Belgien: Grünes Licht für Häfen-Fusion

Durch einen Kanal sind sie bereits miteinander verbunden, nun wollen sie endgültig zusammenwachsen.

Die Zeeland Seaports im niederländischen Terneuzen/Vlissingen und der Havenbedrijf Gent in Belgien wollen fusionieren. Gerade hat die flämische Landesregierung grünes Licht für das Vorhaben gegeben. Die neue Hafengruppe soll unter dem Namen North Sea Port Anfang 2018 an den Start gehen und in den nächsten Jahren in die Spitzengruppe der Seehäfen in Europa vorstoßen.

Angekündigt wurde die grenzüberschreitende Zusammenarbeit bereits vor über einem Jahr (thb.info 8. und 30. November 2016) und zwar auf höchster politischer Ebene unter Anwesenheit der niederländischen und flämischen Premierminister Mark Rutte und Geert Bourgeois. Die Begeisterung insbesondere der Wirtschaft war angesichts der erwarteten positiven Impulse groß.

Doch setzte die Fusion zunächst einen komplexen politischen Abstimmungsprozess voraus und bedeutete einen hohen juristischen Aufwand. Vorbild war die Fusion der Häfen von Kopenhagen in Dänemark und Malmö in Schweden. Die Kontroverse über die Beteiligung an den Kosten für die Sanierung eines Geländes einer ehemaligen und in Konkurs gegangenen Phosphorfabrik auf niederländischer Seite wurde inzwischen ausgeräumt.

Gegründet wird eine europäische Holding für beide Gesellschaften. Die Häfen tauschen ihre Anteile gegen solche der neuen Dachgesellschaft. Auf diese Weise behalten die Hafengesellschaften den Zugriff auf ihre Vermögenswerte. Die Stadt Gent (48,52 Prozent) wird der größte Anteilseigner, gefolgt von der Provinz Zeeland (25 Prozent). Dahinter kommen mit Abstand die jeweiligen Kommunen.

Alle wichtigen Entscheidungen benötigen eine Mehrheit von 76 Prozent der Stimmen. Damit soll sichergestellt werden, dass ein breiter Konsens erzielt wird und dass kleinere Gruppen keine Koalitionen bilden können. Gent und Zeeland haben außerdem ein Vetorecht.

Daan Schalck, CEO vom Havenbedrijf Gent, und Jan Lagasse, CEO von Zeeland Seaports, werden das neue Unternehmen leiten. An beiden Standorten sind derzeit rund 250 Mitarbeiter beschäftigt. Niemand werde seinen Job verlieren, betonte Schalck. Im Gegenteil: Die Manager erhoffen sich zusätzliche Jobs. Aus einer Studie von McKinsey geht hervor, dass die beiden Häfen nach der Fusion jeweils schneller wachsen können, als dies derzeit noch der Fall ist.

So soll der Seegüterumschlag nach dem vorgelegten Businessplan von derzeit zusammen rund 62 Millionen bis 2022 auf 70 Millionen Tonnen steigen, der Binnenschiffsumschlag von derzeit 55 Millionen auf 60 Millionen Tonnen. In den kommenden fünf Jahren könnten dadurch bis zu 5000 neue Arbeitsplätze in der Region entstehen.

Von der Fusion sind etwa 550 Firmen betroffen, die rund um die Häfen angesiedelt sind. Erwartet wird, dass sie profitieren und dass Synergieeffekte einen wirtschaftlichen Aufschwung in der Region bringen. Beide Häfen sind ähnlich groß und ähnlich strukturiert: Gent hatte 2016 einen Seegüterumschlag von 29,1 Millionen Tonnen und einen Binnenschiffumschlag von 21,9 Millionen Tonnen. Bei Zeeland Seaports gingen jeweils 33,2 Millionen Tonnen seeseitig und binnenseitig über die Kaikanten. Außer dem Hafenbecken von Terneuzen gehört noch der Hafen Vlissingen/Borsele zu Zeeland Seaports. Beide Standorte arbeiten bereits heute bei einigen Themen zusammen, wie etwa dem Lotswesen.

Zeeland Seaports hatte bereits vor etwa 15 Jahren versucht, mit Rotterdam zu kooperieren. Doch das scheiterte. Schon seit vielen Jahren wird auch über eine Fusion der flämisch-belgischen Nordseehäfen von Antwerpen und Zeebrügge spekuliert, aber nach Ansicht von Fachleuten wird daraus wohl kaum etwas. Bereits seit längerem arbeiten die Häfen beim Containerverkehr eng zusammen, doch Antwerpen und Zeebrügge haben sich jeweils spezialisiert: Antwerpen setzt immer mehr auf Container und Zeebrügge auf die Verschiffung von Autos. Eine Fusion zwischen Gent und Zeeland Seaports ist weder für Antwerpen noch für Zeebrügge eine Konkurrenz, meinen Experten. Denn man wolle sich auf Nischen konzentrieren. AG/FBi

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