Autonome Fähren auf der Förde

Die Kieler Förde könnte sich zu einem deutschlandweit einmaligen Testfeld für das Zukunftsthema „autonome Schifffahrt“ entwickeln.

Diese Vision präsentierte Kiels Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer (SPD) am Donnerstagabend vergangener Woche in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt auf dem traditionellen „Reis- und Curry“-Essen des Lotsengesangvereins Knurrhahn, der Lotsenbrüderschaft NOK II, Kiel, Lübeck, Flensburg sowie der Dachorganisation des deutschen Lotswesens, der Bundeslotsenkammer. Rund 290 Gäste hatten sich zu dieser Veranstaltung im „Hotel Maritim“ eingefunden.

Für das Fähr-Zukunftsprojekt steht bereits der Name fest: „CAPTin Kiel“, was für „Clean Autonomous Public Transport in Kiel“ steht. Die Innovation soll auch mit entsprechender Flankierung aus verschiedenen Fördertöpfen realisiert werden. Kämpfer weiter: „Irgendeiner muss einfach mal anfangen.“

Doch auch vor der praktischen Umsetzung dieses Projektes will die Stadt Kiel bereits das besondere Potenzial der wichtigen und zugleich beliebten Fördefähren nutzen, die unter dem Dach der „Schlepp- und Fährgesellschaft Kiel mbH“ (SFK) betrieben werden, um zum Beispiel einen wirksamen Beitrag zur Luftreinhaltung zu liefern. Das Fähr-Unternehmen wurde 1996 gegründet und ist eine 100-prozentige Beteiligung des Eigenbetriebs Beteiligungen der Landeshauptstadt Kiel. Kämpfer weiter: „Wir lassen derzeit erstmals eine Hybrid-Fähre bauen.“ Das im November 2018 auf der Werft Hollands Shipyards BV im niederländischen Hardinxveld-Giessendam bestellte Schiff soll nach jetzigem Sachstand im Frühjahr 2020 ausgeliefert werden und im Fahrbetrieb auf der Förde mit Strom unterwegs sein, und zwar auf der stark genutzten Route „Bahnhof bis Bellevue“ im Bereich der Innenförde.

Die für den Vortrieb des Schiffes benötigte elektrische Energie wird dabei aus zwei Quellen bezogen: entweder aus einer großen, bordeigenen Batterie oder mittels zweier Dieselmotoren, die mit emissionsarmen „GTL“ versorgt werden und Strom erzeugen. Eine Aufladestation für die Batterie soll am Bahnhofskai eingerichtet werden, dem Start- und zugleich Zielpunkt der Fähre. Die Batterieauffrischung soll dann über Nacht erfolgen. Vergleichbare Konzepte werden bereits in Norwegen – auch mit und dank deutscher Technik – im Bereich verschiedener umweltsensibler Fjorde mit Auto- und Personenfähren erfolgreich umgesetzt. Kiels künftige Hybrid-Fähre hat bereits einen Namen: Er lautet auf „Gaarden“, nach einem Kieler Stadtteil am Ostufer der Förde. Die Baukosten für das nach Indienststellung 2020 als besonders umweltfreundlich eingestufte Schiff sind mit rund 3,9 Millionen Euro veranschlagt. Sollte sich das Fahrzeug im praktischen Einsatz bewähren, könnten die Schiffbauer in den Niederlanden noch weitere drei Fahrzeuge für die SFK bauen. Eine entsprechende Option wurde bereits formuliert. Dann wäre von einem Gesamtauftragswert für vier Fähren von rund 16 Millionen Euro die Rede.

Kämpfer wies zudem darauf hin, dass das Kieler Lufreinhaltepaket noch weitere Bausteine beinhaltet. Dazu gehört auch Landstrom. In einem ersten Schritt wird zunächst für den wichtigen Hafenkunden, die norwegische Color Line, eine Landstromversorgung im Bereich des Norwegenkais installiert. Die rund 1,3 Millionen Euro teure Anlage soll noch in diesem Frühjahr verfügbar sein und wird über eine Anschlussleistung von gut 4,5 MW verfügen. EHA

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