Alleinstellungsmerkmale der Häfen stärken

Die Häfen und das Schienennetz müssen für steigende Gütermengen fit gemacht werden.“ Das forderte heute einmal mehr Frank Schnabel, Vorsitzender des Gesamtverbandes Schleswig-Holsteinischer Häfen (GvSH), auf dem 4. Hafentag des Verbandes in Rendsburg.

Als Austragungsort für die von mehr als 200 Gästen besuchte Veranstaltung hatte der 2008 gegründete Verband in diesem Jahr die erst wenige Monate alten Räumlichkeiten der Gerätehalle auf dem Gelände des neuen Schwerlasthafens in Rendsburg-Osterrönfeld hergerichtet. Hauptredner der maritimen Großveranstaltung, die erstmals im Herbst 2012 in Lübeck ausgerichtet wurde, war Schleswig-Holsteins Wirtschafts- und Verkehrsminister Reinhard Meyer (SPD).

Er begrüßte das Engagement des GvSH für den maritimen Standort im „echten Norden“ – so lautet seit kurzem das offizielle Motto des Landes Schleswig-Holstein, das sich auch auf den Autobahnschildern an den Landesgrenzen wiederfindet.

Meyer weiter: „Wir bewegen uns international in einem herausfordernden Umfeld.“ Es sei daher unabdingbar, „dass wir die Funktion und die Rolle der schleswig-holsteinischen Häfen als drittgrößten Hafenstandort Deutschlands über die Grenzen hinaus festigen“. Dazu gehören seinen Vorstellungen zufolge unter anderem „ein klares Profil der Häfen, die kontinuierliche Zusammenarbeit von Politik mit Wirtschaft und Industrie und die Sicherung von funktionierenden Hafenhinterlandanbindungen“.

Die Häfen in Schleswig-Holstein seien der Verkehrsknotenpunkt zwischen Mitteleuropa und Skandinavien sowie Bindeglied zwischen Nord- und Ostsee. Mit mehr als 51 Millionen Tonnen Fracht sowie rund 15 Millionen beförderten Passagieren 2014 stabilisiere der Hafen standort Schleswig-Holstein seinen Wachstumskurs. Zudem stärke er seine nationale und internationale Bedeutung. Mit etwa 42.000 direkt und indirekt Beschäftigten sei die maritime Branche ein Zugpferd der schleswig-holsteinischen Wirtschaft.

GvSH-Vorsitzender Schnabel sprach einmal mehr das zentrale Thema der Hinterlandanbindungen für die Häfen im Land zwischen Ost- und Nordsee an. „Die Sicherung und der Ausbau aller drei Verkehrswege im Hinterland entscheiden maßgeblich über den Erfolg unserer Häfen und den reibungslosen Weitertransport der Waren. Insbesondere in Norddeutschland gilt es, die Straßen zu entlasten und dem Verkehrsträger Schiene mehr Beachtung zu schenken.

Schnabel, zugleich Chef des Unterelbehafens Brunsbüttel, verwies auf das vom GvSH und vom Wirtschaftsministerium gemeinsam erarbeitete Hafenentwicklungskonzept. Und er forderte, „das vorliegende Hafenkonzept Schritt für Schritt umzusetzen“. Diesem Konzept lägen eine nachhaltige Strategie und ein umfangreicher Maßnahmenkatalog zugrunde. Schnabel weiter: „Mit seiner Realisierung sind wir gerüstet, das prognostizierte Umschlagsvolumen von über 70 Millionen Tonnen im Jahr 2025 abzufertigen und unserer Umschlags- und Versorgungsfunktion gerecht zu werden.“

Über das Konzept sollen die Häfen ihre individuellen Potenziale ausschöpfen, einzelne Geschäftsfelder können gezielt gesteuert und Investitionen priorisiert werden.

Die von THB-Redakteur Eckhard-Herbert Arndt moderierte Podiumsdiskussion widmete sich den aktuellen Themen der Häfen. Neben Wirtschaftsminister Reinhard Meyer und Frank Schnabel nahmen daran Dr. Dirk Claus, Geschäftsführer Seehafen Kiel, und Ulfbenno Krüger, Geschäftsführer der Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG), teil.

