Reeder bauen verstärkt auf Private Equity

VDR-Präsident Alfred Hartmann: Private Equity welcome, Foto: VDR

Alfred Hartmann, Präsident des Verbands Deutscher Reeder (VDR) sieht weiterhin gute Chancen für Private-Equity-Investitionen im deutschen Schiffsmarkt. Immer mehr Kapital werde aus dem Ausland in die Projekte der Reedereien fließen, sagte Hartmann am Dienstag auf der Global Shipping Conference von KPMG in Hamburg.
Die USA seien ein interessanter Kapitalmarkt und deshalb grundsätzlich auch für deutsche Reeder eine Option. „Ebenso interessant könnten aber auch Oslo, London oder gar Hamburg sein. Ich halte Börsengänge für ein realistisches Szenario, das aber nur für wenige Reeder infrage kommt“, so der VDR-Präsident. Im deutschen Markt gebe es aber eher Chancen mit Private Equity. „Sorgfältig geplante Partnerschaften haben dafür gesorgt, dass tatsächlich nur erste Adressen in Deutschland angedockt haben“, sagte Hartmann. Diese Deals trügen dazu bei, auf beiden Seiten Vertrauen zu schaffen. Für andere seien Pensions- oder Hedge-Fonds eine Option. Wieder andere hätten Family Offices mit an Bord. Insbesondere für kleinere Reedereien werde es wichtig sein, bei der Finanzierung stärker zusammenzuarbeiten, um für größere Kapitalgeber interessant zu werden.
Zur Erstauflage der Global Shipping Conference begrüßte KPMG im Hamburger Curiohaus rund 150 Gäste. Schiffsfinanzierung bildete einen wesentlichen Schwerpunkt der Diskussion (THB 4. November 2015). „Die Schiffsfinanzierung in Deutschland ist tot, es lebe die internationale Finanzierung“, stellte Kai Sudmann, Managing Director bei Maritime Facility Advisors, als provokante These in den Raum und fand dabei durchaus Teilnehmer, die ihm in diesem Punkt widersprachen. „Die KG ist nicht per se schlecht“, stellte Axel Steffen, Managing Director bei der Reederei Vogemann, fest. Sie werde zurückkommen, dann aber in neuem Gewand. Auch Alfred Hartmann glaubt, dass das KG-Modell wieder an Attraktivität gewinnen werde, wenn auch nicht in dem Maße wie im ver gangenen Jahrzehnt. Axel Steffen: „Mit dem KG-Modell fühlten wir uns wie im Himmel.“ Darauf Euronav-Chef Paddy Rodgers: „Für Hamburg war es der Himmel, für den Rest die Hölle.“
Kai Sudmann nannte einen Grund, warum viele Banken derzeit noch auf ihren Schiffsportfolien sitzen bleiben. Die professionellen Investoren erwarten mehr Transparenz, da müssten die Geldinstitute noch nachlegen, sagte der Unternehmensberater. Es sei nicht ersichtlich, was tatsächlich in den Büchern der Banken steht. Von Marktteilnehmern ist des Öfteren zu hören, dass die Kreditgeber bei vielen Schiffen noch nicht hinreichend abgewertet haben, vor allem deshalb, weil das die eigenen Bilanzen zu stark belasten würde.
Bislang kommen Banken und Investoren nur schwer zusammen, beobachtet Sudmann. Dabei bestünde seitens der Investoren durchaus eine hohe Nachfrage nach Schiffsportfolios. Es bestehe jedoch eine Lücke zwischen dem, was die Banken als Preis verlangen, und dem, was die Investoren zu zahlen bereit sind. Investoren können mit gewissen Transparenzlücken leben, meint Euronav-CEO Paddy Rodgers. Es sei entscheidend, den Investoren Liquidität zu bieten. Es sei gut, wenn innerhalb einer Woche für 50 Millionen Dollar gekauft oder verkauft werden könne, ohne dass sich dadurch der Aktienpreis verändert. Das größte Problem sind aus Sicht von Rodgers die Werften. Ein Reeder bestelle ein paar Schiffe, und schon wisse es der Rest und ziehe nach.
Christoph Toepfer von Borealis Maritime stellte fest, wie schwierig Schiffsinvestitionen teilweise zu vermitteln sind. Das zeige sich beispielsweise in Diskussionen mit Pensionsfonds, die zunächst auf den Baltic Dry Index schauen und dann skeptisch werden. Dabei gehe es in der Schifffahrt auch um ganz andere Dinge, etwa um Charterverträge mit 10 bis 15 Jahren Laufzeit. Speziell in Deutschland sieht Toepfer vielmehr eine „Schiffsmanager-Mentalität“ als eine „Investor-Mentalität“. fab