und die Profitabilität zu stärken. Das Angebot wird auch weitere Aktien aus dem Bestand von TUI und „einen üblichen Greenshoe“ enthalten, so Hapag-Lloyd. Bei einer Greenshoe-Option können sich die Konsortialbanken des Börsengangs nachträglich zusätzliche Wertpapiere zum Emissionspreis sichern.
Der Erwerb des Containerschifffahrtsgeschäfts von CSAV im Jahr 2014 und dessen Integration in der ersten Jahreshälfte 2015 hatte Hapag-Lloyd gemessen an der Kapazität zur weltweit viertgrößten Reederei gemacht. Die Flotte besteht aus 188 Containerschiffen mit einer Gesamtkapazität von rund einer Million TEU. Nach Marktanteilen gehört das Unternehmen zu den Marktführern bei den atlantischen und lateinamerikanischen Handelsrouten mit einer starken Präsenz in den Fahrtgebieten Fernost und Transpazifik. Von November 2014 bis Juli 2015 übernahm Hapag-Lloyd sieben neue Schiffe mit einer Kapazität von jeweils 9300 TEU. Für den Zeitraum Oktober 2016 bis Mai 2017 ist die Lieferung von fünf weiteren 10.500-TEU-Containerschiffen angesetzt.
Derweil setzt die Reederei ihren Zusammenschluss mit CSAV schneller um als ursprünglich geplant. Im ersten Halbjahr 2015 erzielte Hapag-Lloyd einen Gewinn von 157 Millionen Euro und stand damit weitaus besser da als ein Jahr zuvor, als im gleichen Zeitraum ein Verlust von 173 Millionen Euro in den Büchern stand. Die Rückkehr in die Gewinnzone führt das Unternehmen vor allem auf die gestärkte Marktposition durch die Übernahme von CSAV zurück.
Deutsche Flagge gestärkt
Neben dem Börsengang gab Hapag-Lloyd jetzt auch bekannt, zwei Schiffe unter deutsche Flagge gebracht zu haben. Die 2004 und 2005 gebauten Containerschiffe „Longavi“ (IMO 9294836) und „Limari“ (IMO 9290816) fahren jetzt in deutschem Management. Beide 4045-TEU-Frachter gehören zur ehemaligen CSAV-Flotte, die im Rahmen der Integration in die Hapag-Lloyd-Flotte integriert wurde. Die „Longavi“ wechselte vor kurzem im australischen Adelaide ihre Flagge. Die „Limari“ setzte vergangene Woche erstmals während des Anlaufs von Callao in Peru die deutsche Flagge am Heck. Damit umfasst die Flotte der eigenen Schiffe von Hapag-Lloyd unter deutscher Flagge nunmehr 40 Containerfrachter. fab
Ein Kommentar zum Thema von THB-Redakteur Wolfhart Fabarius