Politiker und Hafenbetreiber unterstrichen in dieser Runde ebenfalls die Bedeutung von verbesserten Hafenhinterlandanbindungen über Norddeutschland hinaus. Auf den Straßen seien insbesondere der Ausbau der A20 sowie der A7 in Verbindung mit der Rader Hochbrücke in Rendsburg voranzutreiben. Für die Zukunftsfähigkeit der Infrastruktur seien Erhalt und Ausbau der Verkehrswege gleichermaßen von Relevanz.

Der Neubau der fünften Schleusenkammer bei Brunsbüttel wurde übereinstimmend „als Teilerfolg“ bewertet. Jedoch müssten im Nord-Ostsee-Kanal (NOK) weitere Ausbau- und Neubaumaßnahmen folgen, soll der 1895 in Betrieb genommene, rund 100 Kilometer lange Kanal seine Rolle als verkehrsreichste künstliche Wasserstraße der Welt und wichtiger Standortfaktor zumal für die norddeutschen Seehäfen aufrechterhalten. GvSH-Chef Schnabel sagte, „dass für die Häfen am Kanal, wie den Rendsburg Port, und für die Versorgung der angebundenen Industrie der reibungslose Verkehrsfluss auf dem NOK unabdingbar ist“. Die Vertiefung des Kanals und die Begradigung im Bereich der sogenannten Oststrecke seien zwingend geboten.

Diskussionsgegenstand auf der nicht zuletzt dem Networking innerhalb der Branche dienenden maritimen Veranstaltung waren ebenfalls die neuen SECA-Bestimmungen auf Nord- und Ostsee. Dabei berichteten die Diskussionsteilnehmer, dass in den bisherigen fünf Monaten noch keine wesentlichen Ausschläge im Markt beobachtet werden konnten. So war im Vorwege der Einführung unter anderem mit einer Kostenexplosion bei den Treibstoffausgaben gerechnet worden, die Rückverlagerungseffekte vom Schiff auf die Straße auslösen würde. Entscheidende Ursache dafür, dass dieser umwelt- und verkehrspolitisch unerwünschte Prozess noch nicht eingesetzt habe, sei die Entwicklung bei den Ölpreisen. Diese gingen in den zurückliegenden Monaten zurück – und damit auch die Produktpreise. Doch warnten die Experten davor, diese Sonderentwicklung als Dauererscheinung hinzunehmen. Der Ölpreis werde auch wieder anziehen.

Daher gewinnen für die Reeder alternative Antriebskonzepte, etwa auf der Grundlage von Flüssiggas (LNG) oder Methanol, wie es neuerdings die schwedische Stena Line praktiziert, an Bedeutung. Zudem trieben die Reedereien den Einbau von Scrubbern (Abgaswäschern) voran, mit deren Hilfe sie weiterhin günstiges Schweröl nutzen könnten. Flüssigerdgas könne aber auch dazu beitragen, Deutschlands Abhängigkeit von Pipeline-basierten Erdgaslieferungen aus Russland zu verringern. EHA/pk

zahlen und Fakten

Das Land Schleswig-Holstein hat insgesamt 46 öffentliche Häfen und Anlegestellen, von denen vier überregionale Transitfunktionen erfüllen: Kiel, Lübeck/Travemünde und Puttgarden an der Ostsee sowie Brunsbüttel an der Nordsee. Kiel und Lübeck sind ebenso für den Güterverkehr nach Skandinavien sowie zunehmend nach Osteuropa wichtig. Lübeck-Travemünde und auch Kiel sind zudem bedeutende Fähr- und Kreuzfahrthäfen (2014: 155 Kreuzfahrtschiffe, 398 000 Passagiere starteten oder beendeten ihre Kreuzfahrt in einem schleswig-holsteinischen Hafen). Puttgarden ist der deutsche Hafen der Vogelfluglinie nach Dänemark. Brunsbüttel ist ein wichtiger Hafen für Massengüter und dient außerdem als Basis für die Offshore-Windenergie-Industrie.

pk

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