Von Romantik und Finanzkrise

Hamburg ist für viele Touristen eine Attraktion. Gerne bewundern sie an den Landungsbrücken den Museumsfrachtsegler „Rickmer Rickmers“, der 1896 vom Stapel lief.

Doch die Traditionsreederei Rickmers ging vor zwei Jahren pleite und wurde von einem Investor übernommen. Wie es um die Frachtschifffahrt weltweit bestellt ist, davon berichtet die Dokumentation „Schiffe versenken“, die am Montag (19.3.) um 22.45 Uhr im „Ersten“ zu sehen ist.

Viele Jahre lang haben Reeder trotz minimalen Eigenkapitals ein Vermögen mit Schiffen verdient. Schiffsfonds schienen das perfekte Geschäft zu sein: Der Steuerspareffekt und die Aussicht auf durchschnittlich fast zehn Prozent Rendite im Jahr war für viele Anleger verlockend. Mit Hilfe dieser Fonds – und der Politik – wurde die deutsche Flotte zu einer der weltgrößten aufgebläht. Nach der Finanzkrise 2008 platzte die Blase in der Schifffahrt: Der Markt brach ein, die Frachtraten fielen auf ein Rekordtief. Gleichzeitig drängten die zu Boomzeiten – vor allem bei asiatischen Werften – georderten Schiffe auf den Markt und führten so zu seiner Übersättigung.

Viele Reeder sind also pleite oder kämpfen ums Überleben. Der Hamburger Reeder Heinrich Schoeller hat seinen Firmensitz auf Zypern und betreibt eine Flotte mit 43 Containerschiffen, Tankern und Schwergutfrachtern. Seiner Holding hat die HSH Nordbank vor zwei Jahren 680 Millionen Euro Schulden erlassen, um eine Insolvenz zu vermeiden. „Die Krise hat uns alle überrascht. Darlehen in Schiffe waren lange besser bewertet als Darlehen für Immobilien“, sagt Schoeller im Film. Autorin des Films ist Nadja Kölling. „Unfassbar scheint mir vor allem, dass so viele unterschiedliche Akteure die Realität ausblenden und gemeinsam ein solches Milliardendesaster verursachen konnten“, sagte sie der dpa. dpa/pk

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