Marenave vor dem nächsten Machtkampf

War einst Bestandteil der Marenave-Flotte: der 37.467-tdw-Tanker "Mare Action"
Die existenzbedrohte Marenave Schiffahrts AG steht vor einem grundlegenden Wandel. Die Zukunft des börsennotierten Unternehmens soll sich in diesem Monat entscheiden. Es zeichnet sich ein Machtkampf zwischen zwei gewichtigen Einzelaktionären ab.
Die DEVK-Versicherung hat jetzt sämtliche Anteile an der Marenave Schiffahrts AG abgegeben. Das geht aus am Mittwoch veröffentlichten Stimmrechtsmitteilungen von Marenave hervor. Bis Ende Dezember hielt DEVK noch 20 Prozent an der Gesellschaft. Im Gegenzug zum Anteilsverkauf der Versicherung stockte die Deutsche Balaton AG mit Aufsichtsratschef Wilhelm Zours ihre Beteiligung an Marenave auf 21,34 Prozent auf.
Hintergrund: DEVK hatte mit der Offen Reederei zunächst als Investor bei Marenave einspringen wollen. Allerdings hatte die Ernst Russ AG (ehemals HCI Capital) als größter Einzelaktionär auf der Hauptversammlung 2017 die Pläne der potenziellen Investoren durchkreuzt (thb.info 18. September 2017). Ernst Russ übernahm die Kontrolle bei der Marenave Schiffahrts AG, die auf Druck der Banken alle Schiffe verkaufen musste und mittlerweile kaum mehr als einen Börsenmantel zu bieten hat.
Für den 29. Januar wurde jetzt die nächste ordentliche Marenave-Hauptversammlung einberufen. Dann soll der lang erwartete Konzernabschluss samt Lagebericht für das Geschäftsjahr 2016 vorgelegt werden. Zudem stehen Wahlen zum Aufsichtsrat auf der Tagesordnung. Im Anschluss an die vorherige Hauptversammlung hatten die Aufsichtsratsmitglieder Bernd Zens und Henning Winter ihre Ämter niedergelegt. Björn Hagedorn und David Landgrebe waren auf Basis des Aktienrechts per Gericht als neue Mitglieder des Kontrollgremiums bestellt worden. Landgrebe war zugleich Vorstand der Ernst Russ AG und schied dort zum 31. Oktober 2017 aus (thb.info 26. September 2017). Die gerichtliche Bestellung der Aufsichtsratsmitglieder endet mit Ablauf der anstehenden Hauptversammlung, so dass eine Neuwahl erforderlich ist.
Auch eine „Beschlussfassung über die ordentliche Herabsetzung des Grundkapitals zur Deckung von aufgelaufenen Verlusten durch Verringerung des auf die einzelne Stückaktie entfallenden anteiligen Betrags des Grundkapitals und über die Anpassung der Satzung“ steht am 29. Januar in Hamburg zur Debatte. In einem Ergänzungsantrag schlägt die Deutsche Balaton AG vor, die Marenave Schiffahrts AG in Marna Beteiligungen AG umzubenennen. In der Begründung des Aktionärs heißt es über Marenave: „Das Unternehmen hat in der jüngeren Vergangenheit eine Restrukturierung durchlaufen, während der sämtliche Beteiligungen des Unternehmens, die sich auf Schiffe beziehungsweise die Schifffahrt beziehen, veräußert wurden. Das Unternehmen hat deshalb aktuell nichts mehr mit Schiffen oder Schiffsbeteiligungen zu tun. Eine Beibehaltung der bisherigen Firma wäre deshalb irreführend. Die vorgeschlagene neue Firmierung verdeutlicht den veränderten Charakter des Unternehmens.“ Gegenstand der Firma solle künftig „der Erwerb, die Verwaltung und die Veräußerung von Beteiligungen an Kapital- und Personengesellschaften“ sein. Das soll nach den Vorstellungen der Deutschen Balaton AG auch die Verwaltung eigenen Vermögens und die Gründung von Tochtergesellschaften und Zweigniederlassungen im In- und Ausland umfassen.
Es zeichnet sich der nächste Machtkampf bei Marenave an, denn die Deutsche Balaton AG schlägt selbst einen Kandidaten für den Aufsichtsrat vor. Anstelle von Landgrebe schlägt sie den Stuttgarter Unternehmensberater Hansjörg Plaggemars vor. In ihrer Begründung beruft sich die Deutsche Balaton AG auf den THB-Artikel <link http: www.thb.info rubriken finanzierung single-view news marenave-steht-vor-naechstem-machtkampf.html external link in new>„Ernst Russ gewinnt Machtkampf bei Marenave“ vom 18. September 2017 und moniert, Ernst Russ verfüge nur über 29,98 Prozent der Marenave-Aktien, sei mit Marenave personell verflochten, die übrigen rund 70 Prozent der Aktionäre seien jedoch nicht im Aufsichtsrat vertreten. Das sei „nicht hinnehmbar und sollte geändert werden, gerade angesichts der Pläne der Verwaltung und der Ernst Russ AG, ein ‚Schiffsportfolio‘ als Sacheinlage einzubringen. Wer soll dabei in entscheidenden Bewertungsfragen unabhängig die Interessen der freien Aktionäre vertreten“, wirft die Deutsche Balaton AG als Frage auf.
Die Deutsche Balaton AG ist eine Beteiligungsgesellschaft mit 25 Mitarbeitern und einem Eigenkapital von rund 150 Millionen Euro. Der Investitionsschwerpunkt des an der Frankfurter Börse notierten Unternehmens liegt unter anderem auf börsennotierten Anlagen und direkt oder über eigenständige Tochtergesellschaften gehaltenen, nicht börsennotierten Unternehmensbeteiligungen in verschiedenen Branchen.
Die Marenave Schiffahrts AG war im Januar 2006 von König & Cie. – mittlerweile in die Ernst Russ AG integriert – und der HSH Nordbank gegründet worden. Im jetzt vorzustellenden Geschäftsbericht weist die Gesellschaft ein operatives Ergebnis für 2016 von minus 7,98 Millionen Euro aus. Über die Jahre 2013 bis 2016 summieren sich die operativen Verluste auf 142,18 Millionen Euro. Die Eigenkapitalquote beziffert Marenave per 31. Dezember 2016 auf minus 16,78 Prozent. Unter „Ausblick 2018“ heißt es: „Die Geschäftsentwicklung des Jahres 2018 hängt von dem ‚Ob‘, dem ‚Wann‘ und dem ‚Wie‘ der zukünftig angestrebten Kapitalmaßnahme und der daraus folgenden Realisierung neuer maritimer Projekte zusammen mit der größten Einzelaktionärin, der Ernst Russ AG, Hamburg, ab.“ Mittelfristig sei „angedacht, ein zweistelliges Portfolio von Schiffen in die Marenave Schiffahrts AG einzubringen“. Das sei jedoch auch vom Mitwirken Dritter abhängig und bedürfe der Klärung interner, kartellrechtlicher und sonstiger behördlicher Fragen. Erst Anfang 2019 sei deshalb an eine Umsetzung der Pläne zu denken. fab