Corona lässt Umschlag in Hamburg schrumpfen

Die weiterhin zerstörend wirkende Corona-Pandemie lässt auch den Hamburger Hafen beim Gesamtumschlag deutlich hinter die noch vor einem Jahr geäußerten positiven Erwartungen rutschen.

Diesen Rückschluss lässt die Umschlagentwicklung der Nummer drei unter den europäischen Universalhäfen nach den ersten neun Monaten zu. Das umfangreiche Zahlenwerk wurde am Dienstag durch die beiden Vorstände von Hafen Hamburg Marketing (HHM), Axel Mattern und Ingo Egloff, vorgestellt. Wie bereits in den zurückliegenden Zwischenberichten erfolgte die Präsentation nur im virtuellen Umfeld.

Einen schwachen Trost findet HHM allerdings doch in den bislang verfügbaren Zahlen: Es besteht gerade aufgrund der Entwicklung im 3. Quartal für Mattern „die Hoffnung, dass der zweistellige Umsatzrückgang gestoppt werden konnte“. Zur Erinnerung: Für das 2. Quartal weist der Elbe-Hafen noch einen Rückgang beim Gesamtumschlag von 16,2 Prozent auf. Mattern weiter: „Seit Juli sehen wir eine Stabilisierung in der Umschlagentwicklung und damit einen insgesamt geringeren Rückgang beim Seegüterumschlag.“

So hätten die – zunächst – im Sommer gesunkenen Infektionszahlen und die daraufhin gelockerten Corona-Schutz-Auflagen auch bewirkt, dass die Unternehmen ihre Läger für das Weihnachtsgeschäft 2020 wieder aufgefüllt hätten. Ob sich der aus HHM-Sicht ermutigende Trend des 3. Quartals auch im letzten Dreimonatszeitraum so fortsetzt, lässt man bei HHM offen. Doch das ist bereits jetzt unstrittig: „Wir werden das starke Vorjahresergebnis trotz der Erholung seit der Jahresmitte nicht mehr erreichen“, ist jedenfalls HHM-Vorstand Egloff überzeugt. Die seit Juli des Jahres erkennbare Entwicklung lasse jedenfalls hoffen, „dass wir am Jahresende nur Verluste im einstelligen Bereich haben werden“. Zur Einordnung: Für 2019 weist Deutschlands größter Universalhafen einen Seegüterumschlag von 136,6 Millionen Tonnen auf (plus 1,1 Prozent) auf und kam beim Containerumschlag auf rund 9,3 Millionen TEU (plus 6,1 Prozent).

Im Berichtszeitraum Januar bis September 2020 wurden über die verschiedenen Terminals des Hafens rund 93,2 Millionen Tonnen umgeschlagen. Das entspricht einem Rückgang von 10,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresvergleichszeitraum. Betroffen sind beide Hauptumschlagsegmente. Unter einem negativen Vorzeichen standen dabei sowohl der Stückgut- wie auch der Massengutumschlag. Während an Stückgütern aller Art rund 65,2 Millionen Tonnen bewegt wurden (minus 9,9 Prozent), verlor der Massengutumschlag sogar 12,4 Prozent seiner Menge und schloss den 9-Monatszeitraum mit insgesamt 28 Millionen Tonnen ab.

Im Container-Segment wurden in Hamburg in den ersten drei Quartalen insgesamt 6,3 Millionen TEU über die Kaikanten gehoben. Das ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Rückgang von 9,9 Prozent.

Unterschiedlich stark entwickelten sich neben den gesamthaften Ladungsströmen auch die Aus- und die Einfuhren von Januar bis September. Das Import-Aufkommen ging um 14,4 Prozent auf 51,8 Millionen Tonnen zurück. Beim Export fielen 41,4 Millionen Tonnen an, was einem Rückgang von 5,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

Prägend für die starke Delle auf der Einfuhrseite waren dabei die Rückgänge bei Kohle und Erzen, die wichtige Rohstoffe für die Stahlerzeugung sind. Auf der anderen Seite wurde die Export-Seite von steigenden Ausfuhren von Getreide oder auch Düngemitteln geprägt.

Ein durchaus heterogenes Lagebild bietet sich bei der Entwicklung der Seegüterverkehre mit den unterschiedlichen Ziel- und Quellmärkten im relevanten Container-Bereich. Danach erlebte Hamburg in den zurückliegenden Monaten diesmal die Kehrseite der starken, historisch gewachsenen China-Ausrichtung, auch da als eine messbare Folge der Corona-Pandemie, die in China bekanntlich ihren Ursprung hatte. So liegt der Anteil der China-Boxen in den drei ersten Quartalen um 11,3 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Dieser Rückgang konnte nicht durch andere Trades ausgeglichen werden, betont HHM. Im Gegenteil: Auch starke Teilmärkte für den Hamburger Hafen wie etwa Russland (minus 15,1 Prozent) oder Polen (minus 9,6 Prozent) verloren erheblich an Ladungsmenge.

Angenehm überrascht ist man bei HHM indes über die Entwicklung der USA-Verkehre. Für diesen Markt weist die Statistik in den ersten drei Quartalen gut 439.000 TEU aus (plus 0,1 Prozent). Mattern dazu: „Die unverändert positive Containerverkehrsentwicklung mit den USA überrascht vor dem Hintergrund der dort durch Corona beeinträchtigten Wirtschaftsleistung und einer sinkenden Nachfrage.“

Einen interessanten Sondereffekt stellt man bei HHM für den Seeverkehr mit Großbritannien fest, das Ganze vor dem Hintergrund des Brexit. Egloff erklärt sich das so: „Die positive Entwicklung im Containerverkehr mit Großbritannien ist auf vermehrt durchgeführte Transporte von Leercontainern für den deutschen Markt und auf verstärkt stattfindende Lieferungen nach Großbritannien zurückzuführen.“  EHA

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