Moody’s: Banken drohen weitere Verluste

Die Geldinstitute müssen weiterhin für die Risiken in den Schiffsportfolios vorsorgen, Foto: fotolia, Heggie
Moody’s erwartet für die schiffsfinanzierenden Banken in Deutschland weiter zunehmende Belastungen. Das geht aus einem Marktbericht hervor, den die Ratingagentur jetzt veröffentlicht hat.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte zuvor mitgeteilt, sie werde ihre eingehenden Untersuchungen der Institute mit maritimem Standbein in den kommenden 18 Monaten fortsetzen. Die Ansage folgte auf die Auswertung der Bilanzen für das Geschäftsjahr 2016, in denen die Verluste der fünf größten Schiffsfinanzierer Deutschlands höher ausfielen als erwartet.
Moody’s stellt fest: Während einige Schiffssegmente die Talsohle durchschritten haben, werden Reedereien auch weiterhin mit Überkapazitäten, niedrigen Frachtraten und schwachem Nachfrageniveau zu kämpfen haben. Das wirke sich auf die Cashflows der Unternehmen und Darlehenszinszahlungen aus. Dadurch wiederum werde sich der Druck auf die Banken und deren Profitabilität erhöhen.
Die fünf größten deutschen Schiffsfinanzierer erreichten Ende vergangenen Jahres noch ein Volumen von insgesamt 59,4 Milliarden Euro an Schiffskrediten. Im Einzelnen sind das die HSH Nordbank mit 17 Milliarden Euro, die Nord/LB mit 16,7 Milliarden, DVB mit 14,3 Milliarden, KfW Ipex mit 6,6 Milliarden und der ehemalige Marktführer Commerzbank mit 4,8 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Ende 2012 kamen diese Institute noch auf 84 Milliarden Euro. Den deutlichsten Rückgang gab es bei der Commerzbank, die sich komplett aus der Schiffsfinanzierung verabschiedet und deren maritimes Portfolio in den vergangenen vier Jahren um drei Viertel zurückging. Die HSH Nordbank schmolz ihren Bestand im selben Zeitraum um 41 Prozent ab, die Nord/LB um 9 Prozent. Dagegen legten KfW Ipex um 4,7 Prozent und die DVB um 20,2 Prozent zu.
Der Anteil problematischer Darlehen aller fünf betrachteten Institute hat sich innerhalb nur eines Jahres deutlich erhöht. Drohte Ende 2015 bei 28 Prozent der Ausfall, waren es Ende 2016 bereits 37 Prozent. Das führte dazu, dass die Banken ihre Risikovorsorge steigern und höhere Verluste buchen mussten.
Die Geldhäuser hatten laut Moodys’s Ende 2016 zwar 51 Prozent der problematischen Kredite abgesichert und damit mehr als ein Jahr zuvor, als die Absicherungsquote bei 45 Prozent lag. Die Analysten halten jedoch einen Wert vor 60 Prozent für notwendig, um auf Eventualitäten vorbereitet zu sein. Für die DVB und die Nord/LB wird es unter den fünf Häusern am schwierigsten werden, diese Quote zu erreichen, erwartet Moody’s. Beide Konzerne liefen Gefahr, steigende Verluste und eine Kapitalschwächung hinnehmen zu müssen.
Die Nord/LB hatte 2016 ein Defizit von rund zwei Milliarden Euro verkraften müssen. Verstärkte Risikovorsorge für die Schiffsfinanzierung hatte zu einem höheren Verlust als angekündigt geführt. Belastend wirkt sich die Übernahme der Bremer Landesbank aus, die spätestens Ende dieses Jahres rechtlich zur Nord/LB gehören wird. Die HSH Nordbank muss nach einer EU-Vereinbarung bis Ende Februar 2018 verkauft sein, andernfalls wird sie abgewickelt. Moody’s hatte im Frühjahr ausgeführt, es gebe noch erhebliche Risiken im HSH-Portfolio. Doch sollte es der Bank gelingen, zuverlässige Quellen für Refinanzierungen zu sichern, bestünden positive Aussichten.
Die EZB hatte im Oktober 2014 und im Juli 2016 die Ergebnisse von Stresstests für europäische Banken veröffentlicht. Die analysierten 51 Institute hatten in der Zeit zwischen diesen beiden Erhebungen offenbar nachgebessert. Zumindest hatte sich das Kapitalpolster demnach um 180 Milliarden Euro erhöht. Allerdings war schon 2016 klar, dass zahlreiche Banken bis auf weiteres Problemfälle bleiben – nicht zuletzt in Deutschland. fab