Hapag-Lloyd dank Übernahme auf Kurs

Nach Verlusten im Vorjahr fährt Hapag-Lloyd jetzt wieder Gewinne ein, Foto: Hapag-Lloyd
Hapag-Lloyd hat im ersten Halbjahr einen Gewinn von 157 Millionen Euro erzielt. Die Hamburger Containerreederei steht trotz des harten Wettbewerbs weitaus besser da als vor einem Jahr, als im gleichen Zeitraum ein Verlust von 173 Millionen Euro in den Büchern stand.
Die Rückkehr in die Gewinnzone ist vor allem auf die gestärkte Marktposition durch die Übernahme der chilenischen CSAV zurückzuführen. „Auch wenn das Marktumfeld herausfordernd bleibt, sind wir sehr gut im Markt positioniert“, sagte Vorstandschef Rolf Habben Jansen am Mittwoch in Hamburg. Die Reederei sei auf einem guten Weg, um im Gesamtjahr 2015 ein positives operatives Ergebnis zu erwirtschaften. Zwar sank im zweiten Quartal der Gewinn gegenüber den ersten drei Monaten, doch seien dafür Sondereinflüsse verantwortlich.
Der Zusammenschluss mit der Containersparte der chilenischen Reederei CSAV werde schneller als geplant umgesetzt und bringe höhere Einspareffekte als vorhergesehen. Durch die Integration von CSAV und ein zusätzliches Sparprogramm werde die Reederei in den kommenden Jahren 600 Millionen Dollar jährlich einsparen. Schon im ersten Halbjahr sei die Transportmenge stärker gestiegen als die Kosten in Dollar.
Die 188 Schiffe von Hapag-Lloyd transportierten im zurückliegenden Halbjahr 3,7 Millionen Standardcontainer, das sind 29,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Die durchschnittliche Frachtrate lag mit 1296 Dollar pro TEU neun Prozent unter dem Vorjahreswert. Der Umsatz legte um 1,5 Milliarden auf 4,7 Milliarden Euro zu. Das operative Ergebnis drehte von minus 101,5 Millionen Euro vor einem Jahr ins Plus und lag in den ersten sechs Monaten 2015 bei 267,7 Millionen Euro.
Mit der Übernahme von CSAV hat sich auch der Einfluss der Asien-Verkehre auf das Gesamtunternehmen verringert, wo gegenwärtig die Frachtraten besonders niedrig sind und der Konkurrenzkampf durch neue Riesenschiffe sehr hart ist. „Unser ausgeglichenes Portfolio an Fahrtgebieten und Produkten macht Hapag-Lloyd widerstandsfähig“, so Habben Jansen.
In der vergangenen Woche hatte Hapag-Lloyd mitgeteilt, einen zweistelligen Millionenbetrag in neue Kühlcontainer zu investieren. Die Auslieferung der 6000 georderten Boxen soll in den kommenden Wochen erfolgen. Zur Eröffnung des erweiterten Panamakanals im kommenden Jahr sieht sich die Reederei vor allem für den im Reefer-Geschäft wichtigen Lateinamerika-Verkehr bestens gerüstet. Im April hatte das Unternehmen fünf Containerfrachter mit Kapazitäten von jeweils 10.500 TEU bestellt. Auf diesen Schiffen lassen sich jeweils bis zu 2100 Reefer anschließen. Die Neubauten sollen vorwiegend auf der Route von und nach Südamerika zum Einsatz kommen. Die Frachter entstehen bei der südkoreanischen Werft Hyundai Samho Heavy Industries und sollen von Oktober 2016 bis Mai 2017 abgeliefert werden.
Keine neuen Informationen gab es zum Zeitpunkt eines möglichen Börsengangs. Die Eigner der Reederei, vor allem CSAV, die Stadt Hamburg, der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne und das Tourismusunternehmen TUI, wollen Hapag-Lloyd an die Börse bringen, sobald die Geschäftszahlen und das Börsenumfeld stimmen. Habben Jansen hatte bislang offengelassen, ob das noch in diesem Jahr oder zu Beginn 2016 der Fall sein werde. In den vergangenen Wochen hatten an der Börse mehrfach Gerüchte die Runde gemacht, dass Hapag-Lloyd den Schritt bereits im Herbst vollziehen werde. Mit den Börsenplänen vertraute Insider hatten berichtet, dass Hapag-Lloyd mit der Deutschen Bank, Goldman Sachs und Berenberg drei Institute beauftragt habe, den IPO vorzubereiten. TUI hatte bereits Ende 2014 mitgeteilt, mit Investoren über den Verkauf seiner Beteiligung an der Reederei zu verhandeln. Der Reisekonzern ist an Hapag-Lloyd mit knapp 14 Prozent beteiligt. lno/fab