Neue Investoren sollten mit Markteinstieg warten

Vertreter von Banken, Investoren und Beratungsunternehmen auf dem Konferenz-Podium, Foto: Fabarius
Die deutsche Schiffsfinanzierung ist tot, es lebe die internationale Finanzierung – eine provokante These, die Kai Sudmann von der Maritime Facility Advisors GmbH am Dienstag auf der Global Shipping Conference in Hamburg aufwarf.
Es war die erste Auflage einer eintägigen Schifffahrtskonferenz von KPMG in der Elbmetropole, einem nach wie vor führenden Schifffahrtsstandort, wie Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch in seinen Grußworten betonte. Das Ziel der Konferenz: eine Plattform schaffen für eine lebendige Diskussion und den Austausch zwischen den Akteuren, sagte Steffen Wagner vom Gastgeber KPMG.
Mehr Effizienz, Kosten senken, Schiffe wirtschaftlicher bauen, auf computerbasierte Systeme setzen – Alfred Hartmann vom Verband Deutscher Reeder brachte in seinem Eingangsstatement die wesentlichen Aufgaben in der Schifffahrt auf den Punkt. Im internationalen Wettlauf um eine führende Position müssten viele deutsche Reeder um ihren Platz kämpfen oder sich einen neuen Platz suchen. „Es ist für etliche ein Überlebenskampf“, so Hartmann. Und ein kleiner Gruß an die Geldinstitute: „Nicht alle deutschen Banken haben der Schiffsfinanzierung den Rücken gekehrt.“ Heißt im Umkehrschluss: manche eben doch.
Die Podiumsdiskussion über Private-Equity-Investoren eröffnete Hartmut Heckert von KPMG mit einigen Eckdaten: Rund 32 Milliarden Dollar investierten Private-Equity-Investoren von 2012 bis Januar 2014 in die weltweite Schifffahrt. 2014 brachte bei den Investitionen einen erheblichen Aufschwung. Im bisherigen Jahresverlauf ist das Neuvolumen jedoch rückläufig. Kapital wird benötigt, um die immer größer werdenden Neubauten zu finanzieren. Die Banken reduzieren jedoch ihre Anteile. Waren 2008 weltweit noch 83 Prozent fremdfinanziert, so lag der Wert 2014 nur noch bei 63 Prozent. Allein US-Investoren pumpten knapp zehn Milliarden Dollar in Distressed Debt Funds, also in Schiffsfonds mit problematischen Darlehen.
Auch die britische Borealis ist auf Käuferseite sehr aktiv: „Wir fokussieren Containerschiffe und Chemikalientanker, interessieren uns auch für opportunistische Investitionen“, sagte Managing Director Christoph Toepfer. Die Haltedauer von Assets sei auf fünf bis sieben Jahre ausgerichtet.
Entscheidet die Größe eines Unternehmens über die Chance, an die Börse zu gehen? „Nicht unbedingt“, meint Stefan Jekel von der New York Stock Exchange. Zwei Drittel der IPOs in den USA kämen auf Umsätze zwischen 50 und 150 Millionen Dollar. Größe spiele eher auf lange Sicht eine Rolle, so Philipp Wünschmann, der für die Berenberg Bank den Börsengang von Hapag-Lloyd begleitet. Private-Equity-Investoren bräuchten jetzt Zeit, um zu sehen, was ihr nächster Schritt sein kann. In der Phase der Konsolidierung müsse jeder ausloten, wo seine Chancen liegen. Das sei mehr als nur zu schauen, welches Projekt sich als nächstes anbietet.
Die aktuelle Entwicklung sei für alle schwierig, potenzielle Neuinvestoren sollten mit einem Neueinstieg noch etwas warten. Als Negativbeispiel nannten die Podiumsteilnehmer den Versuch des griechischen Containerschiff-Betreibers Poseidon, im Juli 2015 an die New Yorker Börse zu gehen. fab