Marenave: Sanierung steht auf der Kippe

Für die Tanker (hier die „Mare Ambassador“) hatte Marenave die Prognose gesenkt, Foto: Hasenpusch
Bei der Marenave Schiffahrts AG spitzt sich die Situation weiter zu.
Zwei finanzierende Banken der Flotte haben dem Unternehmen am Dienstag mitgeteilt, dass sie dem zuvor ausgehandelten Sanierungskonzept nicht zustimmen. Die Gremien der beiden Institute würden „das bisher verhandelte Konzept zur Sanierung der Gesellschaft, für welches alle finanzierenden Banken des Marenave-Konzerns am 6. Juni 2016 eine unter Gremienvorbehalt stehende Absichtserklärung abgegeben hatten, entgegen der bisherigen Erwartung und trotz positiver Bewertung der Banken-Verhandlungsführer nicht mittragen“, so Marenave.
Das Konzept zur Sanierung der Gesellschaft sah zum einen den Abverkauf der gesamten Marenave-Flotte zur bestmöglichen Rückführung der von den Banken an die Einschiffsgesellschaften unter Mithaftung von Marenave ausgereichten Darlehen vor (THB 13. Juni 2016). Zum anderen geht es um die Enthaftung der Gesellschaft unter bestimmten Voraussetzungen. „Die Enthaftung der Gesellschaft ist aus Sicht des Vorstands eine wesentliche Voraussetzung für den möglichen Einstieg eines Investors“, führt Marenave aus. Vor diesem Hintergrund prüfe der Vorstand „derzeit sorgfältig, ob die positive Fortbestehensprognose für die Marenave noch aufrechterhalten werden kann“. Das Ergebnis der Überprüfung werde die Gesellschaft so bald wie möglich mitteilen.
Marenave hatte zu Beginn dieses Jahres einen negativen Eigenkapitalwert angekündigt. Auf der Basis noch untestierter Zahlen meldete die Reederei dann im Frühjahr für 2015 ein Minus von 23,7 Millionen Euro (20. März 2016). Das Unternehmen begründete das Defizit insbesondere mit Abschreibungen auf seine vier Supramax-Bulker. Im ungeprüften Einzelabschluss steht unterm Strich ein Jahresfehlbetrag von 44,3 Millionen Euro. Der nicht durch Eigenkapital gedeckte Fehlbetrag beläuft sich auf 26,5 Millionen Euro.
Im Sommer einigte sich Marenave mit dem Bankenkonsortium ihrer acht Tanker und Containerschiffe darauf, die für die Sanierung vereinbarten, geringeren Tilgungsverpflichtungen zu verlängern. Tilgungen sollten sich demnach weiterhin nach der Ertragslage der jeweiligen Schiffe richten. Allerdings lag bereits eine Absichtserklärung der Banken vor, wonach Marenave die gesamte Flotte verkaufen muss (THB 5. Juli 2016).
Der nächste Rückschlag folgte dann im September. Die Reederei meldete für das erste Halbjahr 2016 einen Verlust von 10,8 Millionen Euro. Während das operative Ergebnis im ersten Quartal noch ausgeglichen war, rutschte es im zweiten Quartal mit minus 2,7 Millionen Euro in die Verlustzone. Die großen Herausforderungen erstreckten sich mittlerweile über alle drei Segmente. Die Containerschiffe stagnierten laut Marenave „auf unbefriedigendem Niveau“. Bei den Bulkern gab es zwar einen Anstieg, allerdings „auf einem immer noch sehr unbefriedigenden Niveau“. Im Tankersegment mussten im zweiten Quartal insbesondere die Produktentanker „eine empfindliche Korrektur des vormals akzeptablen Niveaus hinnehmen“, teilte das Unternehmen mit (2. September 2016). Das führte dazu, dass Marenave die Prognose für das Tankersegment für das Gesamtjahr 2016 um fünf Millionen Dollar senkte und die Buchwerte heruntersetzte. Den Aktionären der Gesellschaft bestätigt Vorstand Ole Daus-Petersen, „dass in der aktuellen Unternehmenssituation die erwirtschafteten Konzernergebnisse allenfalls eine untergeordnete Bedeutung“ haben, „da ein Verlassen der negativen Eigenkapitalzone allein aus dem operativen Geschäft heraus selbst bei optimistischen Markterwartungen kaum vorstellbar ist“.
Die Flotte der Marenave Schiffahrts AG besteht aus sechs Produktentankern mit jeweils 37.400 bis 68.500 tdw, vier Supramax-Bulkern, den beiden Containerfrachtern „Mare Fox“ und „Mare Frio“ mit jeweils 1200 TEU und einem Car-Carrier. fab