Brückenausfall? – „Eine Katastrophe!“

Herausragender Lastenträger: die Köhlbrandbrücke. Restlaufzeit: noch bis 2030. Foto: Arndt

„Endlich Klarheit und Planungssicherheit schaffen“ Ralf NiedmersCDU-Hafenexperte. Foto: T. Jann
Im Hamburger Hafen tickt eine Uhr immer lauter und eindringlicher: Die Lebensdauer der Köhlbrandbrücke endet 2030. Bis dahin muss ein Ersatz geschaffen sein – ob als Brückenneubau oder als Tunnel.
Geht es nach der Hafenwirtschaft, aber auch der Hamburg Port Authority (HPA), dann steht die technische Ersatzlösung fest: ein Tunnel unter dem Elbe-Nebenarm Köhlbrand, zugleich Namensgeber für die 1974 eingeweihte und inzwischen auch zu einem Hamburger Wahrzeichen aufgerückte Brücke mit ihren markanten Stahl-Pylonen. Die Brücke, die den westlichen mit dem östlichen Hafenteil verbindet, und täglich von rund 38.000 Fahrzeugen aller Art genutzt wird, ist bis dahin nicht nur technisch aufgebraucht. Sie hat mit rund 53 bis 55 Meter – je nach Tide – auch eine zu geringe lichte Druchfahrtshöhe. Und das hat Folgen vor allem für Hamburgs Hightech-Terminal, den CTA der HHLA. Er kann nicht von den heutigen Mega-Boxern angesteuert werden.
Seit wenigen Wochen kommen immer neue Details zu den wahrscheinlichen Kosten für eine neue Köhlbrand-Querung auf den Tisch. Noch sind die aktuell im Umlauf befindlichen Zahlen, die zudem auch nicht mehr taufrisch sind, nicht offiziell. Hafenfachleute vermuten, dass die Zurückhaltung auch mit Blick auf die Bürgerschaftswahlen im Februar 2020 erfolgt. Danach liegt der Schätzwert für die Brückenlösung – einschließlich der Abrisskosten für das alte Bauwerk – bei gut 2,5 Milliarden Euro. Die Tunnellösung schlüge mit gut 3,3 Milliarden Euro zu Buche. Auch diese Warnung schwebt über allem im Raum: Ist bis 2030 keine Ersatzlösung verfügbar, stünde dann auf der „alten“ Brücke nur ein Richtungs-Fahrstreifen bereit, womit auch Mega-Staus vorprogrammiert wären.
Für Hamburgs Handelskammer-Vize-Präses André Mücke lösen die neuerlichen Kosten- und Planungsgerüchte indes größtes Unbehagen aus: Er sagt: „Ein Ersatzbauwerk für die Köhlbrandbrücke ist unverzichtbar. Die Verkehrswege vom und in den Hafen sind die Schlagadern der Hamburger Wirtschaft. Eine Einschränkung oder gar ein Ausfall dieser lebenswichtigen Verbindung in den Hafen wäre eine Katastrophe und der volkswirtschaftliche Schaden für den gesamten Standort Hamburg ungleich höher als die Baukosten eines geeigneten Ersatzes.“ Daher fordert die Wirtschaftsvertretung den Senat dringend dazu auf, „endlich eine Grundsatzentscheidung in Bezug auf den Bau eines Tunnels oder einer Brücke zu treffen und das Projekt mit der gebotenen Eile voranzubringen“.
Für Ralf Niedmers, hafenpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, stellt „die Entscheidungsschwäche des rot-grünen Senats mittlerweile ein echtes Problem für den Hafen und den gesamten Wirtschaftsstandort Hamburg“ da. Er erinnert daran, dass seine Fraktion bereits 2014 „einen Tunnel als Ersatz für die Köhl brandbrücke gefordert und vor über einem Jahr den Senat in einem Antrag erneut dazu aufgefordert, endlich Klarheit und Planungssicherheit zu schaffen“. Niedmers warnt: „Die Uhr tickt.“
Nach Überzeugung der FDP ist es nicht nachvollziehbar, dass die Finanzierungsfrage zwischen Bund und Land weiterhin „ungeklärt ist“. Anna von Treuenfels-Frowein, FDP-Fraktionsvorsitzende in der Bürgerschaft, empfindet das als „weder nachvollziehbar noch akzeptabel“. Und weiter: „Die immensen Belastungen, die für die Hafenwirtschaft mit jedem Jahr Verzögerung entstehen, sind nicht vertretbar. Wer dem Bürger suggeriert, ‚die Stadt im Blick‘ zu haben, darf solch wesentliche Infrastrukturprojekte nicht derart schleifen lassen“. EHA