Buss schließt Hansa Terminal in Hamburg

Wohin geht die Reise? 90 BHT-Mitarbeiter verlieren ihren Job. Für sie werden neue Arbeitsplätze gesucht, Foto: Arndt

Verkünder der schlechten Nachricht für Hamburg (v.l.): Marco Neelsen und Johann Killinger, Foto: Arndt

Steht für Vielseitigkeit: der Buss Hansa Terminal. Zum Jahresende ist unweigerlich Schluss, Foto: BUSS
Neuer Tiefschlag für den Universalhafen Hamburg: Der mit Abstand größte Umschlagbetrieb für konventionelles Stückgut und Breakbulk, der Buss Hansa Terminal (BHT), stellt mit Ablauf dieses Jahres seine Aktivitäten ein. Der Pachtvertrag endet dann.
Das gaben am Montag Dr. Johann Killinger, geschäftsführender Gesellschafter der Buss Group, und Marco Neelsen, Geschäftsführer von Buss Port Logis tics, in der Hansestadt bekannt. Die Einladung zur Pressekonferenz war kurzfristig am Sonntagvormittag erfolgt, nachdem in der zurückliegenden Woche die Gerüchteküche um die Zukunft des Traditions-Terminals unterhalb der markanten Köhlbrandbrücke nicht mehr zur Ruhe kam. Am Freitag dann handelte das Management: Die Mitarbeiter wurden auf einer kurzfristig einberufenen Betriebsversammlung über die anstehende Schließung informiert. „Und wir haben auch jeden unserer Kunden persönlich in Kenntnis gesetzt“, ergänzte Neelsen, der erst seit Frühherbst 2015 in dem Unternehmen tätig ist.
Killinger und Neelsen bemühten sich, die Schließungsentscheidung als das Ergebnis eines mehrjährigen Prozesses darzustellen. Ein Prozess, der Kernbestandteil der großräumigen Neugestaltung des Mittleren Freihafens ist. Zur Erinnerung: Noch bis zum Ausbruch der Schifffahrtskrise 2008/2009 war vorgesehen, in dem Gebiet den neuen Container Terminal Steinwerder (CTS) zu bauen. Die Krise führte in der Folge zu einer ersten Neujustierung, die vorsah, den CTS künftig als „Central Terminal Steinwerder“ zu definieren, der mehreren Aufgaben dienen sollte. Über einen internationalen Wettbewerb wurden Anfang 2010 verschiedene Projektentwürfe vorgestellt. Auch die Buss Gruppe hatte sich daran beteiligt und das Konzept eines Vielzweckterminals vorgelegt – damit aber nur den dritten Platz belegt.
Die Buss Group räumte in den Folgejahren ihre Anlagen im Bereich der benachbarten „70er Schuppenstrecke“ im Kaiser-Wilhelm-Hafen. Auf einem Teil der Flächen steht seit Sommer 2015 der dritte Kreuzfahrtterminal CC 3. Ein Projekt, das erst im Frühjahr 2013 als neue Idee entstand – vor dem Hintergrund des boomenden Kreuzfahrtgeschäftes. Buss wurde für das Räumen seiner Anlagen großzügig entschädigt: Von rund 130 Millionen Euro ist die Rede. Zudem bekam das Unternehmen nochmals eine kurze Nutzungsverlängerung für den BHT-Komplex, der als „80er Schuppenstrecke“ in Hamburg ein Begriff ist.
Noch im Oktober 2015 hatte sich Killinger zuversichtlich gezeigt, so oder so Hafenumschlag in Hamburg betreiben zu können. Dabei habe er auch auf „Olympia in Hamburg“ gesetzt, räumte Killinger am Montag ein. In diesem Falle wäre das Gebiet des Kleinen Grasbrooks am Ostrand des Hafens aufgegeben und der Mittlere Freihafen beschleunigt neu justiert worden. Killinger: „Aber leider hat sich die Hamburger Bevölkerung im Referendum dann doch anders entschieden.“ Der BHT hätte, so ließ Killinger durchblicken, vielleicht noch für eine „X“-Zeit weiterbetrieben werden können. Doch der Senat stellte klar: Am 31. Dezember 2016 ist definitv Schluss. Killinger und Neelsen kündigten an, sie wollten jetzt mit dem Senat um noch „ein paar Monate“ Übergangszeit verhandeln, um zwei wesentliche Ziele zu erreichen. Erstens: Ersatzarbeitsplätze für die aktuell 90 Mitarbeiter umfassende BHT-Kernmannschaft finden. Zweitens: das bislang an diesen Terminal gebundene, wertschöpfungsintensive Stückgut- und Breakbulk- sowie Containergeschäft „für den Hamburger Hafen als Ganzes zu erhalten“, so Neelsen.
Eine Zahl wurde genannt: rund 100.000 TEU, die im Shortsea-Verkehr anfallen. Die eigenen Terminalkunden seien mit anderen Anbietern im Hafen unterwegs. Dem Eindruck, dass mit dieser Unternehmensentscheidung ein weiterer Erosionsprozess für den Hamburger Hafen eingeleitet wird, widersprachen die beiden Hafenmanager. „Ganz besonders am Herzen“ (Neelsen) liege dem Unternehmen auch die Zukunft der Mitarbeiter. Man werde einen Sozialplan mit dem Betriebsrat erarbeiten. Zudem werde man mit Hafenfirmen über entsprechende Personalübernahmen sprechen. Und: Killinger und Neelsen setzen auf die Stadt Hamburg. EHA