Antwerpen wächst ungebremst

Linkes Scheldeufer: Hier sieht Antwerpens Hafenverwaltung noch Möglichkeiten für weitere Kapazitäten, Foto: Hafen Antwerpen

Stahlhart: Der Umschlag von Eisen und Stahl hat eine große Tradition, Foto: Hafen Antwerpen
Europas Nummer zwei, Antwerpen, setzt seinen Erfolgskurs ungebrochen fort und liefert jetzt sein historische bestes Halbjahresergebnis ab.
Danach gingen in den ersten sechs Monaten 2018 rund 118,6 Millionen Tonnen Güter über die Kaikanten. Wie der Hafenbetrieb der Scheldestadt jetzt mitteilte, entspricht das einem Zuwachs von rund 6,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Wie in den Vorjahren ist und bleibt der Containerumschlag so etwas wie der „Hauptwachstumstreiber“ für den ARA-Hafen. Heruntergebrochen auf TEU-Basis wurden an den verschiedenen Box-Terminals des belgischen Seehafens rund 5,6 Millionen Standardbehältnisse umgeschlagen. Das entspricht einem Zuwachs um 8,3 Prozent im Vergleich zum 1. Halbjahr 2017.
Bereits im Mai hatten sich Hafenverwaltung und -wirtschaft über einen Rekordumschlag nur für diesen Einzelmonat gefreut: Damals wurden mehr als eine Million TEU umgeschlagen, auch das eine historische Bestenmarke. Die containerisierte Stückgutmenge belief sich in dem aktuellen Betrachtungszeitraum auf gut 66,3 Millionen Tonnen, was einem Mengeplus von 8,2 Prozent entspricht.
So sehr den Hafen das sehr positive Abschneiden im Containersegment erfreut, es bereitet auch Sorgen. Denn Antwerpen befürchtet, dass die vorhandenen, hochmodernen und sich vor allem auf das linke Scheldeufer konzentrierenden Containerterminalkapazitäten in wenigen Jahren erschöpft sind, setzt sich das starke Mengenwachstum in dieser Form fort.
Um hier rechtzeitig gegenzusteuern, sind aus Hafensicht zwei Stoßrichtungen zwingend geboten. Zum einen das Wachstum nach innen, das heißt den Neubau von Terminalkapazitäten auf dem linken Scheldeufer. Das Vorhaben wird unter dem Arbeitsnamen „Saeftinghedok“ geführt und würde direkt an den gigantischen Komplex im Bereich des Deurganckdok anknüpfen.
Der zweite Vorstoß betrifft die Zusammenarbeit mit dem flämischen Küstenhafen Zeebrugge, knapp 80 Kilometer über den Straßenweg von Antwerpen entfernt. Vor wenigen Tagen teilten die Hafenverwaltungen der beiden flämischen maritimen Standorte mit, dass sie eine Zusammenarbeit der beiden Häfen von externen Fachleuten prüfen lassen. Zeebrugge hat das, was Antwerpen schnell benötigt: freie Kapazitäten und reichlich Flächen. Nächstes Jahr sollen die Arbeitsergebnisse vorliegen.
„Die hervorragende Leistung des Hafens Antwerpen, dem wichtigsten Wirtschaftsmotor unseres Landes, ist generell eine gute Nachricht für die belgische Wirtschaft“, erklärte jetzt Jacques Vandermeiren, CEO der Antwerp Port Authority. Die starken Wachstumszahlen bestätigten die Prognosen, wonach „wir bald unsere maximale Containerkapazität erreichen werden“. Es sei daher an der Zeit, „über zusätzliche wirtschaftlich sinnvolle Containerkapazitäten vor den Schleusen zu verfügen“, so Vandermeiren weiter.
Zuwächse gab es für den Hafen auch in anderen Segmenten. So stieg die Anzahl der über Antwerpen umgeschlagenen PKW um 1,4 Prozent, die Zahl der umgeschlagenen Nutzfahrzeuge um 6,5 Prozent. Das RoRo-Volumen verzeichne damit ein Wachstum von 5,2 Prozent auf gut 2,7 Millionen Tonnen.
Konventionelles Breakbulk, das zu Jahresbeginn gut gestartet war, ging infolge geringerer Eisen- und Stahlimporte im weiteren Verlauf des ersten Halbjahres zurück. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sank die Gesamtmenge um 6,5 Prozent auf rund fünf Millionen Tonnen.
Der starke Rückgang der Eisen- und Stahleinfuhren im ersten Halbjahr 2018 um 8,5 Prozent sei hauptsächlich auf die Antidumping-Maßnahmen zurückzuführen, die die EU gegenüber chinesischem Stahl eingeführt hat. Mit Sorge schaut man auch auf die USA. Einen Zuwachs um 6,1 Prozent auf 38,3 Millionen Tonnen stellte sich im Flüssigladungs-Bereich ein, der für Antwerpen immer wichtiger wird. EHA