Badefreuden im Schatten der Werftkräne
Wenn es um die Zukunft des weiterhin größten deutschen Universalhafens, Hamburg, geht, melden sich seit geraumer Zeit auch auffällig viele Planungs- und Architektenbüros zu Wort.
Eines haben die verschiedenen Akteure dabei gemeinsam: Nicht der eigentliche Hafen steht bei ihren Konzepten im Mittelpunkt, sondern der „Freizeitwert“ einer Top-Immobilie, von deren Zukunftsfähigkeit allerdings weiterhin Lohn und Brot von mehr als 160.000 Menschen abhängt.
Das aktuellste Beispiel für eine Neuausrichtung von klassischer Hafenfläche liefert das Hamburger Architektenbüro RBA Reimer Breuer. Es schlägt die Einrichtung eines „Badepontons“ am Südufer der Elbe auf Steinwerder am Bornsteinplatz vor. Während die Masse auch der Hafenkundigen auf Anhieb nicht genau sagen könnte, wo genau sich dieser Platz befindet, ist das Geheimnis bei einem Blick auf die Karte schnell gelüftet: Dieser Standort befindet sich in direkter Nachbarschaft zum Großgewerbebetrieb namens Blohm + Voss-Werft und deren stark genutztem Trockendock Elbe 17 sowie dem Alten Elbtunnel, seit 1911 im Betrieb und seit Jahren mit Dutzenden Millionen Euro saniert.
Mit ihrer Ideenskizze knüpften die Architekten indes an eine Einrichtung an, die als „Steinwerder Badeanstalt“ zwischen 1900 bis 1954 bestand und bekannt war. Die Einstellung des Badebetriebs fällt dabei in jenen Abschnitt der 50er Jahre, da die Alliierten auch West-Deutschland schrittweise die Rückkehr in den Handelsschiffbau erlauben. Von diesen Entscheidungen profitierte auch Hamburg mit seinen verschiedenen Werften, von denen zahlreiche auch auf Steinwerder ansässig sind. Damit ist kein Platz mehr für Badefreuden mitten im Hafen.
Rund 65 Jahre später kommt jetzt die Idee vom „Badeponton Steinwerder“ auf den Tisch. Die Architekten versprechen, „den Hamburgern einen atemberaubenden Blick auf ihre Stadt zurückzugeben“ (O-Ton). Und weiter heißt es in dem Homepage-Text, der die Existenz eines der leistungsstärksten Trockendocks in Europa in direkter Nachbarschaft nicht mit einer Silbe erwähnt: „Gerade jetzt, nach der Sanierung des Alten Elbtunnels gibt es somit ein Erlebnis am südlichen Elbufer.“ Denn neben den reinen Badefreuden in diesem Badeponton können sich die Architekten vor Ort damit auch gleich noch Elbjazz, einen Weihnachtsmarkt und „sonstige Events“ vorstellen. EHA