BLG-Chef Frank Dreeke neuer Präsident des ZDS

Die sich fortsetzende Konzentration in der weltweiten Linienfahrt wird nicht dazu führen, dass der Containerumschlag der großen deutschen Universalhäfen mittel- und langfristig leidet.

Diese Einschätzung vertritt Klaus-Dieter Peters, scheidender Präsident des Zentralverbandes der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS). Der Manager kandidierte nicht mehr, da er zum Jahresende als Vorstandschef der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) aufhört. Die Mitgliederversammlung des Verbandes wählte am Dienstag Frank Dreeke, den Chef der Bremer BLG Logistics Group, zu ihrem neuen Präsidenten.

„Kein Reeder könnte dauerhaft einen Bogen um die deutschen Häfen machen“, sagte Peters zuvor in Hamburg. Außer der ausgeprägten Leistungsstärke der deutschen Seehäfen würden auch das nachhaltig hohe deutsche seewärtige Güteraufkommen – bei Ex- und Importen – sowie die Hinterlandlogistik dies verhindern. Gerade die Kosten für Hinterlandtransporten spielten in der gesamten Logistikkette für die Reeder eine entscheidende Rolle. Darüber hinaus verfügten nicht nur die Carrier über Marktmacht. Auch die großen Terminaldienstleister hätten eine starke Marktstellung – zumal dann, wenn ihre Anlagen technologischen Spitzenstandard aufwiesen. Doch genau auf den seien die großen Reedereien vor dem Hintergrund des forcierten Einsatzes etwa von Großcontainerschiffen angewiesen.

Diese stellten, das räumte Peters jedoch auch ein, allerdings die Terminalbetreiber generell vor Herausforderungen, gelte es doch, Spitzenmengen in vergleichsweise knapp bemessenen Zeitfenstern zu bewältigen.

Geringeres Wachstum

Was die mittel- und längerfristige Entwicklung des Seegüterverkehrs auf internationaler und auf nationaler Ebene betreffe, sieht der ZDS so etwas wie eine Trendwende. Vorbei seien die Zeiten von Zuwachsraten im zweistelligen Prozentbereich. Stattdessen werde sich der Güterumschlag – über alle Segmente und alle Häfen hinweg – in Deutschland in den kommenden Jahren auf einen Durchschnittswert von drei bis vier Prozent einpendeln, erwartet Peters. „Es gibt nach meiner Wahrnehmung so etwas wie eine ‚Globalisierungsmüdigkeit‘.“ Die Häfen könnten aber immer nur das umschlagen, was am Ende auch zuvor produziert und mit Erfolg verkauft worden sei. Eigene „Sonderkonjunkturprogramme“ für den Güterumschlag könnten die Häfen niemals initiieren.

Für das kommende Jahr rechnet der ZDS für die deutschen Häfen mit einem „leichten Plus“ beim Seegüterumschlag. Für 2016 werde das Güteraufkommen in etwa auf dem Niveau des Vorjahres verharren. Zur Erinnerung: Im zurückliegenden Berichtsjahr wurden rund 296 Millionen Tonnen umgeschlagen (minus 2,6 Prozent). Auch in diesem Jahr ging eine bremsende Wirkung weiterhin von China und auch von Russland aus.

Das Einpendeln des Seegüterumschlags auf einem niedrigeren Niveau wird allerdings auch auf den Arbeitsmarkt ausstrahlen, erwartet der ZDS. In der klassischen „Hafenarbeit“ sei en in den 16 bedeutendsten deutschen Seehäfen alles in allem rund 13.000 Beschäftigte tätig, davon allein knapp 6000 in Hamburg und weitere 4500 in den bremischen Häfen. Geringere Mengenzuwächse, forcierte Mechanisierung und Automatisierung von Umschlagabläufen und eine weitere Beschleunigung der Digitalisierung aber würden dazu führen, dass absehbar eine große Belegschaftsaufstockung in den Häfen nicht zu erwarten sei. Vielmehr komme es darauf an, die hoch qualifizierten Mitarbeiter zu halten und zugleich neue Formen der Arbeitsorganisation einzuführen. Genau dazu würden seit geraumer Zeit intensive Gespräche mit den Gewerkschaften geführt, ergänzte Präsidiumsmitglied Heinz Brandt.

LNG-Versorgung ausbaufähig

Im Hinblick auf „Alternative Antriebstechnologien in der Verkehrswirtschaft“ begrüßt der ZDS grundsätzlich die verschiedenen Initiativen. Inzwischen sei auch wieder Schwung in das Thema LNG gekommen. Peters räumte aber auch ein, dass in den deutschen Seehäfen bislang noch nicht von einer flächendeckenden Ausstattung mit LNG-Versorgungseinrichtungen die Rede sein könne.

Ein großes Thema bleibt für die deutschen Seehäfen weiterhin der Ausbau der Verkehrswege im Allgemeinen und im Hinterlandverkehr im Besonderen. Ausdrücklich würdigt der ZDS die verschiedenen Anstrengungen der Bundesregierung mit dem Ziel, das deutsche Verkehrswegenetz auszubauen und damit den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken. Peters nannte hier beispielhaft den neuen Bundesverkehrswegeplan 2030 oder das überarbeitete Nationale Hafenkonzept. Und doch gibt es Sorgen: Zum einen müssten Bund und Länder sicherstellen, dass zum Beispiel ausreichend Ingenieurkapazitäten vorhanden seien. Zum anderen müsse es gelingen, die immer länger werdenden Planungsverfahren zu verkürzen. Gelinge das nicht, drohe Deutschland im internationalen Standortwettbewerb zurückzufallen. Und was den Verkehrswegeausbau generell betrifft: Hier drohe neues Ungemach seitens der EU-Kommission, die sich auf die Fahnen geschrieben hat, die Beihilfeverordnung neu zu fassen. Der ZDS warnt hier ausdrücklich vor gravierenden Fehlentwicklungen, die im schlimmsten Fall dazu führen könnten, dass wichtige Infrastrukturvorhaben in den Häfen oder im Zu- und Ablauf der Häfen nicht oder nur mit extremer Verzögerung umgesetzt werden könnten. Auch die breitere Öffentlichkeit müsse sich dieser Problematik unbedingt bewusst sein.

Und auch das wollte Peters nicht unkommentiert lassen: die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichtes in Leipzig zur Fahrrinnenanpassung der Elbe. Sie soll kurz vor Weihnachten fallen. Peters zeigte sich zuversichtlich, dass die Elbvertiefung realisiert werden kann: „Ich rechne damit, dass sie kommt.“ EHA/FBi

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