HSH: Kernbank auf Kurs

Die HSH Nordbank hat ihre Altlasten im ersten Halbjahr 2017 weiter abgebaut und ist innerhalb der Kernbank gewachsen.

Vorstandschef Stefan Ermisch sprach am Donnerstag bei der Bilanzpräsentation von einem „ordentlichen und guten Ergebnis“. Ein positives Abschneiden ist für die Bank während des laufenden Verkaufsprozesses aber auch von existenzieller Bedeutung.

Im Einzelnen: Der Konzerngewinn vor Steuern von Januar bis Juni 2017 liegt bei 173 Millionen Euro und damit knapp über dem Wert des Vorjahreszeitraums von 171 Millionen Euro. Die Kernbank steigerte ihren Vorsteuergewinn von 342 Millionen auf 506 Millionen Euro. Die Abbaubank, in der sich vor allem problematische Schiffskredite befinden, musste deutlich höhere Verluste als im Vorjahreszeitraum hinnehmen, bedingt durch verstärkte Risikovorsorge für Altkredite. Nach minus 41 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2016 stehen jetzt minus 348 Millionen Euro in den Büchern.

Das Konzernergebnis ging von 160 Millionen auf 158 Millionen Euro leicht zurück. Der Gesamtertrag kletterte von 541 Millionen auf 759 Millionen Euro. Im Neugeschäft legte die HSH Nordbank 25 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro zu. Davon kamen knapp eine Milliarde Euro über Neukunden. Der Verwaltungsaufwand reduzierte sich von 277 Millionen auf 246 Millionen Euro.

Speziell in der Schiffssparte kam der HSH Nordbank zugute, dass sich Teilmärkte wie die Container- und Bulkschifffahrt gegenüber dem Vorjahr aufhellten. Nicht nur die Charterraten zogen an, auch die Secondhandpreise legten zu. Dadurch konnten bei Schiffsverkäufen höhere Preise erzielt werden als noch vor einem Jahr möglich gewesen wären. Zudem sorgte der starke Euro dafür, dass die üblicherweise in Dollar abgerechneten Schifffahrtsgeschäfte positive Währungseffekte beisteuerten.

Für Ermisch geht es weiterhin vor allem darum, die aus heutiger Sicht verfehlten Deals aus den Jahren 2005 bis 2008 speziell in der Schiffssparte abzubauen. Die staatlichen Garantien seien bilanziell ausgeschöpft. Die Risikovorsorge könne erst ab dem kommenden Jahr sinken.

Das Neugeschäft „Shipping“ legte von 180 Millionen auf 310 Millionen Euro zu. Das Schiffskreditvolumen in der Kernbank beläuft sich auf 6,1 Milliarden Euro, davon führt die HSH 5,4 Milliarden Euro als „performing“, den Rest als „non-performing“. Auf Kunden in Deutschland entfallen 31 Prozent, auf internationale Kunden 69 Prozent. Darlehen für Containerschiffe machen 32 Prozent des Schiffsportfolios aus, auf Bulker entfallen 29 Prozent, Tanker vereinen 20 Prozent – das sind die wesentlichen Segmente. Die Exposure at Default (EaD), also der Parameter zur Messung der Kreditrisiken, verbesserte sich allein durch Währungseffekte um eine Milliarde Euro und lag Ende im ersten Halbjahr bei 6,1 Milliarden Euro.

Das Schiffsportfolio wurde innerhalb der ersten sechs Monate dieses Jahres um 13 Prozent von 17 Milliarde auf 14,8 Milliarde Euro abgebaut. Innerhalb der Kernbank sank das Portfolio von 7,1 Millionen auf 6,1 Millionen Euro. In der Abbaubank ging das Volumen von 9,9 Millionen auf 8,7 Millionen Euro zurück. Die maritime Risikovorsorge liegt bei 5,2 Milliarden Euro und deckt 61 Prozent der faulen Schiffsdarlehen ab.

In den kommenden Wochen werde sich zeigen, ob die Privatisierung gelingt, warf Ermisch einen Blick voraus. Der deutsche Bankenmarkt insgesamt müsse konsolidiert werden, das funktioniere bislang nicht, in den kommenden Jahren werde es jedoch starke Veränderungen geben. Diese Ausgangssituation mache es für Investoren interessant, sich bei einer deutschen Bank zu engagieren, sei es als Neueinsteiger oder als bereits involvierter Player.

HSH-Finanzvorstand Oliver Gatzke führte zum Thema Schuldenschnitt aus, die beiden bekannt gewordenen Fälle seien die größten innerhalb des Unternehmens, bei weiteren derartigen Maßnahmen liege das Volumen niedriger. Dem Reeder Heinrich Schoeller will die HSH rund 800 Millionen Dollar erlassen (thb.info 11. August 2017), bei der Norddeutschen Vermögen Holding geht es um 547 Millionen Euro (thb.info 4. November 2016).

Die staatliche Verlustgarantie über zehn Milliarden Euro zehrt die HSH vollständig auf. Inwiefern darüber hinaus Staatshilfen benötigt werden, dazu äußerte sich der Vorstand nicht. In der öffentlichen Diskussion steht eine Summe von mindestens 16 Milliarden Euro im Raum, für die Hamburg und Schleswig-Holstein als Anteilseigner am Ende einspringen müssten. In der Hamburger Bürgerschaft fordert Die Linke jetzt einen Untersuchungsausschuss, um den Sachverhalt weitgehend aufzuklären. fab

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