Acht Millionen Tonnen in Kiel

Der Kieler Hafen rechnet mit einem Wachstumssprung beim Seegüterumschlag in den kommenden Jahren – auch als Folge der Verlagerung eines größeren Ladungspakets mit Forstprodukten von Lübeck in die Fördestadt.

Das sagte Dr. Dirk Claus, Geschäftsführer der Seehafen Kiel GmbH, am Donnerstagabend vor den rund 200 Teilnehmern der diesjährigen maritimen Festveranstaltung „Sprottenback“. Die 33. Auflage dieses Events wurde diesmal wieder im neu geschaffenen Kreuzfahrtbereich am Liegeplatz 1 im Ostuferhafen ausgerichtet.

Direkt verknüpft mit dem Neugeschäft seien auch weitere Investitionen. Insgesamt will Kiel in den beiden kommenden Jahren rund 50 Millionen Euro investieren, schwerpunktmäßig im Ostuferhafen, ergänzt um weitere Maßnahmen am Schweden- und Norwegenkai.

Claus betonte, dass die Einbeziehung des Tiefwasserliegeplatzes 1, ergänzt um bauliche Anpassungen in einer zunächst nur als Frachthalle konzipierten Anlage, eine ausgesprochen weitsichtige Entscheidung gewesen sei. Die anfänglichen Kritiker des Konzepts müssten nunmehr erkennen, dass sich die hohen Erwartungen des Hafens bestätigten. Claus: „Die neue Cruise-Einrichtung ist im Markt angekommen.“ Allein in der Kreuzfahrtsaison 2015 verzeichnete dieser Liegeplatz 20 Anläufe. Für den Gesamtstandort beschert das laufende Jahr 132 Anläufe von 25 verschiedenen Kreuzfahrtschiffen (2014: 127 Anläufe von 25 Cruisern). Unterm Strich verblieb bei den Passagieren ein Plus von rund 13 Prozent gegenüber der Saison 2014. Auf Tonnage-Basis betrage der Zuwachs rund 20 Prozent auf nunmehr 8,6 Millionen BRZ. Die einfache Erklärung: Es kommen größere Schiffe zum Einsatz, die mehr Passagierkapazität nach sich ziehen.

Zu den Höhepunkten im Cruise-Geschäft 2015 gehört für Claus die Taufe der „Mein Schiff 4“ in Kiel. Auch für die nächsten Jahre sei in der Cruise-Branche mit weiteren, hohen Zuwächsen zu rechnen.

Unter einem schwierigen Vorzeichen stand in diesem Jahr der Seegüterumschlag. Immerhin sei es in der Zwischenzeit gelungen, den Rückstand gegenüber dem Vorjahr zu verkleinern. Lag das Minus bis zur Jahresmitte noch bei 6,9 Prozent über alle Gütersegmente hinweg, so pendelte es sich bis Ende August bei minus 4,6 Prozent ein. Die noch verbleibenden, erwartungsgemäß mengenstärkeren Monate bis Jahresende dürften dieses Minus noch weiter schrumpfen lassen, so dass insgesamt mit der Wiederholung des Vorjahresergebnisses von gut 6,5 Millionen Tonnen zu rechnen sei.

Für die rückläufige Entwicklung machte Claus mehrere Gründe verantwortlich: Der Ausfall von Schiffen, die im Verkehr von und nach Kiel eingesetzt werden, durch technische Anpassungen, dazu das schwache Russland-Geschäft. Ein Lichtblick im Cargo-Segment sei der intermodale Verkehr, der sich schon in den zurückliegenden Jahren für Kiel sehr günstig entwickelt hatte. Bis jetzt habe Kiel rund 18.400 Frachteinheiten im kombinierten Verkehr Bahn, Lkw, Schiff verbuchen können – ein Plus von gut 13 Prozent. Claus: „Das ist für uns ein neuer Rekord.“ Zur Einordnung: 2014 bewegte Kiel im gleichen Zeitraum gut 16.300 KV-Einheiten (Gesamtjahr 2014: 26.445 Units). Die seit Jahresbeginn wirksame Verschärfung der Abgasnormen innerhalb der SECA-Zonen habe bis heute nicht zu den zunächst befürchteten Verkehrsverlagerungen vom Schiff auf die Straße als Folge der erwarteten deutlichen Transportkostensteigerungen geführt, berichtete Claus. Die wesentliche Erklärung dafür ist der stabile, niedrige Ölpreis.

Dass auch der Hafen Kiel vom großen weltpolitischen Thema der internationale Flüchtlingsströme betroffen sein könne, hätte er sich zu Jahresbeginn nicht in seinen kühnsten Träumen vorstellen können, so Claus. Doch auch diese Herausforderung meistere der Hafen, und zwar in einer nach seiner Einschätzung beispielgebenden, „unbürokratischen“ Zusammenarbeit zwischen einer Vielzahl von Einrichtungen, lobte Claus.

Ein Höhepunkt der diesjährigen Sprottenback war die Verleihung des Hafenpreises an Niclas Mårtensson, Chief Operating Officer (COO) der Stena Line. Die Reederei ließ die RoPax-Fähre „Stena Germanica“ auf einen umweltfreundlichen Methanol-Antrieb umrüsten. Der schwedische Reederei-Manager konnte den Preis nicht persönlich entgegennehmen, da er kurzfristig zu einer Dienstreise nach Glasgow aufbrechen musste. Er richtete seinen Dank für die Auszeichnung über eine Videobotschaft an die Gäste aus der maritimen Verbundwirtschaft. EHA

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