P&R: 3,5 Milliarden Euro stehen im Feuer

1,25 Millionen Containereinheiten haben die aktuell rund 51.000 P&R-Anleger finanziert, Foto: iStock
Die Insolvenz der Anbieter von Direktinvestitionen in Container aus der P&R-Gruppe hat weitreichende Konsequenzen.
Der Ausfall der drei Container-Leasing- und Vertriebsfirmen der Investmentgesellschaft P&R in Grünwald bei München trifft rund 51.000 Kapitalanleger. Das Amtsgericht München hatte am Montag den Rechtsanwalt Michael Jaffé und dessen Kanzleikollegen Philip Heinke zu vorläufigen Insolvenzverwaltern bestellt.
Hintergrund: P&R hatte Privatanlegern Frachtcontainer als Anlageobjekte angeboten. Die Investoren kauften die Boxen, vermieteten sie für einige Jahre an P&R, erhielten während der Laufzeit Mietzahlungen – mit der Aussicht, dass die P&R-Firmen die Container am Ende der Vertragslaufzeit zurückkaufen. Genau darin besteht für alle Beteiligten das Problem: Die offerierten Rückkaufwerte kann P&R nicht bedienen. Das gilt auch für fällige Mietzahlungen, die von der Gesellschaft nicht aufgebracht werden können.
Als die aktuell laufenden Verträge abgeschlossen worden seien, herrschte laut P&R eine große Nachfrage nach Containern, „die nur zu marktüblichen hohen Preisen befriedigt werden konnte“. Seit 2011 seien die Containerpreise rückläufig bis zum Tiefstand 2016. Hinzu kämen Wechselkursentwicklungen, da die Mieten gegenüber Anlegern in Euro gezahlt würden, die Vermietung der Container auf dem Weltmarkt jedoch gegen US-Dollar erfolgen müsste. Seit 2017 sei eine Trendwende sichtbar.
Mehr als drei Milliarden Euro an Investorenkapital sind jetzt in akuter Gefahr, berichtet der Branchendienst Fondsprofessionell. P&R ist seit 1975 auf dem Markt. Die aktuell 51.000 Anleger haben rund 1,25 Millionen Containereinheiten (TEU) finanziert. Bei einem durchschnittlichen Verkaufspreis an die Anleger in Höhe von 2500 Euro pro TEU beträgt das Gesamtinvestitionsvolumen rund 3,5 Milliarden Euro, führt Fondsprofessionell aus. In der jüngeren Vergangenheit sei P&R immer wieder in Zahlungsschwierigkeiten gegenüber Anlegern gekommen.
Lange Zeit war P&R Platzhirsch unter den Anbietern von Containerinvestitionen. Erst in den 2000er Jahren kamen Mitbewerber wie Buss Capital, CH2, Conrendit und Schroeder hinzu. Auch der Containermarkt unterliegt immer wieder Schwankungen, ist mit dem Markt für Schiffsbeteiligungen jedoch nicht vergleichbar. Wer sein Geschäft versteht, kann für die Investoren passable Renditen erwirtschaften. Bereits im Mai 2010 schrieb der Branchendienst Fondstelegramm nach Überwindung eines Zwischentiefs der Containerwirtschaft: „Alles in allem dürften die Anleger mit einem blauen Auge davonkommen, wobei die Intransparenz von den größeren Häusern Conrendit und P&R das Bild eintrübt.“ fab