Bremens „Seeadler“ mit grüner Power

Mit Spitzentechnik ausgerüstet: das neue, 1,4 Millionen Euro teure bremenports-Schiff, Foto: Eckardt

Geschichtsträchtig: Die neue LNG-Klappschute für bremenports entsteht in Holland, Skizze: bremenports
Die beiden Hafenverwaltungen von Hamburg und Bremen treiben die Erneuerung ihrer Flotten mit Nachdruck voran.
Während die Hamburg Port Authority (HPA) kürzlich zwei neue Eisbrecher und Schlepper in Dienst stellte, freut sich bremenports jetzt über die neue „Seeadler“, ein Peil- und Vermessungsschiff. Allen drei Schiffen ist eines gemein: Sie erfüllen hinsichtlich ihrer Antriebstechnik höchste Umweltanforderungen.
Die Bremer „Seeadler“ entstand auf der Schiffswerft Hermann Barthel GmbH in Derben/Elbe, gut 50 Kilometer nordöstlich von Magdeburg. Das rund 1,4 Millionen Euro teure Spezialfahrzeug, zu dessen Stammbesatzung zwei Mann gehören, ist 16,10 Meter lang und fünf Meter breit. Es ersetzt das bisherige Vermessungsschiff „Kiekut“, das nach 25 Jahren Einsatz in Bremerhaven fortan in den stadtbremischen Häfen unterwegs sein wird. Derzeit erfolgt die Erprobung der „Seeadler“ in den Hafenanlagen von Bremerhaven. Für das Frühjahr ist dann die Taufe vorgesehen. Das nur 1,3 Meter tiefgehende Schiff, das bei der Vermessung der Gewässersohle, der Ortung von Objekten am Hafengrund oder auch zur Bauwerkskontrolle unter Wasser an den Schleusen, Brücken und Kaimauern zum Einsatz kommt, wurde dabei mit speziellen vermessungstechnischen Geräten zur hochauflösenden Objekterkennung und Bodenklassifizierung ausgerüstet.
Ein besonderes Augenmerk wurde bei diesem vom DNV GL klassifizierten Spezialschiff auf die Umweltfreundlichkeit der Antriebsanlage gelegt.
Dabei fiel die Wahl von bremenports auf das High Torque Power Drive(HTP)-Antriebskonzept der Firma Torque Marine GmbH & Co. KG in Hamburg. Die Motorenanlage besteht aus einem Scania-Diesel-Gen set mit einer Leistung von 323 kW sowie einem wassergekühlten, redundanten Torque-Motor mit 220 kWe. Dieser Motor versorgt ohne ein zwischengeschaltetes Getriebe den freischlagenden, fünfflügeligen Thies-Festpropeller. Die überschüssige Energie des Antriebsaggregats wird in insgesamt zehn Lithium-Batterien mit einer Gesamtnennleistung von 105 kWh gespeichert. Somit kann bei Bedarf die gespeicherte Energie den elektrischen Fahrmotor versorgen. Damit ist dann ein emissionsfreier Fahrbetrieb zum Beispiel auf kürzeren Strecken im Hafenbereich möglich. Ein Side-Power-Querstrahlruder mit einer Leis tung von 40 kW unterstützt die Manövrierfähigkeit des Vermessungsschiffes.
Die Schiffswerft Barthel ist für bremenports ein vertrauter Kooperationspartner. So baute sie zum Beispiel das Arbeitsschiff „Taucher bremenports“. Die Anfänge des mittelständischen Schiffbaubetriebes reichen bis ins Jahr 1799 zurück. Er überstand alle Stürme der vergangenen beiden Jahrhunderte. Zu DDR-Zeiten wurde das Unternehmen 1972 verstaatlicht und als Betriebsteil der VEB Schiffsreparaturen Berlin weitergeführt. Kerngeschäft waren Zuarbeiten für die Werft Genthin (Sachsen-Anhalt). Nach der Wende wurde das Unternehmen reprivatisiert. In den 1990er Jahren wurde kräftig in die Erneuerung des Unternehmens investiert, unter anderem durch den Bau von zwei großen Schiffbauhallen. Zur Ausrüstung gehört ebenfalls eine Slipanlage. Die Werft kann nach eigenen Angaben Schiffe bis zu einer Gesamtlänge von 80 Metern bauen. Darüber hinaus gehören Umbauten und Reparaturen zum Service-Portfolio. Neben dem Bau der Schiffe liegt eine weitere Kerntätigkeit in der Konstruktion. 30 Mitarbeiter stehen heute bei der Werft in Lohn und Brot.
Bremenports erwartet aktuell Deutschlands erste mit LNG-Antrieb ausgerüstete Klappschute, die „greenports 1“. Sie entsteht bei Shipyard Constructions Hoogezand Nieuwbouw B.V. in Foxhol. EHA/CE