Wende durch Verschrottung

Shipping is cheap“, eröffnete Paul Dowell von Howe Robinson Shipbrokers am Donnerstag das 15. German Ship Finance Forum in Hamburg. Zu billig für viele Reeder, um mit ihren Schiffen Gewinne einzufahren.

Dowells Bestandsaufnahme der Containerschifffahrt spiegelte die Stimmungslage in der Branche wider. Ein Abbau der Überkapazitäten ist nicht in Sicht. 490 Carrier mit einer durchschnittlichen Kapazität von 8422 TEU stehen noch in den Orderbüchern. Dennoch präsentierte Analyst Dowell in seinem Ausblick einen kleinen Hoffnungsschimmer: Auf der Nachfrageseite sei mit einer Steigerung zu rechnen, das Orderbuch wachse in diesem Jahr nur noch moderat, der Chartermarkt habe seine Talsohle durchschritten.

Das alles bleibt Makulatur, wenn nicht endlich Schiffe aus dem Markt gehen, war im Lauf der Veranstaltung seitens zahlreicher Teilnehmer zu hören. „Nur wenn wir alle Schiffe verschrotten, die älter als 15 Jahre sind, bekommen wir Angebot und Nachfrage wieder ins Gleichgewicht“, sagte Alexander Saverys von der Reederei Compagnie Maritime Belge. Auch Claus-Peter Offen von der Offen Group ist überzeugt: „Was wir brauchen, ist Verschrottung“; im vergangenen Jahr sei in diesem Punkt viel zu wenig passiert. Nach seiner Einschätzung werde der Markt noch für zwei bis drei Jahre auf dem aktuellen Niveau verharren.

Die Containerschifffahrt liegt, was die Einnahmen betrifft, aktuell sieben Prozent über ihrem Sieben-Jahres-Durchschnitt, stellte Martin Stopford von Clarkson Research fest. Allerdings fallen in den betrachteten Zeitraum auch ausschließlich die Krisenjahre seit 2009 hin ein. Zum Vergleich: Die Bulkschifffahrt reißt den Durchschnittswert um 45 Prozent, allen voran die Cape sizer mit 53 Prozent, unter den Schnitt. Die Tanker dagegen liegen nach ihrem „Mini-Boom“, wie Stopford die Entwicklung des vergangenen Jahres umreißt, 60 Prozent über dem Sieben-Jahres-Trend, am stärksten das VLCC-Segment mit 79 Prozent über dem Schnitt. Stopfords Ausblick: Bulker werden noch billiger. Der „Mini-Boom“ bei Tankern wird in den beiden kommenden Quartalen abflauen.

Der Begriff „Konsolidierung“ machte mehrfach die Runde. Alle sehen die Notwendigkeit – nicht erst seit diesem Jahr, doch bislang ist auch hier zu wenig passiert, so der Branchentenor. Ein Grund: Es gibt nach wie vor frisches Kapital – wenn auch nur für Marktteilnehmer, die profitabel unterwegs sind, stellte Torsten Temp von der HSH Nordbank fest. Allerdings: „Es gibt nach wie vor zu viel billiges Geld“, hatte beispielsweise Private-Equity-Berater und Ex-Rickmers-Finanzchef Moritz Mittelbach kürzlich auf der PKF Maritime moniert. Noch immer werde spekulativ bestellt. fab

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