„Alles blau zu machen, ist inhaltsleer“

Vorsichtiger Einsatz am Fangtuch, Fotos: Helge Mundt

Die „Repsold“ mit der installierten Lichtfalle im Hafen
Licht erzeugt Aufmerksamkeit und zieht Besucher an. Doch auch Insekten umschwirren Lichtquellen – manchmal sogar, bis sie vor Erschöpfung sterben. Das Kunstprojekt „Lichtfalle Hamburg“ untersuchte jetzt im Hamburger Hafen die Auswirkungen der dortigen „Blue-Port“-In stallationen auf die Artenvielfalt.
Zu diesem Zweck wurde eine vier Meter große Lichtfalle, bestehend aus blauen Leuchtstoffröhren und einem Fangnetz, auf dem historischen Feuerlöschboot „Repsold“ installiert. Das 1941 erbaute Boot schipperte zunächst vom vergangenen Freitag bis zum Sonntag auf der Norderelbe, ehe es am Montag- und Dienstagabend im City Sportboothafen festmachte. Auf diese Weise wollten die beiden Initiatoren des von der Kulturbehörde finanzierten Projektes, die Hamburger Konzeptkünstlerin Nana Petzet und der Artenschutzbiologe Bernd Reuter, feststellen, ob es unterschiedliche Reaktionen von Fliegen, Mücken und Käfern auf fahrende Lichtquellen oder auf feststehende Leuchtmittelträger wie Hafenkrane und Pontons gibt. „Insgesamt haben wir weniger Insekten gesehen als erwartet“, so Petzet. In Landnähe seien es mehr gewesen, ebenso bei niedriger Fahrtgeschwindigkeit oder wenn das Feuerlöschboot vor Anker ging. Genauere Erkenntnisse soll in den nächsten Wochen die Untersuchung der eingefangenen Insekten im Zoologischen Uni-Institut bringen.
Für Petzet steht aber schon jetzt fest, dass Veranstaltungen wie der Blue Port Hamburg „ein Beispiel des Verlustes der Dunkelheit“ sind und dass die künstliche Beleuchtung, die vielerorts als ästhetisches Mittel eingesetzt wird, in ihrer Wirkung für Mensch und Tier hinterfragt werden sollte. „Alles blau zu machen, was geht, und es jährlich zu wiederholen, weil es gut ankommt, ist inhaltsleer. Hier stellt sich die Kunst in den Dienst von Stadtmarketing und Kreuzschifffahrt“, sagt Petzet.
Vom 28. Juli bis zum 3. August 2014 hatten „Blue Port“ und die „Cruise Days“ rund 600.000 Besucher angezogen. Der Lichtkünstler Michael Batz hatte extra für diese Events 12.000 Lichtquellen, meist blaue Leuchtstoffröhren, im Hafen und der HafenCity montiert. Vom 4. bis 13. September 2015 wird der Hamburger Hafen erneut in blauem Licht erstrahlen, wenn der sechste „Blue Port“ gefeiert wird. Damit findet die Illuminationsveranstaltung nun im jährlichen Rhythmus und nicht wie bisher jedes zweite Jahr statt. bre